Gedenken
Im alten Gefängnis im Palais de l'Isle, erbaut auf einer Insel im Bach Thiou, sperrte die Milice zeitweise die Opfer der Razzia vom März 1944 ein.
Die Schule École Saint-François wurde von der Gestapo beschlagnahmt. Mehr als 280 Personen, meist Widerstandskämpfer aus ganz Haute-Savoie, wurden hier in den kleinen Zellen eingesperrt und gequält. Die Gebäude wurden abgerissen und 2014 durch das Wohn- und Geschäftszentrum Carré Saint-François ersetzt. Eine Tafel erinnert an die finstere Vergangenheit: „ Das Gebäude wurde während der deutschen Besatzung von September 1943 bis August 1944 von der Gestapo in ein Gefängnis und SS-Garnison verwandelt. Mehr als 280 Patrioten, darunter 23 Frauen, wurden hier eingesperrt und gefoltert. Die meisten gingen in den KZ oder erschossen zugrunde. Nach der Befreiung wurde im Hof ein Massengrab mit sieben Leichen entdeckt.“ (Ecke 17bis Rue de la Gare#Avenue d'Aléry – Nähe Bahnhof).
Am ehemaligen Hauptquartier der Milice (heute: Hôtel de Police – Polizeikommisariat) erinnert eine Tafel an sechs Polizeibeamte, die wegen ihrer Verbindungen zur Opposition bzw. zum Widerstand erschossen wurden oder nach Deportation in einem KZ umkamen (13 Rue des Marquisats, Parkplatzseite).
Teile der Galbert-Kaserne wurden zwischen 1942 und 1944 von den Besatzern als Garnison genutzt (etwa 700 Soldaten der 157. Gebirgsjägerdivision und SS-Männer), von ihnen und der Milice auch als Folter-, Haft- und Exekutionsort. Ein neuer Gedenkort erinnert auf fünf Tafeln an die Geschichte der - inzwischen abgerissenen - Kaserne der Chasseurs Alpins (frz. Gebirgsjäger), an die Kämpfe auf dem Glières-Plateau 1944 sowie an die elf erschossenen Maquisards vom Corps Franc Simon (Kreuzung Avenue de Genève/Rue André Fumex).
Die Intendance de Police war Teil der Galbert-Kaserne und ab Februar 1944 Sitz der Spezialpolizei SPAC (Antikommunistische Sektion). Sie rekruierte bei der LVF („Legion der frw. Franzosen gegen den Bolschewismus“ und anderen kollaborationistischen Organisationen. Das Personal , mit Spitznamen „Canadiennes“, zeichnete sich durch extreme Härte und Folter als normales Vernehmungsmittel aus. Mehr als 260 Oppositionelle, Widerstandskämpfer und Geiseln wurden hier gefangengehalten und gequält, die Mehrheit ist in den KZ umgekommen oder erschossen worden. Die 2010 angebrachte Erinnerungstafel, die eine frühe, kaum noch leserliche Tafel ergänzt, fasst zusammen: „Vergessen ist unmöglich! Dieses Gebäude war von Januar bis Mai 1944 Sitz der antikommunistischen Polizei des 'Französischen Staats', furchtbare Repressionsmacht gegen jeden Widerstand. Hier wurden 260 Patrioten .., verhaftet mit Hilfe der (Spezialpolizei) Groupes Mobiles de la Réserve und der Milice gefangen und misshandelt. Zwei Männer sind unter der Folter gestorben. Von hier wurden die Gefangenen zu dutzenden in andere französische Gefängnisse, Erschießungsstätten oder Internierungslager, Vorhöfe der Todeslager, verbracht. Unsere unerschütterliche Dankbarkeit gilt euch jungen Widerständlern, die ihr Nein zum Verrat gesagt habt; euch Älteren, die ihr den Weg der Ehre aufgezeigt habt und euch tapferen Gefährtinnen der Résistance und der Deportation.“ Zwei weitere Tafeln gedenken der Mordopfer John Dujourd'hui, Paul Buhlmann, René Tramier und Pierre Rolandey (1 Rue de l'Intendance; die Tafeln befinden sich an der Schmalseite Rue Joseph Dessaix).
Befreiung
Um die deutsche Rüstungswirtschaft und Verkehrswege zu lähmen, bombardierten die Alliierten Annecy (Bahnhof, Kugellagerfabrik) zweimal; am 10. Mai 1944 gab es dreizehn tote und 29 verwundete Zivilisten/innen. Nach den massiven Waffenabwürfen am 1. August auf dem Glières-Plateau und am Col de Saisies (Savoie) mobilisierte Joseph Lambroschini 'Nizier', der Chef des Befreiungskomitees, am 11. August 1944 die freifranzösischen Kräfte FFI (AS und FTP).
Nach der alliierten Landung in der Provence am 15. August konnten die FFI nach und nach die von der Wehrmacht besetzten Gemeinden befreien. Bei den Befreiungskämpfen wurden vier Männer am 16. August 1944 bei der Kapelle Sainte-Bernadette erschossen. Am 18. August abends bewegten sich mehrere tausend FFI auf Annecy zu, sie schlugen dem deutschen Standortkommandanten, Hauptmann Meyer, Gespräche über Aufgabe vor, was dieser akzeptierte. Am 19. August morgens verhandelten die etwa 100 Milice-Angehörigen ihren Abzug gegen das Versprechen eines Prozesses und Garantien für ihre Familien. Nach einer Verhandlung vor dem Militärgericht der Résistance wurden die meisten Milizionäre am 24. August zum Tode verurteilt und 76 hingerichtet (vgl. Le Grand-Bornand). Am 19. August morgens wurde in der Kommandantur (Hotel Splendid) die Kapitulationsurkunde unterschrieben. Am 20. August wurde die Befreiung mit einer Parade der Résistants gefeiert (in der Rue Royale/Rue du Paquier).