Region Friaul-Julisch Venetien / Provinz Udine
Der Ort
Cividale ist ein Ort mit 11.204 Einwohner/innen (Stand 31. Dezember 2016) im Friaul. Wie die gesamte Region Friaul-Julisch Venetien gehörte Cividale del Friuli seit Beginn der deutschen Besatzung nach Bekanntwerden der italienischen Kapitulation von September 1943 bis April 1945 zur für eine spätere Angliederung an das „Großdeutsche Reich“ vorgesehenen Operationszone Adriatisches Küstenland. Für die in dieser Zeit erbrachten Opfer wurde die Bevölkerung des Ortes mit der Medaglia d’Argento al Valor Militare ausgezeichnet.
Cividale liegt ca. 20 km östlich der Provinzhauptstadt Udine und ist von dort aus über die SS 54 zu erreichen.
Die Ereignisse
Das Mord- und Folterzentrum Caserma „Principe Umberto” und die Fosse del Natisone
Ab Mitte September 1943 diente die „Principe Umberto”-Kaserne den deutschen Besatzungstruppen als Ortskommandantur. In der Folge wurde diese Kaserne neben der Risiera di San Sabba in Triest und der Piave-Kaserne in Palmanova zu einem der größten Zentren zur Partisanenbekämpfung der Region. Noch bevor Himmler die gesamte Region wegen starker Partisanenaktivitäten am 9. November 1943 zum „Bandenkampfgebiet" erklärte, wurde bereits am 2. Oktober 1943 auf dem Kasernenareal Antonio Rieppi, ein Mitglied der Garibaldi Brigade „Natisone”, ermordet. Die Kaserne wurde zum Folter- und Mordzentrum, vor allem seit Mitte Juli 1944 Einheiten der 24. Waffen-Gebirgs-(Karstjäger-)Division, der sogenannten Karstjäger, nach Cividale verlegt wurden. Über hundert Menschen wurden bis Ende April 1945 auf diesem Areal umgebracht, deren Leichen anschließend in Massengräbern am Ufer des hinter der Kaserne fließenden Natisone verscharrt wurden.
Die ersten Leichen konnten kurz nach der Befreiung Anfang Mai 1945 geborgen werden. Dabei und in den darauf folgenden Jahren konnten insgesamt 113 Opfer geborgen werden, von denen lediglich 21 identifiziert werden konnten (siehe dazu den exemplarischen Auszug der deutsch-italienischen Datenbank „Atlante delle Stragi Naziste e Fasciste in Italia").
Die Massengräber am Fluss hinter der Kaserne werden „Fosse del Natisone" genannt.
Hinrichtungen im Sportstadion
Als „Vergeltung" für einen Anschlag auf Mitglieder des faschistischen Heimatschutzes (MDT, Milizia di Difesa Territoriale), der dem Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) der Operationszone Globocnik direkt unterstand, wurden am 17. Dezember 1944 acht Partisanen vom „Sondergericht für die öffentliche Sicherheit" (Tribunale speciale per la sicurezza pubblica) zum Tode verurteilt. Einen Tag später wurden die Verurteilten im Sportstadion von Cividale hingerichtet.
Gedenken
Monumento di Piazza della Resistenza
Am 20. April 1975 wurde in Cividale das Monumento di Piazza della Resistenza durch den italienischen Staatspräsidenten Sandro Pertini eingeweiht. Das 18x6 Meter große Monument wurde von dem Bildhauer Luciano Ceschia geschaffen, der selbst 1944 im Alter von 18 Jahren in ein Lager nach Österreich deportiert worden war.
Das Monument steht im Giardino Manfredi Mazzocca.
Piazza Resistenza
Giardino Manfredi Mazzocca
Der kleine Park, in dem das Monumento di Piazza della Resistenza steht, ist nach Manfredi Mazzocca (1916-1945) benannt. Der in Cividale ansässige Pilot der italienischen Luftwaffe schloss sich nach Beginn der deutschen Besatzung dem Widerstand an. In der Garibaldi-Brigade „Natisone" fungierte er als politischer Kommissar des Battaillons „Verruchi" und nahm in Faedis an der Verteidigung der Partisanenrepublik der „Zona Libera del Friuli Orientale" teil. Nach deren Zerstörung durch deutsche Truppen zog sich die „Natisone" auf slowenisches Territorium zurück, wo Mazzocca am 23. März 1945 in einem Gefecht bei Rovte nördlich von Logatec umkam. Ihm wurde posthum die Medaglia d'Oro al Valor Militare della Resistenza verliehen. Am Eingang zum Giardino Manfredi Mazzocca weist eine Erinnerungstafel auf dessen Verdienste hin.
Piazza Resistenza
Caserma Francescatto
Innerhalb des Areals der früheren Kaserne „Principe di Piemonte” - heute die Caserma Francescatto - befindet sich eine Gedenkstätte für die nach dem Krieg aus der Fosse del Natisone geborgenen Opfer.
Diese Gedenkstätte ist nur bei entsprechenden Gedenkveranstaltungen für die Öffentlichkeit zugänglich.
Via Udine 1
Campo sportivo „Martiri della Libertà”
Im Sportstadion von Cividale erinnert eine Gedenktafel an die acht Partisanen, die dort am 18. Dezember 1944 hingerichtet wurden. Ihnen und den über 100 in den Fosse del Natisone verscharrten Opfern zu Ehren trägt das Stadion den Namen „Martiri della Libertà”. Das Stadion ist nur während Veranstaltungen öffentlich zugänglich.
Via Udine 6
Loggia Municipale
In der Loggia des Palazzo Comunale befindet sich die Gedenktafel zur Verleihung der Medaglia d’Argento al Valor Militare.
Piazza Duomo
Monumento ai Caduti in Guerra e nella Resistenza
Das für die Gefallenen des ersten Weltkrieges errichtete Kriegerdenkmal im Parco Italia wurde nach Ende der deutschen Besatzung um den Zusatz „e nella Resistenza" erweitert. Auch dort wird bei Gedenkveranstaltungen der Opfer des Widerstands gedacht.
Via Guglielmo Marconi
Literatur / Medien:
Auszug aus der deutsch-italienischen Datenbank „Atlante delle Stragi Naziste e Fasciste in Italia" über 66 in den Fosse Natisone aufgefundene Opfer;
Auszug aus der deutsch-italienischen Datenbank „Atlante delle Stragi Naziste e Fasciste in Italia" über die Exekutionen am 18. Dezember 1944;
www.lucianoceschia.it/biografia.htm; www.anpi.it/donne-e-uomini/818/manfredi-mazzocca