Der Ort
Im damaligen Musiksaal (heute: Conservatoire Gabriel Faure) wurden 1942 etwa 400 jüdische Menschen vor ihrer Deportation nach Auschwitz eingesperrt. Der Place Henri Dunant in der Oberstadt ist wenige Minuten vom Rathaus/Hôtel de Ville entfernt.
Die Ereignisse
Spuren jüdischen Lebens in Angoulême führen ins 17. Jahrhundert. Durch ab 1940 aus Lothringen vertriebene/geflüchtete Juden stieg die Zahl vorübergehend an – im Departement Charente auf 1880. Mitte 1942 begannen die deutschen Besatzer mit der massenhaften Deportation jüdischer Menschen aus Frankreich in die Vernichtungslager. In großen Razzien verhafteten sie – mit Unterstützung der französischen Polizei – tausende Männer, Frauen und Kinder. Zunächst in der besetzten Nordzone, ab Juli/August 1942 auch in der unbesetzten Südzone durch die Vichy-Polizei (vgl. z.B. Paris, Vel-d'Hiv; Lille; Lyon; Marseille).
Am 9./10. Oktober 1942 wurden in einer neuen Welle von Deportationen in der besetzten Zone in Angoulême über 400 jüdische Menschen verhaftet und provisorisch in der Musikhalle festgehalten. Wenige Tage später wurden 387 von ihnen, darunter 178 Frauen und 89 Kinder, mit dem Transport Nr. 40 über das Internierungslager Drancy bei Paris in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Die meisten wurden gleich nach der Ankunft vergast, nur acht überlebten.
Im Januar 1944 wurden weitere 90 jüdische Menschen aus Angoulême und der Charente verhaftet und im Februar nach Auschwitz deportiert.
Gedenken
70 Jahre später, im Oktober 2012, wurden an der Fassade des Konservatoriums Tafeln zu Ehren der deportierten Juden aus Angoulême und der Charente angebracht, jeweils mit Namen, Vornamen und Alter. Eine weitere Tafel ehrt die 19 „Gerechten unter den Völkern“ des Departements, die unter Gefahr für ihr Leben jüdische Menschen gerettet haben.
Literatur/Medien
Benguigui, Gérard/Svensen, Frank: La Rafle d'Angoulême 8 octobre 1942, Saintes 2012
Klarsfeld, Serge: Vichy-Auschwitz, Nördlingen 1989
www.ajpn.org/commune-Angouleme-en-1939-1945-16015.html
www.fondationshoah.org/memoire/hommage-aux-juifs-deportes-de-charente