Ehemaliges Konzentrationslager ChiesanuovaDer Stadtteil Chiesanuova (auch: Chiesa Nuova) liegt im Westen Paduas.
Dort befinden sich entlang der Via Chiesanuova zwei unter Mussolini errichtete große Kasernenkomplexe. Die frühere Kaserne „Padova Sud" (heute: Caserma Romagnoli) diente dem faschistischen Italien als Konzentrationslager für deportierte Slowenen und Kroaten, die andere („Padova Nord", heute: Caserma Pierobon) den deutschen Besatzungstruppen u.a. als Erschießungsplatz.

Die Ereignisse
Deportation von Slowenen und Kroaten aus von Italien okkupierten Gebieten
Nachdem sich das faschistische Italien - mit Deutschland durch die „Achse Berlin-Rom“ und den sogenannten „Stahlpakt" verbunden - am deutschen Überfall auf Jugoslawien (6. - 17. April 1941) beteiligt hatte, besetzte die italienische Armee Teile des in diverse Einflusssphären zerstückelten Landes entlang der Küste: Das italienische Besatzungsgebiet umfasste den Süden und Westen Sloweniens bis einschließlich Ljubljana und Teile von Dalmatien, einige Inseln sowie Teile von Montenegro und des Kosovo.
Die italienische Besatzung war von Zwangsmaßnahmen, Geiselerschießungen sowie massenhaften Deportationen und Internierung von Zivilisten gekennzeichnet. Diese Verschleppungen sollten den Widerstand gegen das faschistische italienische Besatzungsregime brechen und potentielle Widerstandskämpfer isolieren.
Die Deportationen begannen im März 1942 in das gerade zu diesem Zweck errichtete Konzentrationslager Gonars im Friaul. Die Aufnahmekapazität des KZ Gonars war bereits nach kurzer Zeit erreicht, was zum Bau weiterer Konzentrationslager, u.a. auf der italienisch besetzten dalmatinischen Insel Rab, in Treviso, Visco bei Palmanova - und auch in Padua führte.

Das Konzentrationslager Chiesanuova in Padua
Gedenkstele für Pater Placido CorteseMitte Juni 1942 wurde die Kaserne „Padova Sud" in Chiesanuova zum Konzentrationslager für Slowenen und Kroaten („per slavi", wie es im Land der Besatzungsmacht hieß) umfunktioniert. Der erste Transport mit Männern, die zuvor aus der „Provincia di Lubiana" in das KZ Monigo bei Treviso deportiert worden waren, erreichte Padua am 14. August 1942. Weitere Transporte, u.a. aus den Lagern auf den Inseln Rab und Zlarin, folgten. Anfang Juli 1943 erreichte die Belegung mit 3.410 Inhaftierten ihren Höchststand.
Nach der Kapitulation der Italiener und der anschließenden Besetzung durch deutsche Truppen wurde das KZ am 10. September 1943 von den Deutschen aufgelöst und die Insassen in Lager nach Zagreb befördert.
In den knapp 13 Monaten zwischen Inbetriebnahme und Schließung des Lagers starben dort 7o Menschen.

Die „Sühnemaßnahme" vom 17. August 1944
Gedenkstätte für die 7 am 17. August 1944 Erschossenen Als am 14. August 1944 Bartolomeo Fronteddu, hochrangiger faschistischer Militär, in der Via Santa Lucia von Unbekannten ermordet wurde, entschlossen sich die deutschen Besatzungsbehörden zu einer „Sühnemaßnahme": Sie verurteilten 10 Häftlinge aus den Gefängnissen Paduas zum Tode. Drei der Männer - darunter der Arzt Dr. Flavio Busonera, der eng mit dem CLN zusammenarbeitete - wurden am 17. August 1944 öffentlich aufgehängt, die anderen sieben im Hof der Kaserne „Padova Nord" erschossen.
Später stellte sich heraus, dass Fronteddu einem Anschlag aus den eigenen Reihen zum Opfer gefallen war.

Gedenken
Nach dem Krieg wurde die Kaserne „Padova Nord" nach einem der Opfer des 17. August 1944, dem jungen Partisanen Luigi Pierobon, benannt. Die Kaserne wird weiterhin vom italienischen Militär genutzt.
Eine Gedenkstätte für die sieben Opfer, die am 17. August 1944 im Hof der Kaserne erschossen wurden, befindet sich auf einer kleinen Grünfläche in der Via Sette Martiri/Via Giacomo Ciamician.
Die Kaserne „Padova Sud", in der das Konzentrationslager untergebracht war, wurde nach dem Krieg ebenfalls umbenannt, heißt seitdem nach einem Opfer des Massakers von Kephalonika „Caserma Romagnoli". Das Kasernenareal steht seit Jahren leer. Ein Hinweis auf seine Geschichte fehlt völlig. Wie das Gelände zukünftig genutzt werden soll, ist noch unklar (Stand: Sommer 2018). Schräg gegenüber dem Eingang steht auf einer kleinen Grünfläche ein Gedenkstein für Pater Placido Cortese. Er hat die Inhaftierten des Lagers seelsorgerisch betreut und wurde im Herbst 1944 wegen seiner vielfältigen Fluchthilfe-Aktivitäten selbst verhaftet und in Triest umgebracht.

Literatur / Medien:
Capogreco, Carlo Spartaco: I campi del duce - L'internamento civile nell'Italia fascista (1940-1943), Turin 2004, S. 251-253; de.wikipedia.org/wiki/KZ_Chiesanuova; campifascisti.it/scheda_campo.php?id_campo=250; it.wikipedia.org/wiki/Placido_Cortese