Schriftgröße A A A

Albertville

Region Rhône-Alpes, Departement Savoie

Der Ort
Stadt von 18830 Einwohner/innen, am Zusammentreffen mehrerer Alpentäler, Ausgangspunkt für viele Skigebiete. Bahnhof: Züge ↔Chambéry und Bourg-Saint-Maurice. Mit dem Auto von Chambéry 50 km (D 1006/D 1090).

Die Ereignisse
Die Stadt nahm nach dem italienischen Angriff im Juni 1940 Evakuierte aus den grenznahen Gemeinden der Tarentaise und des Isère-Tals auf; sie konnten Anfang August zurückkehren. Teile der Stadt lagen in der entmilitarisierten Zone, die italienische Waffenstillstandskommission war präsent. Vom November 1942 bis September 1943 war sie von der italienischen Armee besetzt; größere Konflikte blieben aus. Das Gefängnis wurde vom italienischen Militär genutzt. Im Juni/Juli 1943 warteten 16 Maquisards der Désert du Platé (oberhalb von Passy, Haute-Savoie) auf ihren Prozess vor dem Militärgericht in Breil-sur-Roya. Am 9. September 1943 wurde Albertville von den Deutschen besetzt.
Bei der großen Razzia der Vichy-Regierung in der Südzone im August 1942 wurden auch jüdische Menschen aus Albertville festgenommen, im nahen Rumilly interniert und über Drancy von den Deutschen in die Vernichtungslager deportiert. Im März 1944 deportierten die Deutschen jüdische Menschen, darunter zwei Schulkinder.

Tafel deportierte jüdische Kinder Totendenkmal Totendenkmal Conflans

Résistance
Die Ende 1942 gebildete Widerstandsgruppe hatte später Verbindungen zu den Gruppen in der nahen Industriestadt Ugine und den Maquis des Beaufortain. Ab 1944 gab es Aktionen gegen die Besatzer sowie Repressionen/Erschießungen gegen Widerstandskämpfer und Geiseln. Die Résistance nutzte die Waffen aus dem großen Fallschirmabwurf vom 1. August 1944 auf dem Col de Saisies für Vorstöße auf Wehrmachtseinheiten, z.B. die Wachtposten an der Adoubes-Brücke über den Arly. Am 20. August begannen sie, die Stadt einzukreisen. Nach dem Vorbild von Annecy wollten sie mit der Wehrmacht über Aufgabe verhandeln. Jean Bulle, dem Leiter der Resistance im Gebiet um Albertville, sicherte ein deutscher Offizier freies Geleit zu. Er kam jedoch nicht zurück: Die Wehrmacht hatte auf Befehl von Hauptmann Schwehr (157. Gebirgsjäger-Division) Gespräche abgelehnt, ihn auf dem Weg zu einem Verhör erschießen und die Leiche in der Nähe von Chambéry aus dem Lastwagen neben die Straße werfen lassen, wo sie nach der Befreiung entdeckt wurde. Währenddessen bereiteten die Deutschen ihren Ausbruch vor, konnten den Belagerungsring durchbrechen und über den Kleinen Sankt-Bernhard-Pass nach Italien abziehen, immer wieder attackiert von FFI-Gruppen (vgl. Bourg-Saint-Maurice). Bei den Kämpfen in der Stadt wurden zahlreiche Bürger und FFI getötet. Am 23. August war Albertville befreit.

Resistance-Denkmal Resistance-Denkmal, Detailansicht Tafel Paul Excoffier Tafel Louis Zenone

Gedenken
Das Totendenkmal nahe dem Rathaus und die Tafel auf dem Friedhof Albertville-Conflans ehren auch Erschossene, Deportierte und Widerstandskämpfer. An der Grundschule gedenkt eine Tafel der beiden jüdischen Mitschüler, die im März 1944 im Klassenraum von den Deutschen verhaftet und nach Auschwitz deportiert wurden, wo sie bald nach ihrer Ankunft umgebracht wurden (Rue Pargoud).
Das Widerstandsdenkmal ist den Toten der Résistance des Sektors Albertville, Ugine, Beaufort und Crézy gewidmet. Die Tafeln am Fuß der Trauernden umfassen 157 Namen (Pont du Mirantin/Av. des Chasseurs Alpins). Ein zentraler Platz ist nach Hauptmann Jean Bulle benannt. Eine Straße und eine Gedenktafel erinnern an Pierre Excoffier, der als Kommunist am 31. März 1941 von den Vichy-Behörden verhaftet und am 18. Juni 1944 aus dem Internierungslager Compiègne in das KZ Dachau deportiert wurde, wo er im Februar 1945 umkam (3 Rue Suarez).

Stele La Pachaudière Tafel drei Repressionsopfer Stele drei erschossene Geiseln

Gedenktafeln oder Stelen erinnern an zwischen Februar und August 1944 von den Deutschen erschossene Widerstandskämpfer oder Geiseln: Louis Zenone, FTP-Kämpfer aus Ugine, wurde im Februar 1944 auf dem Heimweg nach einer Mission von den Deutschen erschossen, sein Kamerad André Lombard wurde in das KZ Mauthausen deportiert, wo er im Februar 1945 umkam (Place Grenette). Sieben Resistants wurden nach einem Zusammenstoß mit deutschen Militärs am Stadtrand erschossen (Rue de la Pachaudière, im Ortsteil Conflans). Während der beginnenden Befreiungskämpfe wurden drei Widerstandskämpfer getötet; Inschrift: „Ehre den Patrioten J. Batailler, B. Gibello, R. Moindrot, Opfer der Nazi-Repression am 20.7.1944. Die Bevölkerung von Albertville“ (Avenue Victor Hugo). Drei Männer aus dem Nachbarort Gilly-sur-Isère wurden am 14. August 1944 in einen Außenbezirk von Albertville gebracht und am Isère-Ufer von den Deutschen erschossen; Inschrift der Stele: „Ehre den drei Märtyrern, Opfer der deutschen Barbarei“ (Chemin de la Digue, nahe der Brücke Pont Albertin).

Literatur/Medien
Panicacci, Jean-Louis: L'Occupation italienne: Sud-Est de la France, juin 1940-septembre 1943, Rennes 2010
http://fr.wikipedia.org/wiki/Jean_Bulle_(1913-1944)
http://www.resistance-tarentaise.com/article-les-martyrs-du-secteur-albertville-ugine-10-fevrier-1944-99695514.html
http://www.museedelaresistanceenligne.org/media.php?media=4096&popin=true
http://www.alain-marcais.com/article-il-y-a-69-ans-le-23-aout-1944-albertville-etait-liberee-119658289.html (Befreiung)
http://fr.wikipedia.org/wiki/Albertville