Bezirk Klaipėda
Der Ort
Die Kleinstadt Salantai mit 1.397 Einwohnern (2017) liegt ca. 30km nordöstlich von Kretinga und ist von dort auf der Straße Nr. 226 zu erreichen.
Die Ereignisse
In Salantai lebten 1941 ungefähr 150 jüdische Familien, insgesamt etwa 500 Erwachsene und Kinder. Noch vor dem Eintreffen der deutscher Truppen am 23. Juni 1941 bildeten ehemalige litauische Soldaten eine Gruppe antisowjetischer „Partisanen“ und begannen mit der Verfolgung von zurückgebliebenen Rotarmisten und Juden. Überlebende Zeitzeugen berichten von pogromartigen Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung, von deren öffentlicher Demütigung und von der Plünderung ihrer Häuser. Anfang Juli erhielt die örtliche Distriktpolizei von dem in Kretinga aktiven Kommando des „Einsatzkommandos Tilsit“ die Aufforderung, die jüdischen Einwohner namentlich zu erfassen und in der Synagoge einzusperren. Wenige Tage später traf eine SS-Einheit mit litauischen „Weißarmbindern“ aus Kretinga ein und schaffte 40 der festgesetzten jüdischen Männer in das an Salantai angrenzende Dorf Žvainiai. Die Gefangenen mussten in der Nähe des jüdischen Friedhofs eine Grube ausheben und wurden danach dort erschossen. Überlebende Zeugen berichten, dass noch in der ersten Julihälfte über 150 jüdische Männer ebenfalls an diesem Ort umgebracht worden sind. Das Kommando der Mordaktion lag nach diesen Berichten bei einem deutschen Offizier, dem Chef der litauischen Distriktspolizei und dem Anführer der litauischen „Weißarmbinder“.
In der zweiten Julihälfte folgte die Ermordung von über 60 Frauen und Kindern aus Salantai. „Weißarmbinder“ brachten sie in den Wald bei Šateikiai (zwischen Salantai und Kretinga gelegen, jedoch im Bereich des angrenzenden Bezirks Telšiai). Dort war zuvor ein Massengrab ausgehoben worden, in das sich die Frauen mit den Kindern legen mussten. Dann wurden sie von dem gleichen Kommando ermordet, das in den Tagen zuvor die Männer getötet hatte. Eine weitere Gruppe von über 30 jungen Frauen und Mädchen wurde zunächst zur Zwangsarbeit in der Landwirtschaft eingesetzt, bevor auch sie Ende August 1941 im Wald von Šateikiai von „Weißarmbindern“ erschossen wurden.
Insgesamt fielen aus Salantai über 400 Männer, Frauen und Kinder den Morden zum Opfer, nur wenige konnten sich bei Bauern verstecken und haben überlebt.
Gedenken
Zum Gedenkort für die Anfang Juli 1941 ermordeten jüdischen Männer gelangt man, indem man in Salantai nicht der Vorfahrtsstraße Nr. 226 in Richtung Kretinga, sondern der Abzweigung nach links in den angrenzenden Nachbarort Žvainai folgt. Man fährt bis zu einem Holzhinweisschild “Žydų žudynių vieta, Salantų žydų kapinės, Rezistentų laidojimo vieta” (GPS: 56.04378806 21.56842306 bzw. 56°2.6273'N 21°34.1054'E), biegt dann rechts in einen Weg ab und erreicht nach ca. 350 Meter einen ersten schwarzen Markstein. Dann fährt man weiter bis zur Kalno-Straße und geht dort einen Fußweg geradeaus über den Hof zwischen zwei Bauernhäusern hindurch zum dahinter liegenden alten jüdischen Friedhof. Rechter Hand befindet sich eine Holzstele, links einen Gedenkstein für den Friedhof und ein weiterer schwarzer Markstein. Man geht ca. 130 Meter einen Grasweg weiter, erreicht kleine Treppenstufen, geht diese abwärts und links wieder aufwärts bis zu dem Gedenkstein mit folgender Inschrift: “405 Juden wurden hier 1941 ermordet“ (Jiddisch und Litauisch). Am Gedenkstein vorbei führt ein kleiner Weg zu einem kleinen Gedenkstein für die Opfer des „faschistischen Terrors Juni/Juli 1941“, so die Inschrift.
56.04490806 21.55842139 / 56°2.6945'N 21°33.5053'E
Die Gedenkstätte für die in der zweiten Julihälfte und Ende August 1941 ermordeten Frauen und Kinder befindet sich bei Šateikiai im Bezirk Telšiai.
Literatur / Medien
Dieckmann 2011, Bd. 1, S 385 (mit FN 386); Holocaust Atlas 2011, S. 92/93.
http://www.holocaustatlas/Jewish Men from Salantai//item/152/ (Žvainiai Village)
http://www.holocaustatlas/Jewish Women from Salantai //item/153/ (Šateikiai, Bezirk Telšiai)
http://www.iajgs.org/cemetery/lithuania/salant.html
http://kehilalinks.jewishgen.org/Salant/salant4.html (Josef Rosin: Salant/Salantai)