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Lodz – Ghetto Litzmannstadt, Bahnhof Radegast

Juden aus Lodz werden in den Zug nach Kulmhof gebracht; Foto: USHMM 02625

Der Ort
Ehemalige, in den 1970er Jahren geschlossene, Bahnstation in Baluty, nördlicher Stadtteil von Lodz, auf dem Gebiet des damaligen Dorfes Radogoszcz/Radegast, von den deutschen Besatzern 'Verladebahnhof Radegast' genannt. Heute ist er Gedenkstätte als „Umschlagplatz“ von Menschen in das Ghetto Litzmannstadt und aus dem Ghetto in die Konzentrations- und Vernichtungslager. Adresse : al. Pamięci Ofiar Litzmannstadt Getto 12.

Die Ereignisse

 Die deutschen Besatzer machten den Bahnhof zunächst zu einem zentralen Umschlagplatz. Lebensmittel, Brennstoffe und Rohmaterial gelangten von hier aus in das Ghetto, und die im Ghetto produzierten Waren, insbesondere Textilien für die Wehrmacht, wurden von hier in Güterzügen abtransportiert. Außerdem wurden Zwangsarbeiter aus dem Ghetto von Radegast aus zum Arbeitseinsatz in umliegende Lager gefahren.
Zwischen Herbst 1941 und Mitte August 1942 trafen Züge mit rund 20.000 jüdischen Menschen aus den 'liquidierten' Provinz-Ghettos des Warthegaus, 20.000 Juden aus Westeuropa (Wien/Österreich, Prag/Tschechien, Köln/Rheinland, Hessen/Frankfurt/M., Hamburg und Umgebung,  Düsseldorf/Rheinland,  Luxemburg) sowie 5.000 Roma aus dem Burgenland/Österreich am Bahnhof Radegast ein, die ins Ghetto eingewiesen wurden.
Von Januar 1942 bis August 1944 war die Station Radegast Deportationsbahnhof: Von hier aus wurden bis zu 150.000 Insassen des Ghettos Litzmannstadt in die Vernichtungslager Kulmhof/Chełmno nad Nerem und Auschwitz-Birkenau transportiert.

Radegast Bahnhof* Tunnel der Deportierten*

Denkmal der Vernichtung  - Ghetto Litzmannstadt

Nach Jahren des Zerfalls ließ die Stadt Łódź zum 30. August 2004, dem 60. Jahrestag der Liquidierung des Ghettos, den ehemaligen Bahnhof renovieren und zu einem „Denkmal der Vernichtung - Ghetto Litzmannstadt“ nach den Plänen des Architekten Czesław Bielecki gestalten.  Die Gedenkstätte erinnert auch an die Zustände im Ghetto. Das Museum im Bahnhof zeigt u.a. die Listen mit den Namen der in die Vernichtungslager Kulmhof und Auschwitz-Birkenau Deportierten.

An der renovierten „Rampe“ steht ein originalgetreuer Zug der Deutschen Reichsbahn, bestehend aus Viehwaggons, mit denen Juden in die Vernichtungslager transportiert wurden.
Auf dem Bahnhofsgelände befindet sich ein 140 Meter langer „Tunnel der Deportierten“, der den letzten Gang der Juden aus dem Ghetto Litzmannstadt in die Deportationszüge und die Lager symbolisiert; die Deportationslisten sind zu sehen, die Geschichte des Ghettos zwischen 1940 und 1944 wird dargestellt.


„Säule der Erinnerung“* Symbolische Grabsteine*

Bei dem Tunnel gibt es eine „Halle der Städte“ und eine „Säule der Erinnerung“. Diese hat die Form eines Schornsteins, versehen mit der hebräischen, englischen und polnischen Inschrift „Du sollst nicht töten“. Sie ist das Holocaust-Mahnmal.

Ein weiteres Element der Erinnerungsstätte sind Tafeln in Form jüdischer Grabsteine (Mazewas) mit den Namen deutscher Konzentrations- und Vernichtungslager, in die  Ghettobewohner*innen deportiert wurden.

*) Fotos: B. Stoll

Adresse: al. Pamięci Ofiar Litzmannstadt Getto 12 [Allee zur Erinnerung an die Opfer des Ghettos Litzmannstadt] = GPS 51.8017194, 19.4788446 )

Literatur/Medien
Stacja Radegast. Litzmannstadt Getto. 1940-1944, Hrsg.: Muzeum Tradycii Niepodległościoewch w Łodzi, Łódź 2005, 32 p.
https://www.memorialmuseums.org/denkmaeler/view/1436/Bahnhof-Radegast
http://www.lodz-ghetto.com/the_radegast_station.html,38