Der Stadtteil Trastevere (von lateinisch trans Tiberim „jenseits des Tiber“) erstreckt sich vom südlichen Tiberknie bis zum Hügel Gianicolo auf dem rechten, westlichen Ufer des Tibers und gilt manchen als das volkstümlichste Viertel Roms.
Ereignisse
Im Gefängnis Regina Coeli am Tiberufer in Trastevere wurden während des italienischen Faschismus politische Gefangene, wie u.a. Antonio Gramsci 1926 vor seiner Verbannung, eingekerkert. Nach Mussolinis Sturz im Juli 1943 ließ die neue Regierung Badoglio diese Gefangenen frei: zunächst die Mitglieder von Giustizia e Libertà, die Katholiken und Sozialisten, und später – nach öffentlichen Protesten – auch die Kommunisten und Anarchisten.
Mit Beginn der deutschen Besatzung wurde das Gefängnis erneut für politische Gefangene, aber auch für Juden und Soldaten, die sich weigerten, in die neue Armee des Salò-Regimes einzutreten, genutzt: das für 900 Gefangene ausgelegte Gefängnis war zeitweise mit bis zu 2.500 Personen belegt. Der dritte Flügel von Regina Coeli stand unter der Aufsicht der Besatzer; zu den Gefangenen, die die Behandlung in diesem Flügel nicht überlebten, gehörte auch Leone Ginzburg.
Aus Gefangenen in Regina Coeli und denen der Via Tasso, der Folterzentrale der SS und Sicherheitspolizei (SIPO) unter Herbert Kappler, wurde die überwiegende Anzahl der sogenannten „Todeskandidaten“ ausgewählt, die nach dem Attentat in der Via Rasella am 24. März 1944 in den Ardeatinischen Höhlen ermordet wurden.
Nachdem am 16. Oktober 1943 das jüdische Ghetto in Rom von Einheiten der Ordnungs- und Sicherheitspolizei unter der Leitung des eigens zu diesem Zweck angereisten „Judenreferenten”, des SS-Hauptsturmführer Theodor Dannecker, durchkämmt und 1.259 Personen – überwiegend Frauen und Kinder – verhaftet worden waren, wurden sie in das Collegio Militare, die Militärschule am Tiber, gefahren.
„Judenaktion heute nach büromäßig bestmöglichst ausgearbeitetem Plan gestartet und abgeschlossen. Einsatz sämtlicher verfügbarer Kräfte der Sicherheits- und Ordnungspolizei. [...] Abriegelung ganzer Straßenzüge sowie in Anbetracht Charakters der offenen Stadt als auch der unzulänglichen Gesamtzahl von 365 deutschen Polizisten nicht durchführbar. Trotzdem wurden im Verlauf der Aktion, die von 5.30 Uhr bis 14.00 Uhr dauerte, 1.259 Personen in Judenwohnungen festgenommen und in Sammellager in hiesiger Militärschule gebracht. Nach Entlassung der Mischlinge, der Ausländer einschl. eines Vatikanbürgers, der Familien in Mischehen einschl. [sic!] jüdischen Partners, der arischen Hausangestellten und Untermietern verbleiben an fest zuhaltenden [sic!] Juden 1007. [.. .]" (Funkspruch Nr. 5586, Pers. Stab Reichsführer-SS, zit. nach Prauser, S. 274).
Am 18. Oktober 1943 wurden die „festzuhaltenden Juden“ vom Collegio Militare zum Bahnhof Tiburtina gefahren, von wo aus sie in Viehwaggons via Brenner in das Vernichtungslager Auschwitz transportiert wurden. Keines der Kinder überlebte, nur 15 Männer und eine Frau, Settimia Spizzichino, kehrten nach dem Krieg zurück.
Gedenken
Carcere Regina Coeli
Am Ort des noch aktuell als Gefängnis genutzten carcere di Regina Coeli in der Via della Lungara 29 in Trastevere gibt es keinerlei Hinweise auf die Nutzung dieses Gebäudes während des italienischen Faschismus und des deutschen Besatzungsregimes. Jedoch wurden am 13. Januar 2014 vor dem Eingangstor zwei Stolpersteine für Jean Bourdet (1919-1945) und Paskvala Blesevic (1920-1945) verlegt, die zu den über 300 politischen Gefangenen zählten, die am 4. Januar 1944 von hier aus nach Mauthausen deportiert wurden.
Collegio Militare
An der Fassade des Collegio Militare, der Militärschule am Tiber in der Via della Lungoro 82, befindet sich eine Gedenktafel für die am 18. Oktober 1943 deportierten Juden.
Piazza di Santa Maria in Trastevere
An diesem Platz befindet sich eine Gedenktafel für alle Opfer des antifaschistischen Widerstands aus Trastevere.
Einrichtungen:
Casa della Memoria e della Storia
Nicht weit entfernt vom Gefängnis Regina Coeli befindet sich die Casa della Memoria e della Storia. Im Erdgeschoss befindet sich die Bibliothek; im ersten Stock die Räume für wechselnden Ausstellungen zur Geschichte des Widerstands gegen italienischen Faschismus und deutsche Besatzung. Daneben sind in diesem Gebäude Büros der nationalen Geschäftsstellen der ANPI (Associazione Nazionale Partigiani d’Italia, Nationale Vereinigung der italienischen PartisanInnen), der ANEI (Associazione Nationale ex Internati, Militärinternierte), der ANED (Associazione Nazionale delle Deportati, Nationale Vereinigung der Deportierten), der ANPPIA (L'Associazione Nazionale Perseguitati Politici Italiani Antifascisti), des IRSIFAR (Istituto Romano per la Storia d'Italia dal Fascismo alla Resistenza) und der FIAP (Federazione Italiana Associazioni Partigiane) untergebracht.
Casa della Memoria e della Storia, Via San Francesco di Sales 5, Rom Trastevere, Tel: +39 06 6876543, casamemoria.wordpress.com;
Öffnungszeiten: Montags bis Freitag von 09.30 Uhr bis 20.00 Uhr.