Region Epirus / Regionalbezirk Ioannina
Der Ort
Mousiotitsa (auch: Moussiotitsa) - bestehend aus den Weilern Ano Mousiotitsa, Kato Mousiotitsa, Mesoura und Nea Mousiotitsa - ist ein zur Gemeinde Dodoni gehörendes Dorf mit ca. 600 Einwohner/innen (Stand 2011). Der Ort liegt nah der Schnellstraße Ioannina - Arta. Mousiotitsa gehört seit dem Jahr 1998 zu den Märtyrerorten Griechenlands (gem. Präsidialdekret 399/1998).
Man erreicht Mousiotitsa über die Schnellstraße A5 (40 km ab Ioannina, 55 km ab Arta).
Die Ereignisse
Das Massaker vom 25. Juli 1943 („Unternehmen Salminger“)
Am 25. Juli 1943 ermordeten Angehörige der 12. Kompanie des 3. Bataillons des 98. Regiments der 1. Gebirgs-Division unter der Leitung von Oberleutnant Willibald „Willy“ Röser (wegen seiner Brutalität 'Nero von 12/98' genannt) auf der Alm Spithari 77 Frauen, Kinder und einen Greis. Aus Angst vor den Deutschen waren sie am Tag zuvor - die Nachrichten über die Zerstörung umliegender Dörfer hatten sie aufgeschreckt - aus Mousiotitsa dorthin geflohen. Weitere 67 Menschen wurden an diesem Tag in den angrenzenden Gebieten und auf der Anhöhe Tzalali bei Voulitsa erschossen. Darüberhinaus wurden 65 Männer verhaftet und in ein Lager in Ioannina gebracht, wo sie zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden.
Ein Zeitzeuge berichtete von der Systematik der Selektion: „Männer, die man in den Dörfern verhaftet hatte, wurden von den Deutschen als Waffenträger verpflichtet, in Voulitsa gesammelt und von dort in ein Lager in loannina gefahren. Die anderen Unglücklichen aber, die auf den Feldern ihrem Tagewerk nachgegangen oder bei den Tieren gewesen waren, die haben sie exekutiert“ (zit. nach Meyer 2010, S. 193).
Das Massaker von Mousiotitsa war Teil des „Unternehmen Salminger“, mit der die gleichnamige Kampftruppe unter Leitung von Josef Salminger vom 22. bis zum 26. Juli 1943 die als „Bandengebiet“ eingestufte Umgebung der Straße Ioannina - Arta durchkämmte und dabei über 20 Ortschaften in Schutt und Asche legte. Mit einer Blankovollmacht für den Umgang mit Zivilisten ausgestattet, erhielten die Kommandeure das Recht, bei den angeordneten „Säuberungsaktionen" eigenmächtig „Sühnemaßnahmen" anzuordnen (Meyer, 2003, S. 149).
Das Massaker vom 22. August 1943
Einen Monat später, am 22. August, wurde Mousiotitsa noch einmal von deutschen Truppen heimgesucht. Weil sie „Essen für die Andarten zubereitet“ und Kontakt zu einem lokalen Widerstandskämpfer gehabt haben sollen, wurden weitere 19 Menschen ermordet, darunter Frauen und Kinder im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren.
Unter den am 25. Juli und am 22. August 1943 insgesamt 153 Getöteten „befanden sich vier einjährige Babys, 36 Kinder im Alter von zwei bis sieben Jahren, 23 Kinder im Alter von acht bis 16 Jahren und 13 Frauen und Männer, die älter als 60 Jahre alt waren. Der Älteste war 85 Jahre alt" (Meyer 2010, S. 193).
Gedenken
In Nea Mousiotitsa wurde im Jahr 1959 ein erster Gedenkstein für die 152 der aus dem Ort stammenden Opfer aufgestellt. Ganz in der Nähe wurde die neue Gedenkstätte errichtet, an der die jährlichen Gedenkveranstaltungen stattfinden: Neben den 2 Tafeln mit der langen Reihe der Opfer stellt ein Flachrelief die martialischen Erschießungsszenen dar.
Eine weitere Gedenkstätte befindet sich auf der Alm Spithari.
Literatur / Medien:
Meyer, Hermann Frank: Blutiges Edelweiß – Die 1. Gebirgsdivision im Zweiten Weltkrieg, 3. Auflage, Berlin 2010, S. 186-193; ders: Mousiotitsas - Kommeno - Lyngiades 1943, in: Ueberschär, Gerhard R. (Hg): Orte des Grauens. Verbrechen im Zweiten Weltkrieg, Darmstadt 2003, S. 147-154; www.hfmeyer.com/albanian/veroeffentlichungen/mousiotitsia/index.html; en.wikipedia.org/wiki/Mousiotitsa