Region Abruzzen / Provinz L'Aquila
Die Stadt
Mit 69.605 Einwohner/innen ist L'Aquila der Hauptort der gleichnamigen Provinz und der Region Abruzzen. Die sehenswerte Altstadt mit Kirchen, Palazzi und Herrenhäusern aus Mittelalter, Renaissance und Barock wurde bei dem starken Erdbeben vom 6. April 2009 teilweise zerstört. Spuren des Bebens sind auch aktuell (Stand 2018) noch erkennbar.
Ein Teil des am Fuße des Gran-Sasso-Massivs im abruzzischen Apennin gelegenen Gemeindegebietes L'Aquilas gehört zum Nationalpark Gran Sasso und Monti della Laga. Hier war Mussolini auf der Hochebene Campo Imperatore nach seiner Absetzung durch König und Regierung Badoglio vom 28. August 1943 bis zu seiner Befreiung durch eine deutsche Kommandoaktion („Unternehmen Eiche") am 12. September 1943 gefangen gehalten worden. Zum weitläufigen Gemeindegebiet von L'Aquila gehören auch die Ortschaften Onna und Filetto di Camarda, in denen deutsche Wehrmachtseinheiten 1944 Massaker an der Zivilbevölkerung begingen.
L'Aquila liegt an der Rom (120 km) mit der Adria (80 km) verbindenden Autobahn A24.
Die Ereignisse
Kurz nach dem Kriegsaustritt Italiens wurde L'Aquila am 14. September 1943 von deutschen Truppen besetzt. Acht Tage später verließ eine Gruppe von ca. 40 jungen Männern, die sich der Gefangennahme durch die Deutschen entziehen wollten, die Stadt. Einige von ihnen planten, sich der Gruppe aus geflohenen alliierten Kriegsgefangenen und italienischen Soldaten im Bosco Martese anzuschließen.
Die jungen Männer verbrachten die Nacht auf den 23. September 1943 in Collebrincioni nördlich von L'Aquila, wo sie am Morgen bei einer Durchkämmungsaktion des 71. Infanterie-Regiments (Atlante delle Stragi Naziste e Fasciste) entdeckt wurden. Zehn junge Männer aus der Gruppe, die Waffen bei sich hatten, wurden in einer Art Schnellgerichtsverfahren zum Tode verurteilt. Einer der Jungen wurde wegen familiärer Beziehungen von einem Repräsentanten der faschistischen Miliz gerettet, die anderen Neun mußten noch ihre eigenen Gräber ausheben und wurden danach erschossen. Ihre Leichen durften erst nach der Befreiung L'Aquilas acht Monate später geborgen werden.
Gedenken
Das Schicksal der „Nove Martiri Aquilani" hat sich tief in die Erinnerung der Stadt L'Aquila eingegraben. Dort wird an vielen Plätzen wie auch im Umland an die jungen Männer, alle im Alter zwischen 17 und 20 Jahren, erinnert.
Sacrario dei Nove Martiri
Auf dem Friedhof von L'Aquila wurde das Sacrario dei Nove Martiri errichtet.
Piazza Nove Martiri Aquilani
An der Piazza Nove Martiri Aquilani erinnert eine Gedenktafel namentlich an die 9 jungen Männer.
Caserma Pasquali-Campomizzi
Die Gedenkstätte im Innenhof der Caserma Pasquali-Campomizzi befindet sich innerhalb des militärischen Sperrbereichs und ist nur im Rahmen von Gedenkveranstaltungen für Besucher zugänglich.
Erinnerungsweg Memoria-Natura 1943-44
Im Jahr 2015 wurde in L'Aquila der Percorso Memoria-Natura 1943-44 (auch: Sentiero dei nove Martiri) ins Leben gerufen: In Zusammenarbeit von Resistenza-Institut (Istituto Abruzzese per la storia della Resistenza e dell’Italia Contemporanea), ANPI und italienischem Alpenverein (CAI) ist ein ca. 60 km langer Weg entstanden, der an Stätten des Widerstands gegen die deutsche Besatzung erinnern soll.
Einrichtungen
Der Sitz des Geschichtsinstituts der Region Abruzzen, das Istituto Abruzzese per la Storia della Resistenza e dell’Italia Contemporanea (IASRIC) mit Bibliothek und Archiv, befindet sich in L'Aquila.
Anschrift: 67100 L’Aquila, Via Michele Iacobucci 4, Tel. 0862 644714, E-Mail: [email protected], www.iasric.it.
Literatur / Medien:
Auszug aus der deutsch-italienischen Datenbank „Atlante delle Stragi Naziste e Fasciste in Italia" für das Massaker in L'Aquila; de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Eiche; www.pietredellamemoria.it/pietre/monumento-ai-nove-martiri-9-rgt-alpini-laquila (mit Fotos der Gedenkstätte in der Caserma Pasquali-Campomizzi)