Bezirk Vilnius

Der Ort
Gedenkort alter jüdischer FriedhofEišiškės, heute zugehörig zur Kommune Šalčininkai, mit ungefähr 3.500 Einwohnern liegt ca. 70km südlich von Vilnius nahe der weißrussischen Grenze. Man erreicht den Ort von Vilnius aus entweder auf der A15 über Jašiūnai und Šalčininkai, von dort aus weiter auf der Straße Nr. 126; oder über die A4 und die Straße Nr. 105. Eišiškės ist eine der ältesten jüdischen Siedlungen in Osteuropa und entwickelte sich zu einem bedeutenden regionalen Marktplatz, dessen Einwohnerschaft bis zur vollständigen Auslöschung der jüdischen Gemeinde im Holocaust mehrheitlich Juden waren.


Die Ereignisse

Am 23. Juni 1941 erreichten deutsche Truppen Eišiškės. Nachdem zuvor jüdische Männer zur Zwangsarbeit herangezogen worden waren, kamen am 21. September unter Befehl des SS-Kommandos aus Vilnius litauische Hilfstruppen in die Stadt, nahmen über 3.500 Juden aus Eišiškės und Umgebung gefangen und schlossen sie unter grauenvollen Bedingungen in den Synagogen, in der jüdischen Schule und auch auf dem Marktplatz ein. Am 22. September wurden die Männer nacheinander in großen Gruppen auf den jüdischen Friedhof getrieben, wo sie sich entkleiden und in vorbereitete Gruben legen mussten, bevor sie erschossen wurden. Die Exekutionen dauerten den ganzen Tag über an. Frauen und Kinder wurden an einem der folgenden Tage am anderen Ende der Stadt auf offenem Feld umgebracht, ältere Juden wiederum Tage später direkt hinter dem katholischen Friedhof ermordet. Die Zeitangaben zu den Massenmorden nach den Aussagen u.a. von Zeitzeugen und des Jäger-Berichts beginnen mit dem 21. und enden mit dem 27. September 1941. Unter den Opfern befanden sich auch Juden aus Leipalingis, Olkenik und Dekshna, die bereits auf ihrem Weg nach Eišiškės brutal misshandelt worden waren. Die Mordtaten wurden unter Anleitung des SS-Sonderkommandos von „Weißarmbindern“, von Polizisten aus dem Distrikt Trakai und von betrunkenen jungen Männern der Stadt ausgeführt. Das Ausmaß der Massenmorde verdeutlicht die Eintragung im Jäger-Bericht am 27.9.41: „Eysisky – 989 Juden – 1636 Jüdinnen – 821 Juden-Kinder – 3 446“ (zit. in Wette 2011).


Gedenken
 
Gedenkstein auf dem alten jüdischen FriedhofZwei Gedenkorte erinnern an die beiden Massaker.

Gedenkort I: Auf dem alten jüdischen Friedhof
Man gelangt zu ihm von der Mickevičiaus-Straße (Straße Nr. 126) über die Vilniaus-Straße (Straße Nr. 105), biegt nach ca. 1km an der Johannes-Paul-Straße (Jono Pauliaus II gatvė) links ab bis zu deren Ende; vom Parkplatz dort geht man links einen Feldweg entlang, der befahren werden kann; etwas verdeckt steht links ein schwarzer Markstein mit der Angabe 500m. Bei der ersten Abzweigung geht es nach rechts in Richtung einer Baumgruppe auf dem Feld zum alten jüdischen Friedhof (GPS 54.17004639 25.01017806 / 54°10.2028'N 25°0.6107'E).
Die Inschrift auf dem Gedenkstein lautet (in Jiddisch, Litauisch und Englisch):
„An diesem Ort wurden am 25. – 26. September 1941 ungefähr 1.500 Juden aus Eišiškės und der Umgebung von Nazis und ihren lokalen Helfern brutal ermordet.“

 


Eingang zum katholischen FriedhofGedenkstein hinter dem katholischen Friedhof

Gedenkort II: Katholischer Friedhof
Den Gedenkort hinter dem katholischen Friedhof erreicht man über die Kreuzung der Mickevičiaus- / Vilniaus-Straße und biegt von der Vilniaus-Straße nach links auf die Straße Nr. 3905. Der Weg führt direkt zum Sandsteinportal des katholischen Friedhofs am Ortsausgang. Der Friedhof kann mit dem PKW durchquert werden, ein Pfad hinter dem Friedhof führt zum Gedenkort (GPS 54.18318806 24.99102806 / 54°10.9913'N 24°59.4617'E).
Die Inschrift auf diesem Gedenkstein lautet (in Jiddisch, Litauisch und Englisch):

„An diesem Ort wurden am 25. – 26. September 1941 ungefähr 2.500 Juden – Kinder und Frauen – von Eišiškės und der Umgebung von Nazis und ihre lokalen Helfer brutal ermordetet". 

Literatur / Medien
Dieckmann 2011, Bd. 2, S.901f.; Holocaust Atlas 2011, S. 266-267; Wette, Wolfram: Karl Jäger. Mörder der litauischen Juden, Frankfurt/M. 2011 (Jäger-Bericht im Anhang o.S. Blatt 6)
http://www.holocaustatlas.lt/EN/#a_atlas/search//page/1/item/20
http://www.holocaustatlas.lt/EN/#a_atlas/search//page/1/item/21
http://www.iajgsjewishcemeteryproject.org/lithuania/eisiskes.html
http://en.wikipedia.org/wiki/Eišiškės
https://www.jewishgen.org/yizkor/pinkas_lita/lit_00357.html