Im April 1943 stellte die deutsche Wehrmacht im Bereich des Befehlshabers Saloniki-Ägäis einen ersten griechischen Kollaborationsverband zur „Bandenbekämpfung“, das „Freiwilligen-Bataillon Saloniki“ unter Georgios Poulos, auf. Poulos war Chef der faschistischen, antisemitischen, paramilitärischen Partei EEE (Nationale Union Griechenlands). Die zunächst aus ca. 300 Mann bestehende Truppe hatte deutsche Ausbilder, trug deutsche Uniformen, beteiligte sich an „Säuberungsunternehmen“ der Wehrmacht gegen die ELAS und übte blanken Terror unter der Zivilbevölkerung aus.
Kollaborierende Griechen unliebsame „Maßnahmen“ ausführen zu lassen, entsprach der Strategie, die bereits bei der Neubesetzung der griechischen Kollaborationsregierung eine Rolle spielte (Konstantinos Logothetopoulos wurde am 7. April 1943 durch Ioannis Rallis ersetzt). Es sei wichtig, so der Gesandte Altenburg, „daß die Verantwortung für alle Maßnahmen von der griechischen Regierung getragen wird, die Maßnahmen propagandistisch also nicht gegen die Besatzungsmächte von der Feindseite ausgeschlachtet werden können“ (Telegramm Günther Altenburg an das Auswärtige Amt vom 22. März 1943, zit. nach Bundesarchiv, S. 228, Dok. 129). Unter Rallis, gut vernetzt mit der alten griechischen Elite, die bereits mehrheitlich von einem alliierten Sieg überzeugt und von der Sorge vor der „kommunistischen Bedrohung“ in Griechenland beherrscht war, wurden erste Evzonen-Regimenter (eigentlich: königliche Leibgarde) aufgestellt.
Nach dem Kriegsaustritt Italiens und unter dem Eindruck einer ggf. drohenden alliierten Invasion auch in Griechenland wurden Polizei- und Gendarmerie-Einheiten nach deren Reorganisation wiederbewaffnet und - Poulos' Einheit hatte sich bewährt - eine große Anzahl sogenannter „Sicherheitsbataillone“ (Tagmata Asfalias) aufgestellt (die Angaben zur Anzahl der Einheiten und deren Gesamtstärke schwanken, die griechischen Freiwilligenverbände dürften ca. 20.000 Mann umfasst haben). Formal der griechischen Kollaborationsregierung unterstellt, lag der Oberbefehl über Evzonen, Sicherheitsbataillone, Polizei und Gendarmerie bei dem Höheren SS- und Polizeiführer Griechenland Walter Schimana.
Wehrmachtsoberbefehlshaber Alexander Löhr bezeichnete die gezielte Strategie, mittels Aufstellung von kollaborierenden „Sicherheitsbataillonen“ Griechen gegen Griechen zu hetzen, im Januar 1944 als „politische Maßnahme im Zuge der [...] Bekämpfung des Kommunismus, für die der antikommunistische Teil der griechischen Bevölkerung restlos eingespannt werden muss, damit er sich eindeutig festlegt und in offene Feindschaft zum kommunistischen Teil getrieben wird“ (zit. nach Fleischer 1999, S. 172).
Das bestialische Wüten der „Sicherheitsbataillone“, die u.a. bei Einsätzen in den „roten Hochburgen“ im Großraum Athen/ Piräus - wie etwa bei den Razzien zur Arbeitskräftebeschaffung (bloccos) von Kokkinia, Kalogreza und Kallithea - von deutschen Einsatztruppen hinzugezogen wurden, und dabei nach Gutdünken Exekutionen durchführen konnten, bestätigte die Wirkung der auf Spaltung der Bevölkerung zielenden Strategie der Besatzer. Und steht für die erste Phase des Griechischen Bürgerkriegs.
Nach vollendetem deutschen Abzug aus Griechenland bedankte sich Himmler: „Lieber Schimana! Nach Abschluß Ihrer Tätigkeit als Höherer SS- und Polizeiführer in Griechenland spreche ich Ihnen meine volle Anerkennung und meinen Dank [...] insbesondere [...] dafür aus, daß Sie es verstanden haben, die aufbau- und ordnungswilligen Elemente des griechischen Volkes in den griechischen Freiwilligen- und Evzonen-Verbänden zu organisieren und bis zum letzten Tage in treuester Gemeinschaft mit unseren deutschen Verbänden im Kampf gegen die bolschewistischen Verschwörer zu führen“ (zit. nach Fleischer 1986, S. 458).

Nach der Ankunft der griechischen Exilregierung, Papandreous Regierung der Nationalen Einheit, am 18. Oktober 1944 in Athen sollten - so die Vereinbarung von Caserta - die „Sicherheitsbataillone“ entwaffnet und ihre Mitglieder vor Gericht gestellt werden. Stattdessen wurden Viele in Sondereinheiten als Nationalgardisten zusammengefasst, was Massenverhaftungen und Exekutionen ihrer Gegner nach sich zog. Später wurden ehemalige Mitglieder auch in die Armee übernommen. Im Urteil des Prozesses gegen Kollaborateure 1945 hieß es, die Aufstellung der „Sicherheitsbataillone“ hätte dazu gedient, die Ruhe und Ordnung im Lande wiederherzustellen, die durch den Widerstand gefährdet gewesen wären!

Während der griechischen Militärdiktatur (1967-1974) wurden bewaffnete Kollaborteure offiziell rehabilitiert und u.a. Mitglieder der „Sicherheitsbataillone“ per Gesetz (179/69) als pensionsberechtigter „Widerstand“ anerkannt. Deren Berechtigung auf Staatspensionen wurde unter Evangelos Averoff-Tositsas, griechischer Verteidigungsminister von 1975-1981, bestätigt.

Literatur / Medien:
Bundesarchiv (Hg.): Europa unterm Hakenkreuz - Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941 - 1945), Dokumentenauswahl und Einleitung von Martin Seckendorf unter Mitarbeit von Günter Keber, Jutta Komorowski, Horst Muder, Herbert Stöcking und Karl Übel, Berlin 1992; Fleischer, Hagen: Deutsche „Ordnung“ in Griechenland, in: Droulia u. ders. (Hg.): Von Lidice bis Kalavryta, Berlin 1999, S. 151-223; Fleischer, Hagen: Im Kreuzschatten der Mächte – Griechenland 1941-1944, Frankfurt/M. 1986; Fleischer, Hagen: Kollaboration und deutsche Politik im besetzten Griechenland, in: Bundesarchiv (Hg.): Europa unterm Hakenkreuz. Okkupation und Kollaboration (1938-1945), 1994, S. 377-96; Seckendorf, Martin: Ungesühnt - Die Massaker der Wehrmacht in Griechenland 1941 bis 1944: www.trend.infopartisan.net/trd0202/t080202.html; Voglis, Polymeris: Rückkehr der Vergangenheit. Die Erinnerung an den Widerstand in der politischen Kultur Griechenlands 1974-1989, In: Kambas, Chryssoula / Mitsou, Marilisa (Hg.): Die Okkupation Griechenlands im Zweiten Weltkrieg. Griechische und deutsche Erinnerungskultur, Köln 2015, S. 67-84