Am 16. Februar 1942 verkündete die Nationale Befreiungsfront (EAM) die Gründung der Griechischen Volksbefreiungsarmee (Ellinikos Laikos Apelevtherotikos Stratos, ELAS). Der Name war für die schnelle Verbreitung genial gewählt: Die Buchstabenkombination der Abkürzung ELAS ist im Neugriechischen phonetisch identisch mit „Hellas“, der Eigenbezeichnung von Griechenland.
Hauptaufgabe der ELAS sollte der Kampf gegen die deutschen und italienischen Besatzungstruppen sein. Nach der Befreiung sollte die ELAS die nationale Unabhängigkeit sichern und für die Herstellung demokratischer Verhältnisse sorgen, um freie Wahlen zu ermöglichen.

Bereits vor der Entstehung der ELAS hatte Aris Velouchiotis im Auftrag von Andreas Tzimas (Mitglied im Zentralkomitee der der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) und Sekretär der Ortsgruppe Athen, KOA) im Hinterland die Voraussetzungen eines bewaffneten Befreiungskampfes „in den Bergen“ geprüft. Nach deren Gründung schuf Velouchiotis im Mai erste Partisanengruppen und nahm u.a. am 25. November 1942 mit ca. 150 Männern aus ELAS und EDES an der Sprengung des Gorgopotamos-Eisenbahnviadukts auf der Strecke Athen - Thessaloniki teil (britische Operation Harling).
Gestützt auf die politischen Organisationen der EAM entwickelte sich die ELAS danach zur stärksten und einzig überregional agierenden militärischen Macht im griechischen Widerstandskampf. Nachdem sich Oberst Stefanos Sarafis ihr im April 1943 angeschlossen hatte, übernahm er im Mai in der durch ein Triumvirat geführten ELAS die militärische Leitung (Stratiotikos), Tzimas hatte die politische Leitung (Politikos) und Velouchiotis war der Kapetanios, Anführer der Partisanen, der in dieser Funktion zu der legendären Figur des Befreiungskampfes der ELAS wurde.
Mitte 1943 hatte die ELAS ca. 50.000 Männer und Frauen (siehe: Frauen im griechischen Widerstand) unter Waffen. Fast noch einmal so viele Soldaten gehörten zur (unbewaffneten) ELAS-Reserve (Seckendorf). Im Zuge der britischen Operation Animals, die Vorbereitungen für eine alliierte Landung in Griechenland vorspiegeln und von jener auf Sizilien ablenken sollte, und für die die schlagkräftigen Einheiten der ELAS benötigt wurden, wurde die Volksbefreiungsarmee mit dem National-Band-Agreement im Juli 1943 vom britischen Hauptquartier Nahost als verbündete Armee anerkannt. Ein gemeinsames militärisches Hauptquartier von ELAS, EDES und EKKA verübte auf Weisung der Briten zahlreiche Anschläge insbesondere auf die Nachschubwege der italienischen und deutschen Truppen.
Die von den Briten als Gegengewicht zur ELAS stark geförderte zunächst bürgerlich-republikanische, später unverhohlen königstreu agierende EDES von Napoleon Zervas konnte nicht verhindern, dass die ELAS immer weitere Landstriche Griechenlands unter ihre Kontrolle brachte. ELAS und EAM proklamierten am 10. März 1944 in Viniani (Evrytania/ Mittelgriechenland) die „Bergregierung“ des „Freien Hellas“ - das „Politische Komitee der Nationalen Befreiung“ (Politiki Epitropi Ethnikis Apelevtherosi, PEEA).
Danach wurde die ELAS dem militärischen Sekretariat des PEEA unterstellt. Als oberstes Kontrollorgan des PEEA fungierte der Nationalrat, der Ende April 1944 gewählt wurde. An den Wahlen, an denen sich erstmals in der Geschichte Griechenlands auch Frauen beteiligen konnten, sollen über eine Million Menschen teilgenommen haben.
Dennoch gelang es der EAM/ PEEA/ ELAS in der Folge nicht, ihre Positionen in den Verhandlungen mit der griechischen Exilregierung und den Briten ihrer eigentlichen Machtposition gemäß adäquat einzubringen (zu den eingegangenen Kompromissen siehe EAM, Libanon-Konferenz und Konferenz von Caserta). Die ab Ende September 1944 dem Oberbefehl der Briten (General Scobie) unterstellten ELAS-Einheiten sahen sich nach dem Abzug der deutschen Truppen Mitte Oktober 1944 aus Athen mit einer nahezu einseitig auf sie angewandten Anordnung zur Entwaffnung konfrontiert; royalistische und nationalistische waffentragende Verbände waren davon kaum betroffen und Mitglieder der „Sicherheitsbataillone“ und ähnlicher mit den Nazis kollaborierender Banden wurden aus den Gefängnissen entlassen und verbreiteten in neuen, nun regulären Uniformen Terror. Als bei einer EAM-Demonstration gegen diese Politik der neuen griechischen Regierung am 3. Dezember 1944 auf dem Athener Syntagma-Platz griechische Polizeikräfte unter den Augen britischer Beobachter das Feuer auf die unbewaffneten Demonstranten eröffnete, begann die Schlacht von Athen. Nach wochenlangen von beiden Seiten mit äußerster Härte ausgetragenen Kämpfen gewannen britische Panzer - unterstützt von Bombardierungen der Royal Air Force - die Hoheit über die Stadt. Am 5. Januar 1945 zogen sich die geschlagenen ELAS-Einheiten zurück; am 11. Januar 1945 wurde der Waffenstillstand beschlossen, am 12. Februar 1945 der Vertrag von Varkiza unterzeichnet, mit dem die Demobilisierung der ELAS-Streitkräfte besiegelt wurde.

Während die Weigerung von Aris Velouchitis, den Partisanenkampf zu beenden (er hatte bereits nach der Libanon-Konferenz im Mai 1944 geurteilt: „Jetzt stehen wir mit einem Fuß im Grab ... “), noch zu seinem Ausschluss aus der kommunistischen Partei (KKE) geführt hatte, schlossen sich - nach einer radikalen politisch/ strategischen Kehrtwendung und dem KKE-Aufruf zum Boykott der Wahlen vom 31. März 1946 - viele Männer und Frauen der ELAS der neugegründeten Demokratischen Armee an. Am Ende des griechischen Bürgerkrieges 1949 vernichtend geschlagen, mußten sie über die albanische Grenze in Länder des Ostblocks oder in die Sowjetunion flüchten.
Anhänger der EAM/ ELAS wurden in Griechenland nach obskuren „Sondergerichtsverhandlungen“ teilweise jahrzehntelang in Gefängnisse gesteckt, wo „Umerziehung“, Folter und Erschießungen an der Tagesordnung waren, oder in Lagern auf abgelegenen Inseln wie Ai Stratis und Makronisos gefangen gehalten. Erst im Jahr 1982 wurde - trotz massiver Proteste von rechts - ein Gesetz erlassen, das den Kampf der EAM/ ELAS als Teil des Nationalen Widerstands anerkannte.

Literatur / Medien:
Fleischer, Hagen: Im Kreuzschatten der Mächte – Griechenland 1941-1944, Frankfurt/M. 1986; Kambas, Chryssoula / Mitsou, Marilisa (Hg.): Die Okkupation Griechenlands im Zweiten Weltkrieg. Griechische und deutsche Erinnerungskultur, Köln 2015; de.wikipedia.org/wiki/ELAS; Seckendorf, Martin: Gegen Nazis und Briten. Gründung der Griechischen Volksbefreiungsarmee ELAS am 16. Februar 1942