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Modane

Region Rhône-Alpes, Departement Savoie

Der Ort
Stadt mit 3350 Einwohner/innen im mittleren Maurienne, über 1000 m hoch gelegen. Bahn- und Straßentunnel unter dem Mont Cénis nach Italien, Bahnhof an der Strecke Paris ↔ Mailand. Mit dem Auto von Chambéry 103 km (A 43), von Turin 108 km (E 70 über Susa-Tal).

Die Ereignisse
Italienische Besatzung
Nach der Kriegserklärung Italiens am 10. Juni 1940 wurde die Bevölkerung von der frz. Armee evakuiert, sie konnte Anfang August zurückkehren. Die Stadt lag in der „entmilitarisierten Zone“: alle Kasernen und Alpenforts mussten geräumt werden. Nach dem italienischen Einmarsch am 11. November 1942 bekam Modane eine italienische Garnison und ein Büro der politischen Polizei OVRA.
Die italienischen Besatzer errichteten im Mai 1943 ein 'Campo di concentramento' (Internierungslager) „für Kommunisten“ im Fort Victor-Emmanuel oberhalb von Modane und Aussois. Insgesamt wurden 325 Oppositionelle und Geiseln interniert, die meisten aus der Gegend um Nizza, 40 vom italienischen Militärgericht in Breil-sur-Roya Verurteilte und Notabeln wie der ehemalige Abgeordnete Léon Martin aus Grenoble. Ernährung und hygienische Bedingungen werden als schlecht geschildert.

Totendenkmal Totendenkmal, Ausschnitt

Deutsche Besatzung und Befreiung
Nach dem italienisch-alliierten Waffenstillstand (vgl. Kriegsaustritt Italiens) am 8. September 1943 setzten sich viele italienische Soldaten nach Hause ab, die anrückenden deutschen Besatzer nahmen aber etwa 1000 fest. Die Gemeinde und der Nachbarort Fourneaux waren wegen des Bahnhofs und des Alpenübergangs (Bahn- und heute auch Autotunnel) strategisch wichtig. (Der Bahnhof von) Modane wurde am 17. September und am 11. November 1943 von alliierten Flugzeugen bombardiert: In Modane gab es 58 tote Zivilisten, in Modane, Aussois, Fourneaux, Saint-Michel-de-Maurienne mehrere 1000 Geschädigte.
Während der Befreiungskämpfe um Modane deportierten die Deutschen vier Einwohner, zwei kamen im KZ um. Am 13. September 1944 griffen FFI-Kämpfer (FTP-Kompanie, AS-Gebirgsjäger) und frz. Armee-Einheiten die Deutschen an; eine Abteilung Tirailleurs Marocains („marrokanische Schützen“) bekämpfte sechs Stunden die Wehrmacht im Fort du Sapey (vgl. Näheres Saint-André). Bevor die Deutschen sich auf den Mont Cenis-Pass und nach Italien zurückzogen, sprengten sie das Kraftwerk der Fabrik in Modane und den Eingang zum Bahntunnel nach Italien.
Am 14. September war Modane stark zerstört, aber befreit.

rekonstruierter ehem. Tunneleingang Stele Gabriel Berrat Museobar

Gedenken
Das Totendenkmal ehrt auf einer besonderen Tafel u.a. die umgekommenen Résistants, Deportierten sowie die 58 Opfer der zwei Bombardierungen im Herbst 1943 (am Rathaus, Place de l'Hôtel de Ville).
Das Fort Victor-Emmanuel (Teil der Esseillon-Festungen), in dem das italienische Internierungslager für Oppositionelle und Geiseln untergebracht war, kann besichtigt werden.
Der von den Deutschen gesprengte Eingang zum ehem. Bahntunnel 'Fréjus' ist rekonstruiert worden und an alter Stelle zu besichtigen (Route de Bardonnèche = Anfahrt zum Autobahntunnel nach Italien). In der Nähe ist dem während der Befreiungskämpfe am 12. September 1944 getöteten FFI-Leutnant Gabriel Berrat eine 1946 errichtete Stele gewidmet.
Im Ort gibt es das Grenzmuseum 'Museobar. Les Cafés de la Traversée des Alpes' mit wechselnden Ausstellungen. Zum Jahrestag der Befreiung 2014 zeigte es eine Ausstellung unter freiem Himmel in den Straßen Modanes (an der Hauptstraße Rue de la République Nr. 42).

Literatur/Medien
Panicacci, Jean-Louis: L'Occupation italienne: Sud-Est de la France, juin 1940-septembre 1943, Rennes 2010
http://www.musee-resistance.com/spip.php?article216 (ital. Besatzung)
http://www.museedelaresistanceenligne.org/media.php?media=4061
http://www.ac-grenoble.fr/savoie/pedagogie/docs_pedas/chemins_memoire/maurienne/maurienne_meurtres_destructions.pdf?PHPSESSID=6f784898b58ddfd0bef5ebf2c877c85f
http://www.savoie-archives.fr/archives73/expo_savoie_des_ombres/pano11/thumb.html
http://histoiredelamaurienneetdelasavoie.blogspot.de/2009/08/lete-1944-voici-65-ans-5.html
http://fr.wikipedia.org/wiki/Fort_du_Replaton