Während der deutschen Besatzung wurden vor allem Juden, sowjetische Kriegsgefangene und Polen in Litauen zu Zwangsarbeit eingesetzt. Bis zum Frühjahr 1942 erlagen zehntausende Kriegsgefangene der gezielten Unterversorgung. Zeitgleich mit den Vernichtungsaktionen zwischen Juni und Dezember 1941 in ganz Litauen wurden arbeitsfähige Juden vor allem in den 1941 eingerichteten großen Ghettos selbst (Vilnius, Kaunas, Šiauliai) und aus diesen Ghettos heraus zu Zwangarbeit in den kriegswichtigen Produktions- und Reparaturbetrieben herangezogen. Hinzu kamen über ganz Litauen verteilte Arbeitslager, in denen Kriegsgefangene und Juden zur Gewinnung von Torf, Holz, zur Ziegelproduktion und bei Baumaßnahmen eingesetzt wurden. Ab Frühjahr 1942 gingen die Wehrmacht, die Organisation Todt (OT), die litauische Torfindustriezentrale und die Deutsche Reichsbahn dazu über, größere und zahllose kleinere Zwangsarbeitslager zu errichten. Zu den dort eingesetzten Arbeitskräften kamen russische Frauen mit ihren Kindern hinzu, die 1941 beim Rückzug der Roten Armee zurückgeblieben waren; sie mussten unter grausamen Bedingungen und unter permanentem Bewachungsterror vor allem im Torfabbau arbeiten. Zu ihnen zählten ab Sommer 1943 u.a. die Frauen und Kinder aus dem sog. Russenghetto in Vilnius; sie wurden aus jenen Gebäuden verschleppt, in denen nach der Liquidierung des Ghettos im September 1943 das Wohnlager für die HKP-Arbeiter und deren Familien installiert wurde.

Ausweis einer litauischen Zwangsarbeiterin

Auch von den Hunderttausenden sowjetischer Zivilisten, die 1943/44 im Verlauf des Rückzugs der deutschen Wehrmacht nach Litauen und von dort weiter in den Westen deportiert wurden, waren die in der Kategorie "ortseinsatzfähigen" Zwangsevakuierten zu schwerer Zwangsarbeit eingesetzt. 

Deportationen zu Zwangsarbeit von Litauerinnen und Litauern im damaligen Deutschen Reich zeichneten sich – nach wenig erfolgreichen Versuchen zur freiwilligen Mobilisierung – von Frühjahr 1943 an mit der Musterung ganzer Jahrgänge ab. Diese Musterungen wurden von der litauischen Verwaltung, auf deren Kooperation die deutsche Besatzungsverwaltung angewiesen war, zum Teil systematisch unterlaufen. Bis Jahresmitte 1943 waren einige tausend Männer und über eintausend Frauen zur Arbeit nach Deutschland deportiert. Wegen der immer höheren Anforderung von Zwangsarbeitskräften aus der besetzten Sowjetunion verstärkten Besatzungsverwaltung und SS den Druck auf die Rekrutierten. Für den Gesamtzeitraum 1941–1944 kann von ca. 30.000 Litauerinnen und Litauern (ohne in Litauen lebende Polen, Weißrussen und sowjetische Zwangsevakuierte) ausgegangen werden, die zur Arbeit nach Deutschland verschleppt worden sind. Im Gebiet der besetzten Sowjetunion waren – vor allem von der Wehrmacht, der Organisation Todt und der Reichsbahn – mit ungefähr 47.000 Menschen aus Litauen noch mehr Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter eingesetzt.

Literatur / Medien
Christoph Dieckmann 2011, Bd. 1 S. 668-731
http://www.zwangsarbeit-archiv.de/zwangsarbeit/ereignisse/ostarbeiter/index.html
https://de.wikipedia.org/wiki/NS-Zwangsarbeit (Abbildung Zwangsarbeiterausweis)
https://www.bundesarchiv.de/zwangsarbeit/index.html