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Ville-la-Grand

Region Rhône-Alpes, Departement Haute-Savoie

Der Ort

An die Schweiz grenzende Gemeinde im Genevois, 1 km nordöstlich von Annemasse, 8100 Einwohner/innen. Von Annecy 48 km (D 1201 bis Annemasse, dann D 159).

 

Die Ereignisse

Das Juvenat/Priesterseminar Saint-François-de-Sales war eine wichtige Anlaufstelle für Flüchtlinge. Priester und Personal nahmen vorübergehend mehr als 2000 von den Nazis gejagte Menschen auf, darunter viele Juden. Die meisten konnten durch ein Tor oder über eine Mauer des Seminargeländes, das unmittelbar an der Grenze lag, in die Schweiz gelangen und vor Tod oder Deportation gerettet werden. Am 3. Februar 1944 wurden der Priester Favre, Mitglied in einem Widerstandsnetz, und 15 andere Personen von der Gestapo verhaftet, Direktor Frontin einen Tag später. Die Deutschen wiesen Lehrkräfte und Schüler aus dem Haus und requirierten das Gebäude für deutsche Zöllner. Père Favre schwieg bei den Verhören und wurde am 16. Juli 1944 erschossen.

Priesterseminar (histor. Foto); © Mairie de Ville-la-Grand Juvenat heute, Eingang Gedenktafel Juvenat und Gedenkstein Frontin

Am 8. August 1944 wurden die Ende Mai bei dem Versuch, jüdische Kinder in die Schweiz zu bringen, verhaftete Marianne Cohn sowie fünf weitere Gefangene (darunter zwei Zöllner und eine Frau, die als Geisel anstelle ihres Mannes verhaftet worden war), von der Gestapo aus dem Gefängnis in Annemasse geholt und in einem Waldstück am Stadtrand von Ville-la-Grand erschossen. 

Totendenkmal Totendenkmal (Ausschnitt) Denkmal der erschossenen Résistants Stele am Erschießungsort

Gedenken

Das Totendenkmal nahe dem Rathaus nennt die Namen der Toten auf drei Sandstein-Quadern, einer enthält auch die Namen von umgekommen Résistants  (vor der Schule École du Centre, Rue des Enfants du Monde).
Die Patres Pierre Favre, Gilbert Pernoud, Pierre Frontin und Bruder Raymond Boccard, der Gärtner des ehemaligen Juvenat wurden wegen ihres Einsatzes für verfolgte Juden von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem als 'Gerechte unter den Völkern' ausgezeichnet. Von der Aufnahme der Flüchtlinge und ihrer Rettung berichten eine Gedenktafel sowie ein Gedenkstein im Hof des Priesterseminars, heute Schulzentrum (Place de la Liberté).
Stelen zum Gedenken an die sechs erschossenen Widerstandskämpfer/innen, darunter Marianne Cohn wurden am Erschießungsort bzw. in unmittelbarer Nähe aufgestellt (Rue Claude Débussy/Ecke Rue Paul Regard); vgl. auch Annemasse, 'Gedenken'.

 

Medien

http://www.ajpn.org/sauvetage-College-Saint-Francois-de-Sales-338.html
http://www.vlg.fr/heros-de-guerre (zu M. Cohn und Père Favre)
http://fr.wikipedia.org/wiki/Ville-la-Grand