Region Rhône-Alpes, Departement Haute-Savoie
Der Ort
Wintersportort in den Savoyer Alpen, 3510 Einwohner/innen. Bahnhof in Sallanche (ca. 14 km entfernt) an der Strecke nach Annecy, Genf. Mit dem Auto von Albertville 32 km (D 1212), von Annecy 60 km (D 1508 →Ugine, dort D 1212).
Die Ereignisse
1943 durchkreuzte das italienische Militär Pläne der Vichy-Regierung, alle ausländischen Juden aus dem Südosten Frankreichs in die von den Deutschen (teilweise) besetzten Departements Archèche und Drôme auszuweisen – und sie damit der Gefahr der Deportation in die Vernichtungslager auszuliefern. Die Italiener wiesen im Frühjahr 1943 etwa 4500 Juden Zwangswohnorte in der italienischen Besatzungszone zu ('assignés à résidence'). In Megève, das über viele Hotels und Pensionen verfügte und wo schon hunderte geflüchteter Juden untergekommen waren, kamen die ersten 770 am 8. April 1943 an und wurden auf Hotels, Pensionen etc. verteilt. Sie konnten sich im Ort frei bewegen. Wichtige Hilfsstellen für Unterkunft, Papiere, Unterstützung waren UGIF, OSE und die Aufnahmestelle 'Comité Dubouchage', benannt nach dem Hauptsitz am Boulevard Dubouchage in Nizza/Nice. Weitere jüdische Flüchtlinge kamen nach Megève, wo sie sich unter italienischer Protektion sicher wähnten. Während der gesamten Kriegszeit wurden etwa 500 jüdische Kinder zeitweise in Megève sowie Chalets und Privathäusern der Umgebung versteckt. U.a. im Centre médico-social der OSE, wo Nicole und Jacques Salon*) im Herbst 1943 etwa 200 Personen in die Schweiz in Sicherheit bringen konnten.
Als sich kurz vor der deutschen Invasion (am 8. September 1943) das Gerücht verbreitete, die Italiener würden die Juden nach Nordafrika evakuieren, wurden etwa 2000 Juden aus Megève und dem Nachbarort Saint-Gervais-les-Bains in Bussen Richtung Nizza gebracht – wo viele später den Deutschen in die Hände fielen. Unter deutscher Besatzung wurden ab Dezember 1943 ein Anzahl in Megève verbliebener Juden in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.