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Séez

Region Rhône-Alpes, Departement Savoie

Der Ort
Tarentaise-Gemeinde von 2430 Einwohner/innen an der D 1090/D 902 im Isère-Tal, am Fuß des Kleinen Sankt-Bernhard-Passes. Von Albertville 58 km (N 90), von Chambéry 106 km (D 1006, D 1090, N 90).

Die Ereignisse
Faktische Annexion
Einer der 15 Orte, die die italienische Armee im Juni 1940 nach dem frz.-italienischen Waffenstillstand besetzte bis zum 8. November 1943, als die Wehrmacht sie als Besatzungsmacht ablöste. Séez war italienische Garnison und Grenzposten. Als die Einwohner/innen Anfang August zurückkehren durften, fanden viele ihre Häuser beschädigt und weitgehend leer vor – italienische Soldaten oder Wanderarbeiter hatten Lebensmittelvorräte, Vieh, Mobiliar und Wertgegenstände mitgenommen. Frz. Verwaltung und Polizei arbeiteten weiter – aber unter italienischer Kontrolle eines Zivilkommissars; Bürgermeister Célestin Freppaz wurde im Oktober 1941 abgesetzt. Es folgten Schritte zur faktischen Annexion: Italienisch wurde Pflichtfach ab dem ersten Schuljahr, neue Personalausweise mit italienisierten Namen wurden ausgegeben, die Lira als Zahlungsmittel eingeführt. Das Zeigen französischer Symbole war verboten - aber als eine große Menschenmenge zwei 1940 gefallene Soldaten zu Grabe trug, wagten die Besatzer nicht einzuschreiten. Es gab nur vereinzelte Übergriffe gegen Zivilisten, in Séez wurde niemand wegen antiitalienischer Proteste festgenommen.
In der Nacht vom 8. auf den 9. September 1943 setzten sich die Italiener vor den heranrückenden deutschen Besatzern über den Kleinen Sankt-Bernhard ab, auf dem Rathaus wurde die Trikolore gehisst.

Befreiung der Tarentaise
Am 6./7. August 1944 wurde Séez wie andere Tarentaise-Orte von der Résistance befreit – aber die aus Grenoble und dem Vercors Richtung Italien abziehenden deutschen Truppen (Einheiten der 157. Gebirgsjäger-Division) besetzten die Dörfer erneut. Sie nahmen in Séez vier willkürlich ausgesuchte junge Männer als Geiseln, verschleppten sie zusammen mit 24 anderen (aus Moûtiers, Saint-Marcel, Bozel) ins Aosta-Tal/Italien und erschossen sie am 22. August in Terre-Noire (Näheres vgl. Moûtiers und Terre-Noire).
Anfang September wurde der Ort erneut befreit, von FFI und freifranzösischer Armee.

Befreiungsdenkmal am Foyer Rural Gedenken an getötete FFI Gedenken und Dank an 13 algerische Schützen Totendenkmal Tafel am Totendenkmal

Gedenken
Das "Befreiungsdenkmal" erinnert an zwei in Terre-Noire Erschossene, drei Bürger sowie dreizehn algerische Schützen der freifranzösichen Truppen, die bei den Befreiungskämpfen Anfang September 1944 ums Leben kamen (am Foyer Rural, 1 Chemin de l'Oura/Hauptstraße Rue de la Libération = D 1090).
Auf den Tafeln des Totendenkmals werden die Erschossenen, die bei der Befreiung getöteten FFI-Kämpfer und fünf Zivlisten sowie zwei in die KZ Deportierte geehrt (neben der Kirche, Place du 8 mai 1945).

Literatur/Medien
Panicacci, Jean-Louis: L'Occupation italienne: Sud-Est de la France, juin 1940-septembre 1943, Rennes 2010
http://www.savoie-archives.fr/archives73/expo_savoie_des_ombres/pano15/thumb.html (it. Besatzung)
http://fr.wikipedia.org/wiki/S%C3%A9ez