Der Bahnhof Tiburtina befindet sich im Stadtteil San Lorenzo und ist nach einem Totalumbau der modernste Bahnhof Roms.
Anfahrt: U-Bahn-Linie B „Roma Tiburtina“
Ereignisse
Am 18. Oktober 1943 wurden die über tausend bei der Razzia im römischen Ghetto zwei Tage zuvor verhafteten jüdischen Männer, Frauen und Kinder am Bahnhof Tiburtina in 18 Viehwaggons gepfercht und von dort aus via Brenner in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau transportiert. Nur 15 Männer und eine Frau, Settimia Spizzichino, kehrten nach dem Krieg zurück.
Im Laufe der deutschen Besatzungszeit verließen viele Züge den Bahnhof Tiburtina: Weitere tausend Personen aus der jüdischen Gemeinde wurden von dort aus zur Vernichtung und Tausende von Römern und Römerinnen zur Zwangsarbeit ins deutsche Reichsgebiet deportiert - darunter allein am 4. Januar 1944 ca. 300 politische Gefangene, die aus dem Gefängnis Regina Coeli in Trastevere in das KZ Mauthausen deportiert wurden.
Einigen Eisenbahnern gelang es ab und zu, die verplompten Waggons heimlich zu öffnen, Menschen vor der Deportation zu retten. Einer dieser Eisenbahner war Michele Bolgia. Er wurde denunziert, am 13. März 1944 verhaftet und gehörte zu den Inhaftierten des deutschen Trakts des Gefängnisses Regina Coeli, die am 24. März 1944 in den Ardeatinischen Höhlen ermordet wurden. Im Jahr 2010 wurde ihm posthum die Medaglia d'oro al Merito Civile verliehen.
Gedenken
Am Gleis 1 des Bahnhofs wurde im Jahr 2000 eine Gedenktafel für die am 18. Oktober 1943 deportierten Juden angebracht, überschrieben mit einer Zeile von Primo Levi: „Mediate che questo è stato“ – Bedenkt, dass das passiert ist.
Bereits am 8. September 1946 wurde an diesem Gleis eine Gedenktafel für Michele Bolgia angebracht. Seit im Oktober 2013 die beiden für den Umbau abgehängten Gedenktafeln wieder an ihren Standort kamen, gibt es zusätzlich eine neue Gedenktafel, die fünf weitere antifaschistische Eisenbahner ehrt, die in den Ardeatinischen Höhlen umgebracht wurden.
Literatur / Medien:
Amedeo Osti Guerrazzi, Anthony Majanlahti, "Roma occupata 1943 – 1944", Milano 2012, S. 188-190; www.anpi.it/media/uploads/patria/2011/28-30_DE_VINCENTIIS.pdf; www.storiaxxisecolo.it/resistenza/resistenza2c26.html;