Im Sommer und Herbst 1944 war die militärische Kraft der Resistenza in Norditalien so stark gewachsen, dass in abgelegenen Bergregionen von der französich-schweizerischen Grenze über den Apennin bis Friaul von den Partisanen gesicherte, befreite Gebiete zum Teil beträchtlichen Ausmaßes entstanden: die Partisanenrepubliken. Zu den bedeutendsten unter den über zwanzig der befreiten Zonen gehörten: die Partisanenrepublik im Ossolatal (Piemont), im Carnia-Gebiet (Friaul) die "Zona libera della Carnia" und die "Zona Libera Orientale", die Partisanenrepublik von Alto Monferrato (Piemont) und die Partisanenrepublik Montefiorino (Emilia-Romagna). Sie konnten sich unterschiedlich lange – zwischen einigen Wochen und drei Monaten – halten. Am längsten dürften die Partisanenrepublik im Val di Cogne (2. Juli bis 2. November 1944) und die Partisanenrepublik Montefiori bestanden haben (nach deren Zerstörung und Reorganisation bis zur Befreiung im Frühjahr 1945). Ohne direkte Verbindung untereinander, praktizierten alle Partisanenrepubliken trotz ihrer kurzen Lebensdauer basisdemokratische Modellversuche, die unter dem Schutz der Partisanen an der Perspektive einer demokratischen, neuen Gesellschaft nach der Überwindung des Faschismus orientiert waren. Politische bestimmend waren dabei die beiden tragenden Kräfte der Resistenza, die kommunistische Partei und die Aktionspartei (Antifaschistische Parteien). Obwohl sie in politischer und militärischer Hinsicht Ausdruck der Stärke der Partisanen und gleichzeitig der Schwäche des Salò-Regimes waren, bedeuteten die Partisanenrepubliken als Rückzugsgebiete des Widerstands und als Beispiel der Befreiung eine Bedrohung für die deutsche Besatzung. Deshalb wurden sie von zahlenmäßig weit überlegenen Truppen und unter massivem Materialeinsatz, vor allem aber mit großer Brutalität bekämpft und bis Ende 1944, mit Ausnahme der Partisanenrepublik Montefiori, zerstört. Gleichwohl behielten die basisdemokratischen Beispiele der Partisanenrepubliken auch danach ihre militärische und politische Symbolkraft für den Kampf und die Perspektive der Resistenza.
Literatur / Medien:
Kuby, Erich, Verrat auf deutsch. Wie das Dritte Reich Italien ruinierte. Hamburg 1982, S. 488 ff; Fransecky, Tanja von / Rudorff, Andrea / Schneider, Allegra / Stracke, Stephan (Hg.): Kärnten, Slowenien, Triest. Umkämpfte Erinnerungen. Bremen 2010, S. 183 ff.; Prauser, Steffen, „Resistenza“ gegen Faschismus und Nationalsozialismus 1943–1945, in: Ueberschär, Gerd. R (Hg.), Mitarbeit Peter Steinkamp: Handbuch zum Widerstand gegen Nationalsozialismus und Faschismus in Europa 1933 bis 1945. Berlin 2011, S. 21 ff, 26 f.; Partigiani. Gegen Faschismus und deutsche Besatzung. Der Widerstand in Italien. Katalog zur Ausstellung der Institute für Widerstand und Zeitgeschichte Modena, Parma, Reggio Emilia. (Hg. Antonio Canovi u. a.) Rom 1999, S. 28; Koschat, Michael, Die italienischen "Partisanenrepubliken" im Sommer und Herbst 1944: Improvisation oder historisches Modell? Die "Repubblica Partigiana della Carnia e del Friuli", Wien 2003; http://www.prolocofaedis.it/storia_di_faedis_dalla_seconda_guerra_mondiale.html
https://www.bibliotecasalaborsa.it/cronologia/bologna/1944/la_repubblica_partigiana_di_montefiorino