Gedenkstätte in KalogrezaKalogreza ist ein Viertel der Gemeinde Nea Ionia im Norden Athens (Regionalbezirk Athen-Nord). Der vorwiegend von Flüchtlingen aus der Türkei (siehe „Kleinasiatische Katastrophe") bewohnte Ort galt während der deutschen Besatzung als eine Hochburg des Widerstands.
Anfahrt: U-Bahn Linie 1 „Nea Ionia"

Ereignisse
In Kalogreza wurde eine der ersten Razzien (bloccos) durchgeführt, die seit dem Amtsantritt von Dr. Walter Blume als Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD (BdS) in Athen im November 1943 den deutschen Besatzungskräften als oft angewandtes Mittel dienten, um - neben der Suche nach echten oder vermeintlichen „Kommunisten“ - in enger Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbataillonen den Arbeitskräftemangel der heimischen Rüstungsindustrie zu befriedigen (siehe dazu auch Blocco von Kokkinia, Blocco von Kallithea, Blocco von Egaleo).
Im Morgengrauen des 15. März 1944 wurden ca. 500 Gendarmen nach Kalogreza geschickt: „Die schlafenden Einwohner wurden von Befehlsrufen aus Megaphonen geweckt, alle männlichen Bewohner des Viertels sollten unverzüglich zum zentralen Platz gehen. Gendarmen und Bataillonsangehörige durchkämmten alle Häuser und hatten Order, jeden zu erschießen, der sich dort versteckte. Im kalten, grauen Licht des anbrechenden Morgens hockten Tausende Männer auf dem Boden, während mit Kapuzen getarnte Informanten Sympathisanten der EAM identifizierten. Die Gendarmen verglichen die Ausweise der Betreffenden mit Listen angeblicher Kommunisten und nahmen 300 Männer fest" (Mazower, S. 400).

Lithografie von A. Tassos22 Männer wurden sofort am Bett des Flusses Podonifti erschossen, ca. 150 Männer (Fleischer, S. 146) in das KZ Chaidari gebracht. Viele von ihnen wurden mit dem ersten Transport, der Chaidari am 25. Mai 1944 mit 850 Männer und 61 Frauen verließ, zur Zwangsarbeit in deutsche Konzentrationslager deportiert.

Gedenken
Auf einer Grünfläche an der Ethnikís Antístaseos (Straße des Nationalen Widerstands) befindet sich eine Gedenkstätte für die 22 exekutierten Männer.

In Erinnerung an die Opfer von Kalogreza schrieb Giannis Ritsos die Zeilen:
„Στην Καλογρέζα σαν περνάς, ξέγνοιαστε εσύ διαβάτη,
με ευλάβεια πρέπει να πατάς,
γιατί σε τούτα τα λιθάρια έπεσαν για τη λευτεριά 22 παλλικάρια…"
(Reisender, pass auf wenn du in Kalogreza vorbeikommst,
schreite mit Ehrfurcht, denn auf diesen Steinen fielen für die Freiheit 22 junge Burschen).

Literatur / Medien:
Fleischer, Hagen: Deutsche „Ordnung“ in Griechenland, in: Droulia u. ders. (Hg.): Von Lidice bis Kalavryta, Berlin 1999, S. 151-223; Mazower, Mark: Griechenland unter Hitler: Das Leben während der deutschen Besatzung, Frankfurt 2016 (deutsche Übersetzung des 1993 erschienenen Buches Inside Hitler’s Greece – The Experience of Occupation 1941-44); de.wikipedia.org/wiki/Nea_Ionia_(Attika)