Vorgehen gegen Juden
In der Wirtschaftskrise der 1930er Jahren hatte die polnische Regierung Minderheitenrechte (aus dem Versailler Friedensvertrag) „ausgesetzt“ und Juden z.B. den Zugang zum öffentlichen Dienst erschwert. Nach dem deutschen Überfall wurden sie Schritt für Schritt aus dem wirtschaftlichen Leben verdrängt: Bankkonten wurden gesperrt, sie durften nicht mehr in der Textilbranche arbeiten, ihre Unternehmen wurden an Kommissare übergeben, d.h. faktisch konfisziert; die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, der Besitz von Autos und Radios wurden verboten, an jüdischen Feiertagen musste gearbeitet werden. Viele wurden im Radogoszcz-Gefängnis eingesperrt, getötet oder in KZ deportiert.
Am 4. November wies Regierungspräsident Friedrich Uebelhoer alle Juden an, eine gelbe Armbinde zu tragen (später einen gelben Davidsstern). Am 15.- 17. November 1939 zerstörten die Deutschen alle Synagogen, auch die „Große Synagoge“; die „Reicher Synagoge“ wurde wieder aufgebaut und wird seit den 1980er Jahren wieder genutzt.
Viele Juden wurden umgebracht oder zur Zwangsarbeit verpflichtet. Uebelhoer kündigte die Errichtung eines Judenghettos an, dieses wurde am 30. April 1940 hermetisch von der Stadt abgeriegelt. Es existierte bis August 1944 (vgl. Ghetto Litzmannstadt).
Die Stadt wurde nicht bombardiert und am 19. Januar 1945 von der Roten Armee befreit.
Gedenkorte in Lodz
Neben dem zentralen Gedenkort Ghetto Litzmannstadt erinnern an vielen Stellen Gedenksteine, Denkmäler, Tafeln etc. an Widerstandskämpfer und Opfer der Besatzer:
- Arbeitserziehungslager Sikawa
- Gefängnis Radogoszcz
- Jugendorganisation Promienisci
-„Polen-Jugendverwahrlager Litzmannstadt“
zum Ghetto Litzmannstadt
- Jüdischer Friedhof
- Stacja Radegast/Bahnhof Radegast
- Park der Überlebenden/Dialogzentrum Marek Edelman
- Gedenkweg Ghetto Litzmannstadt.
Literatur/Medien
Aly, Götz: Die Belasteten. 'Euthanasie' 1939-1945, Bonn 2013, S. 92ff.
Gutman, Israel u.a. (Hg.): Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden, Berlin 1993, S. 892ff.
Hensel, Jürgen (Hg.): Polen, Deutsche und Juden in Lodz 1820-1939. Eine schwierige Nachbarschaft, Lodz 1965
Mallmann, Klaus-Michael/Böhler, Jochen/Matthäus, Jürgen: Einsatzgruppen in Polen. Darstellung und Dokumentation, Darmstadt 2008
https://pl.wikipedia.org/wiki/Szpital_im._J%C3%B3zefa_Babi%C5%84skiego_w_%C5%81odzi
https://de.wikipedia.org/wiki/%C5%81%C3%B3d%C5%BA
https://de.wikipedia.org/wiki/Ghetto_Litzmannstadt
https://www.wikiwand.com/pl/Intelligenzaktion_Litzmannstadt
https://lodz.travel/de/tourismus/was-ist-hier-zu-sehen/industrieerbe/
https://lodz.travel/de/tourismus/was-ist-hier-zu-sehen/manufaktura/
Anhang: Karten, Gedenkwege, Tagebücher/Ghetto-Chronik, Literatur
Gedenkweg Ghetto Litzmannstadt mit Fotos und Beschreibungen
– Stadt Lodz (Hg.): http://www.lodz-ghetto.com (bebilderte und beschriebene Stationen von Baluter Ring/Rynek Balucki bis Jüdischer Friedhof und Bahnhof Radegast);
ergänzend: Joanna Podolska: Traces of the Litzmannstadt-Getto (mit Fotos, Karten, Auszügen aus der „Getto-Chronik“ und Stimmen zeitgenössischer Autor*innen)
Deutsch-polnisches Jugendwerk (Hg): Weg des Gedenkens an das Ghetto Litzmannstadt: https://erinnerungsorte.org/miejsca/lodz-weg-des-gedenkens-an-das-ghetto-litzmannstadt/
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Zeitgenössische Literatur/Tagebücher/Getto-Chronik
Feuchert, Sascha / Leibfried, Erwin /Riecke, Jörg (Hg.): Die Chronik des Gettos Lodz / Litzmannstadt (= Schriftenreihe zur Lodzer Getto-Chronik). 5 Bände. Göttingen 2007 ff.
Poznanski, Jakub: Tagebuch aus den Ghetto Litzmannstadt, Berlin 2011 (hatte sich 1944 – nach den Deportationen nach Auschwitz – auf dem Ghettogelände versteckt und überlebt)
Rosenfeld, Oskar: Aufzeichnungen aus dem Getto Lodz „Wozu noch Welt“, Frankfurt a.M. 1994
Sierakowiak, Dawid: Dziennik, Warschau 2016 (Hrsg. Zydowski Instytut Historyczny)
Singer, Oskar : „Im Eilschritt durch den Getto-Tag“. Reportagen und Essays aus dem Getto Lodz 1942-1944. Hg. v. Sascha Feuchert, Erwin Leibfried, Jörg Riecke u.a., Berlin 2002
Weitere Literatur
Alberti, Michael: Die Verfolgung und die Vernichtung der Juden im Reichsgau Wartheland 1939-1945, Wiesbaden 2006, bes. S. 147ff., 217ff., 258ff., 373ff.
Gutman, Israel u.a. (Hg.): Enzyklopädie des Holocaust, Berlin 1993, S. 892 - 900
Dokumentation über Ausrottung und Widerstand der Juden in Polen während des zweiten Weltkriegs, Berlin (Ost) 1960
Klein, Peter: Die „Ghettoverwaltung Litzmannstadt“ 1940-1944, Hamburg 2009
Löw, Andrea: Juden im Getto Litzmannstadt – Lebensbedingungen, Selbstwahrnehmung, Verhalten, Göttingen 2006;
dies.: Warthegau. „Und diese Stadt wird leben, weil sie so leidenschaftlich leben will“, in: Hensel, Jürgen/Lehnstaedt, Stephan (Hg.): Arbeit in den nationalsozialistischen Ghettos, Osnabrück 2013
Miron, Guy/Shulhani, Shlomit (Hg.): The Yad Vashem Enzyklopädie der Ghettos während des Holocaust, Göttingen/Jerusalem 2014, S. 406-414
Unger, Michal: Das letzte Ghetto – Leben in Lodz Ghetto, Yad Vashem 1995
https://www.centrumdialogu.com/en/ghetto/history
https://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/das-deutsche-ghetto-litzmannstadt-im-polnischen-lodz/
https://de.wikipedia.org/wiki/Ghetto_Litzmannstadt
https://de.wikipedia.org/wiki/Ghetto_Litzmannstadt#/media/Datei:Litzmannstadt_Ghetto_plan.svg
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/voelkermord/ghetto-lodz.html
https://www.erinnerungsorte.org/
(Text: Beate Kosmala 2016, erg. Uhh 2021; Fotos: B. und U. Stoll, Uhh u.a. - 2019, 2021 )