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Nea Kerdyllia

Region Zentralmakedonien / Regionalbezirk Serres

Gedenkstätte Ano KerdylliaDer Ort
Nea Kerdyllia (auch: Kerdilia, Kerdylia und Kerdylion, in deutschen Wehrmachtsakten Kerzilion) ist ein zur Gemeinde Amfipolis gehörender kleiner Ort nahe der Mündung des Flusses Struma in den Strymonischen Golf. Nach der Zerstörung von Ano und Kato Kerdyllia im Jahr 1941 wurden diese Dörfer nicht wieder aufgebaut, anstelle ihrer 1955 Nea Kerdyllia gegründet. Nea Kerdyllia gehört seit dem Jahr 1998 zu den Märtyrerorten Griechenlands (gem. Präsidialdekret 399/1998).
Nea Kerdyllia liegt an der auch „Egnatia Odos“ genannten, Adria und Bosporus verbindenden Autobahn A2 zwischen Thessaloniki (90 km) und Kavala (60 km), Ausfahrt „Nea Kerdyllia".

Das Ereignis
Nachdem es im Vormonat zu Widerstandsaktivitäten in der Umgebung gekommen war, überfielen Einheiten der 164. Infanteriedivision (Nessou, S. 224) im Rahmen einer großangelegten „Vergeltungsaktion“ - vorgeblich auf der Suche nach Partisanen und Waffen - am frühen Morgen des 17. Oktober 1941 die hochgelegenen Dörfer Ano und Kato Kerdyllia.
Alle aufgegriffenen über 200 männlichen Einwohner zwischen 16 und 60 Jahren wurden zusammengetrieben und hingerichtet, anschließend die Dörfer niedergebrannt.
In der Tagesmeldung von Generalfeldmarschall Wilhelm List an das OKW vom 18. Oktober 1941 hieß es dazu:
Dörfer Ano-Kerzilion und Kato-Kerzilion an Strimon-Mündung niedergebrannt, weil als Rückhalt der Nigrita-Bande erwiesen. Alle männlichen Einwohner (202) erschossen" (Bundesarchiv, S. 176).
Partisanen oder Waffen wurden allerdings nicht gefunden.

Gedenkstätte Kato Kerdyllia Gedenkstätte Ano Kerdyllia (Detailansicht)

Gedenken
Nea Kerdyllia
Vor der Kirche in Nea Kerdyllia informieren Hinweisschilder über die außerhalb des Ortes gelegenen Gedenkstätten. An einem Nebengebäude der Kirche ist eine Tafel mit den Namen der Opfer des Massakers vom 17. Oktober 1941 angebracht.

Ano Kerdyllia
Zur großen, oberhalb von Nea Kerdyllia gelegenen Gedenkstätte für alle Opfer des Massakers gelangt man, wenn man an der Autobahnausfahrt der Straße den Hügel hinauf für etwa 4 km folgt. 
Folgt man dieser Straße weiter, wird eine weitere Gedenkstätte an der Grabstelle erreicht.

Kato Kerdyllia
Folgt man am Kreisel hinter der Gedenkstätte von Ano Kerdyllia der rechts abknickenden Straße, wird die Gedenkstätte von Kato Kerdyllia erreicht.

Opfertafel an der Kirche in Nea KerdylliaFilm: Schuld & Schulden - Deutsche Kriegsverbrechen in Griechenland 
Im Film „Schuld & Schulden - Deutsche Kriegsverbrechen in Griechenland" von Martin Herzog (WDR 2016) kommt auch Panagiotis Tsangas (ab Min. 17) zu Wort, der als 14-Jähriger das Wehrmachts-Massaker in seinem Heimatdorf Kerdyllia überlebte.

Literatur / Medien:
Bundesarchiv (Hg.): Europa unterm Hakenkreuz - Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941 - 1945), Dokumentenauswahl und Einleitung von Martin Seckendorf unter Mitarbeit von Günter Keber, Jutta Komorowski, Horst Muder, Herbert Stöcking und Karl Übel, Berlin 1992; Nessou, Anestis: Griechenland 1941-1944, Deutsche Besatzungspolitik und Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung - eine Beurteilung nach dem Völkerrecht, Göttingen 2009; Schuld & Schulden - Deutsche Kriegsverbrechen in Griechenland (www.youtube.com/watch?v=6a7VGvX3yEM)