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Thionville

Region Lothringen/Lorraine, Departement Moselle

 

Der Ort

Stadt an der Grenze zu Luxemburg, 41000 Einwohner/innen, lange geprägt von Stahlindustrie, der letzte Hochofen wurde 1977 nach langen Kämpfen ausgeblasen. Bahnhof: Züge nach Longwy, Luxemburg/Brüssel, Metz, Paris. Mit dem Auto von Metz 39 km (A 31), von Luxemburg 37,5 km (L: A 3, F: A 31 →Metz), von Saarbrücken 73 km (A 620 →Saarlouis, bei Ausfahrt 3 auf B 405/in Frankreich D 918 →Thionville).

 

Die Ereignisse

Vor den herannahenden deutschen Truppen wurden Teile der Stadt evakuiert, viele Menschen flohen (vgl. Exode). Nach der faktischen Annexion des Moselgebietes wurde die Stadt wieder in Diedenhofen umbenannt. Im November 1940 wurden nicht erwünschte Personen  („Frankophile“, Linke, Gewerkschafter) nach Frankreich ausgewiesen.

Einwohner/innen, Arbeiter im Stahlwerk und Eisenbahner halfen französischen Kriegsgefangenen, frz. und luxemburgischen Wehrdienstverweigerern bei ihrer Flucht ins unbesetzte Frankreich. Ab August 1942 wurden die jungen Männer zwangsweise in die deutsche Wehrmacht eingezogen; viele 'Malgré-Nous' wurden in deutschen Uniformen getötet, meist an der Ostfront. Von Oktober 1943 bis Frühjahr 1944 wurden etwa 40 Mitglieder der Résistancegruppe 'Groupe Mario' verhaftet und deportiert.

Im Herbst 1940 wurden die jüdischen Einwohner/innen von den Deutschen nach Südfrankreich ausgewiesen und die meisten im Lager Gurs interniert. Hinzugekommene oder Verbliebene wurden ab 1942 in die Vernichtungslager deportiert, wo die meisten ermordet wurden: einer von ihnen war der Rabbiner Henri Lévy; der in Thionville aufgewachsene Serge Smulevic wurde als FTP- Widerstandskämpfer gefangen, er überlebte die Deportation in das KZ Auschwitz-Monowitz.

Die Befreiung der Stadt war dramatisch. Die deutschen Soldaten und die Gestapo waren in der Nacht zum 1. September 1944 Hals über Kopf abgezogen, kamen am nächsten Tag aber zurück und lieferten sich heftige Kämpfe mit US-Einheiten; ein Teil der Einwohner/innen wurde evakuiert, die Männer zwischen 14 und 65 Jahren zu Schanzarbeiten verpflichtet. Der Widerstandskämpfer Robert Wax, der den US-Einheiten als Führer gedient hatte, wurde in Metz nach einem summarischen Standgerichtsverfahren von den Deutschen erschossen. Zwei Monate lag die Stadt im Niemandsland zwischen der Wehrmacht östlich und den US-Truppen westlich der Mosel. Im November 1944 wurde die Stadt befreit.

Gedenktafeln an Eisenbahner Malgré Nous-Denkmal Widerstandsmuseum, Eingang Bild im Widerstandsmuseum; © Ville de Thionville

Gedenken

Im Bahnhof (Bahnsteig) gedenkt eine Tafel der 119 als Widerstandskämpfer oder Soldaten umgekommenen Eisenbahner; eine weitere erinnert an die Nazi-Opfer, die sich gegen die Annexion des Moselgebietes aufgelehnt haben.

Ein Denkmal im militärischen Teil des Friedhofs (Rue du Cimetière) ehrt die umgekommen Malgré-Nous: „Den Opfern der Zwangsrekrutierung in die deutsche Armee während des Krieges 1939-1945. Wir gedenken der 142 ehemaligen Kämpfer aus Thionville, die fern ihres geliebten Vaterlandes Frankreich gefallen oder verschollen sind, 1942-1945. Dieses Denkmal ist ihnen gewidmet, damit die Erinnerung an diese Tragödie nie vergeht.

Synagoge; © Aimelaime, wikimedia Tafel an Friedhofs-Synagoge Denkmal israelitischer Friedhof

Die von den Deutschen zerstörte Synagoge wurde 1956 an alter Stelle wieder errichtet (27-31 Avenue Clémenceau/Rue Lazare Hoche). Auf einer Gedenktafel an der Synagoge am Friedhof (Rue du Cimetère) ist zu lesen: „Unseren Märtyrern. Im Gedenken an unsere Deportierten, Opfer des Rassenhasses und in Erinnerung an unsere auf dem Feld der Ehre gefallenen Helden.“ Vor dem Friedhof wurde aus Grabsteinen des zerstörten israelitischen Friedhofs ein eindrucksvolles Denkmal errichtet: „Im Gedenken an jene, die auf dem von den Deutschen 1940 geschändeten Friedhof liegen.“ Vor dem Denkmal wurde eine Urne mit Asche aus dem Todeslager Auschwitz-Birkenau, in dem viele jüdische Menschen vergast wurden, eingelassen: „Dass die Erinnerung an sie unauslöschlich bleibe.

Das Musée Régional de la Résistance et de la Déportation (Regionales Widerstands- und Deportationsmuseum) behandelt, auch anhand vieler persönlicher Gegenstände und Dokumente, die Geschichte des Moselgebietes während des Zweiten Weltkriegs in sechs Sälen: Besatzung und Annexion, Résistance, FFI-Freifranzösische Kräfte, Deportation, Befreiung, SS-Sonderlager Fort de Queuleu. Geöffnet (in der Saison) Mittwoch und Donnerstag 14 – 18 Uhr sowie nach Vereinbarung. Es liegt nahe dem Bahnhof, Place de la Gare, Eingang über 'Centre Jacques Brel', Thionville; email: [email protected] ; Internet: http://www.thionville.fr/article/90-Le_Musee_de_la_Resistance_et_de_la_Deportation

 

Literatur/Medien

Burger, Léon: Le groupe „Mario“ - une page de la Résistance Lorraine, Metz 1965, bes. S. 13ff., 126ff., 161ff.
Petit Futé. Guide des lieux de mémoire, Ausgabe 2011, S. 141
http://www.malgre-nous.eu/spip.php?page=forum&id_article=1685
http://www.wollheim-memorial.de/de/serge_smulevic_bilder_des_kz_bunamonowitz
http://wikithionville.fr/index.php?title=Lib%C3%A9ration_de_Thionville
http://fr.wikipedia.org/wiki/Thionville