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Ugine

Region Rhône-Alpes, Departement Savoie

Einfahrt zum Stahlwerk Der Ort
Stadt von 7075 Einwohner/innen, umgeben von hohen Bergen. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts industriell geprägt (Elektrostahl und Legierungen; heute rostfreier Stahl, Titan und Zirkonium). Von Albertville 10 km (D 1212 →Annecy); von Chambéry 62 km (D 1006/D 1090 →Albertville, dort D 1212).

Die Ereignisse
Ugine lag 1940 in der nicht besetzten Zone; die deutsche Wehrmacht bekam aber über Ablieferungspflichten Zugriff auf die kriegswichtigen Spezialstähle – auch während der italienischen Besatzung; nach der deutschen Invasion in Savoyen am 8. September 1943 übernahm sie die direkte Kontrolle der Produktion; Beschäftigte der Stahlwerke waren vom Zwangsarbeitsdienst STO ausgenommen.
Ab Herbst 1941 organisierte sich die Résistance in den FTP, Libération und der AS, teilweise koordiniert durch den von der Vichy-Regierung abgesetzten Bürgermeister Prignolliet. Mit Unterstützung von Belegschaft und Bevölkerung durchgeführte Anschläge auf Stromleitungen und Sabotageakte verzögerten die Produktion, am 3. Mai 1944 wurde sie vollständig unterbrochen. Nach einem Anschlag auf die für das Stahlwerk wichtige Bahnlinie von Ugine erschossen Männer des SS-Polizeiregiments 19, das im Frühjahr vom Balkan nach Südfrankreich zur Bekämpfung des Widerstands verlegt worden war, am 5. Juni 1944 in einer „Vergeltungsaktion“ 28 willkürlich ausgewählte Zivilisten und zerstörten Häuser.
Nach dem großen Waffenabwurf am 1. August 1944 am nahen Col de Saisies konnten die FTP/FFI von Ugine die deutschen Truppen immer wieder angreifen und die Stadt am 23. August 1944 mit alliierter Hilfe befreien.

Totendenkmal Denkmal der 28 Erschossenen Stelen Friedhof Ehrengräber Friedhof

Gedenken
Das Totendenkmal ehrt auch die 62 Einwohner/innen, die von den Besatzern erschossen wurden, bei Kämpfen starben oder in den KZ umkamen (Place du Monument aux Morts). Eine Stele aus hellem Stein gedenkt der 28 im Juni 1944 von SS-Männern erschossenen jungen Zivilisten
(Place du Val d'Arly, nahe Office de Tourisme).
Auf dem Friedhof gedenkt eine Stele der fünf deportierten Widerstandskämpfer Marcel Amprino (ehem. Glières-Maquisard), Marius Branche, Fernand Chamiot, Joseph Foschini und René Hayoz, die in den KZ Flossenbürg (Außenlager Leitmeritz), Buchenwald, Mauthausen bzw. Neuengamme ums Leben kamen. Für fünfzehn Bürger wurden Ehrengräber angelegt, darunter Opfer der Erschießungen vom 5. Juni 1944 (Cimetière, Rue du Centenaire du Rattachemant de la Savoie).

Literatur/Medien
Aguettaz, Michel: Francs-tireurs et partisans français dans la résistance savoyarde, Grenoble 1995
http://fr.wikipedia.org/wiki/Ugine
http://fr.wikipedia.org/wiki/SS_Polizei_Regiment_19
http://auxmarins.net//fiche_marin/9095/Amprimo