Region Friaul-Julisch Venetien / Provinz Gorizia

Der Ort
Gedenkstätte für 503 WerftarbeiterMonfalcone (slowenisch: Tržič) in Julisch Venetien, einst ein nettes venezianisches Hafenstädtchen, wurde im ersten Weltkrieg fast vollständig zerstört. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben sich in der Stadt große Werften angesiedelt; aktuell werden auf der Werft Fincantieri große Kreuzfahrtschiffe gebaut. Im Jahr 2017 wurde im früheren Werftarbeiterwohnheim (albergo operai) das Museo della Cantieristica di Monfalcone-MuCa eröffnet.
Die „Città delle navi da crociera" ist nach Gorizia mit 27.991 Einwohner/innen (Stand 31. Dezember 2016) die zweitgrößte Stadt der Provinz.
Für die Opfer, die die Bevölkerung der Stadt während des ersten und zweiten Weltkrieges - von September 1943 bis April 1945 gehörte die gesamte Region zur für eine spätere Angliederung an das „Großdeutsche Reich“ vorgesehenen Operationszone Adriatisches Küstenland - bringen musste, wurde ihr im Jahr 1947 die Medaglia d'argento al valor militare verliehen.
Monfalcone liegt etwas südlich der Triest (30 km) und Venedig (130 km) verbindenden Autobahn A4.

Die Ereignisse
Wie ein Triptychon: Stelen an der GedenkstätteIn Monfalcone bildete sich unter den Werft- und Fabrikarbeiterschaft früh der Widerstand gegen das faschistische Italien Mussolinis:
Eine besondere Entwicklung nahm die antifaschistische Bewegung in der Industriestadt Monfalcone (slowenisch Tržič). Die Arbeiter der Werftindustrie waren mehrheitlich italienischer Herkunft, aber die slowenischen Arbeiter/innen, die zuhause in den Karstdörfern zusätzlich ihr Land bebauten, bildeten eine starke Minderheit.
Die Werftarbeiter von Monfalcone wurden mit ihren Streikbewegungen und starken Arbeiterorganisationen in den Zwanziger Jahren zu einer kämpferischen politischen Avantgarde in der Region. Der Sieg der russischen Revolution hatte auch die italienischen und slowenischen Arbeiter/innen begeistert. Eine Gruppe um Pinko Tomažič agitierte erfolgreich in Monfalcone für einen kommunistischen Radikalismus, der die Vision von einer „Vereinigten und unabhängigen slowenischen Sowjetrepublik" formulierte" (Fransecky, S. 169).

Widerstand gegen die deutsche Besatzung
Die besondere Politisierung und der hohe Organisationsgrad der Werft- und Fabrikarbeiter Monfalcones mit über 300 eingeschriebenen Mitgliedern der kommunistischen Partei Italiens und nochmals etwa 600 Sympathisanten (Wedekind, S. 219) zeigte sich in den Tagen nach der Verkündung der Kapitulation Italiens am 8. September 1943 und der sich sofort anschließenden deutschen Besetzung.
In Monfalcone bildete sich die „Brigata Proletaria", mit der Hunderte von Arbeitern aus Triest, Muggia und vor allem aus Monfalcone spontan nach Gorizia eilten, um sich dort zwischen dem 11. und 26. September 1943 den einmarschierenden deutschen Truppen in der „Battaglia di Gorizia" entgegen zu stellen (siehe auch: Resistenza).
Inschrift an der GedenkstätteObwohl es ihnen gegen die deutsche Übermacht zunächst gelang, sämtliche Vororte und auch den Hauptbahnhof von Gorizia zu besetzen, mußten sie sich nach 2-wöchigem erbittertem Kampf unter großen Verlusten zurückziehen. Während die meisten von ihnen in ihre Heimatorte zurückkehrten, bildeten andere den Kern der Garibaldi-Partisanenformation „Natisone".

Die Arbeiter von Monfalcone, bei denen der SD eine „generelle Arbeitsunlust" unter deutscher Besatzung konstatieren mußte und das Überlaufen zu den Partisanen meldete (Wedekind, S. 219), beteiligte sich nicht nur in starkem Maße an den Dezember-Streiks 1943 im Raum Triest - Monfalcone, sondern organisierte sich auch im Untergrund in „Gruppi d’Azione Patriottica“ (GAP). So organisierte die zur Garibaldi-Partisanenformation „Natisone" gehörende GAP-Gruppe „Intendenza Montes", geleitet von Silvio Marcuzzi (Kampfname Montes), die logististische Unterstützung der in den Bergen operierenden italienischen und slowenischen Partisanen. Dieses dicht gespannte Netzwerk übernahm den Transport von Versorgungsgütern und Nachrichten aus der Küstenregion. Von in Palmanova zur Sicherung der Hauptverkehrsstraßen und vor allem zur Jagd auf Partisanen stationierten Mitgliedern der 24. Waffen-Gebirgs-(Karstjäger-)Division wurde Marcuzzi am 29. Oktober 1944 aufgespürt und nach Palmanova verschleppt, wo er nach tagelanger Folter in der ersten Novemberhälfte 1944 - ein genaues Todesdatum liegt nicht vor - seinen Misshandlungen erlag.

Gedenken
Gedenkstätte für die Werft- und Fabrikarbeiter
Ganz in der Nähe der Fincantieri-Werft befindet sich die große Gedenkstätte für die 503 italienischen und slowenischen in Monfalcone beschäftigten Arbeiter, die im Befreiungskampf ihr Leben verloren.
Piazzale Cosulich (Ecke Via Pisani/Via Bonavia)

Gedenktafel am RathausPiazza Unità d'Italia
An der Fassade des Rathauses von Monfalcone erinnert eine Gedenktafel an die 236 Opfer des Befreiungskampfes aus Monfalcone.

Friedhof von Monfalcone
Sacrario Partigiani auf dem Friedhof Auf dem Friedhof von Monfalcone befindet sich das Sacrario für die getöteten Widerstandskämpfer und eine Erinerungsstätte für die Zivilisten, die aus Monfalcone deportiert wurden.
Via XXIV Maggio

Fahrradrennen Coppa Montes - Gran Premio delle Resistenza
Monfalcone ist Start- und Zielort des jedes Jahr am 25. April, dem Nationalfeiertag zur Befreiung Italiens von der deutschen Besatzung, ausgetragenen Straßenrennens „Coppa Montes - Gran Premio delle Resistenza". Der ca. 100 Kilometer lange Rundkurs durch die Provinz Gorizia ist nach Silvio Marcuzzi benannt.

Literatur / Medien:
Fransecky, Tanja von / Rudorff, Andrea / Schneider, Allegra / Stracke, Stephan (Hg.): Kärnten, Slowenien, Triest. Umkämpfte Erinnerungen. Bremen 2010; Wedekind, Michael: Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik in Norditalien. 1943 bis 1945. Die Operationszonen „Alpenvorland“ und „Adriatisches Küstenland“ (= Militärgeschichtliche Studien. Bd. 38), München 2003; www.anpi.it/donne-e-uomini/1374/silvio-marcuzzi; www.mucamonfalcone.it