Einführung

Einen Tag nach dem italienischen Kriegsaustritt und der sich direkt anschließenden Besetzung des Landes durch die deutsche Wehrmacht landete am 9. September 1943 die 5. US-Armee im Rahmen der Operation Avalanche im Golf von Salerno nur etwa 50 km südlich von Neapel - zeitgleich mit der Landung der Briten in Tarent/Apulien.
Vorausgegangen war die Landung der alliierten Truppen auf Sizilien (10. Juli) und deren Erreichen des italienischen Festlands am 3. September 1943 in Kalabrien.

Blankovollmacht, „aufzugebendes Gelände dem Feind nur als Wüste zu überlassen"
Alliierte Landungen (Grafik: Wikipedia)Bereits die ersten Wochen des - von der Strategie der „verbrannten Erde", der Zerstörung von dem Feind nützlicher Infrastruktur wie Straßen, Schienen, Brücken, Fabriken, Energie- und Wasserversorgung geprägten - Rückzugs der Wehrmacht aus Süditalien unter dem Oberkommando von Generalfeldmarschall Kesselring waren von Kriegsverbrechen geprägt, wie sie zum Kennzeichen der deutschen Kriegsführung in Italien bis zur Kapitulation am 2. Mai 1945 werden sollten (siehe auch: Verbrecherische Befehle, wirtschaftliche Ausbeutung). Kampanien, vor allem der Ballungsraum um die Regionalhauptstadt Neapel, wurde vom deutschen Zerstörungsprogramm massiv getroffen. Die einer Blankovollmacht gleichkommenden Anordnung, „aufzugebendes Gelände dem Feind nur als Wüste zu überlassen" (BAMA, RH 24-14, Band 81: XIV. Pz.Korps, 29.9.43, zit. nach Klinkhammer, S. 56), wurde in aller Härte durchgesetzt.
Exemplarisch hierfür sind die Ereignisse in Neapel, wo die Zerstörungswut der deutschen Truppen und die gewaltsame Aushebung von Zwangsarbeitern einen Widerstand der Bevölkerung auslöste, der vom 27. bis 30. September 1943 in den Volksaufstand der „Vier Tage von Neapel“ („Quattro Giornate di Napoli“) mündete. Exemplarisch hierfür sind aber vor allem Massaker an der Zivilbevölkerung wie in den kleinen, nördlich von Neapel gelegenen Orten Acerra am 1./2. Oktober, Bellona am 7. Oktober und Caiazzo am 13. Oktober 1943.
In den wenigen Wochen, in denen sich deutsche Besatzungstruppen während ihres sukzessiven Rückzugs zunächst auf die Bernhardt- dann auf die Gustavlinie in Kampanien aufhielten, wurden dort bis November 1943 über 1600 Zivilisten von Deutschen getötet (Gentile, S. 105).

Nachdem die deutschen Truppen Kampanien verlassen hatten, wurde im Herbst 1943 der Sitz des Generalhauptquartiers der Alliierten Truppen für den Mittelmeerraum im Königsschloss von Caserta installiert. Hier unterzeichneten Vertreter von Wehrmacht und SS nach wochenlangen Geheimverhandlungen am 29. April 1945 die Kapitulationserklärung der deutschen Truppen in Italien, die am 2. Mai 1945 in Kraft trat.

Einrichtungen
Der Sitz des Geschichtsinstituts der Region Kampanien, das Istituto Campano per la Storia della Resistenza „Vera Lombardi", befindet sich in der Via Costantino 25, 80125 Napoli, E-Mail: [email protected]; www.istitutocampanoresistenza.it.

Literatur / Medien:
Gentile, Carlo: Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943–1945, Paderborn 2012; Klinkhammer, Lutz: Zwischen Bündnis und Besatzung. Das nationalsozialistische Deutschland und die Republik von Saló 1943–1945, Tübingen 1993; Schreiber, Gerhard: Deutsche Kriegsverbrechen. Täter, Opfer, Strafverfolgung. München 1996; Deutsch-italienische Datenbank „Atlante delle Stragi Naziste e Fasciste in Italia"
de.wikipedia.org/wiki/Operation_Avalanche_(Zweiter_Weltkrieg); www.pietredellamemoria.it/regioni/campania/

Gedenkorte in Kampanien:

Acerra
Bellona
Caiazzo
Caserta
Neapel
Orta di Atella

(wird weiter ergänzt)