Schriftgröße A A A

Aix-en-Provence

Allee 'Cours Mirabeau'; Quelle: Andrea Schaffer, wikipedia, CC BY-SA 2.0

Region Provence-Alpes-Côte-d'Azur, Departement Bouches-du-Rhône

Der Ort

Alte keltische Siedlung, römische Stadtgründung, heute Großstadt mit Universität und Hochtechnologie, 142.480 Einwohner*innen (2017), im Großraum 1,7 Mio. Die Altstadt liegt auf einem Hügel, die Neustadt in einer Senke; viele eingemeindete Stadtteile, u.a. Les Milles. Stadt-und TGV-Bahnhof Paris ↔ Marseille. Mit dem Auto von Marseille 34 km (A 7 und A 51 bis Chemin de la Beauvalle in Aix-en-Provence folgen, auf A8/E80 Ausfahrt 30a nehmen).

Totentafel an Mauer des jüdischen Friedhofs Tafel an ehemaliger Synagoge Neue Synagoge

Die Ereignisse

Judenverfolgung

Nach der deutschen Besetzung der Nordzone hatten sich zahlreiche Juden in die Provence geflüchtet, auch nach Aix. Die vom Vichy-Regime durchgeführten Razzien im August 1942 festgenommenen Familien wurden meist im nahen Lager Les Milles (heute Stadtteil von Aix) interniert und 1942 deportiert. Nach der deutschen Besetzung gab es 1943 und 1944 erneut etwa 80 Verhaftungen, Internierungen und Deportationen, 1944 meist durch Gestapo und Milice.
An der Mauer des jüdischen Teil des Friedhofs, carré 12, nennt eine Marmortafel die Namen von 20 jüdischen Helden der Résistance und Märtyrern der Deportation, im unteren Teil ist hinzugefügt: „und dem Gedenken aller anderen, die unbekannt geblieben sind“.
Nach neueren Recherchen sind über 100 jüdische Menschen von Aix oder Les-Milles aus in die deutschen Todeslager deportiert und umgebracht worden; dazu kommen noch weitere, die die Strapazen der Internierung in Les Milles nicht überlebt oder in Krankenhäusern gestorben sind. Ihre Namen sind jetzt bekannt (Eingang 18 Traverse Saint-Pierre [= GPS 43.5227125, 5.4572047]). Die (alte) Synagoge wurde bis 1952 von der jüdischen Gemeinde genutzt; sie wurde 1957 an die reformierte Kirche abgetreten -aus Dankbarkeit für die Rettung vieler internierter Juden im Lager Les Milles; daran erinnert eine Gedenktafel (2 Rue Mazarine; der Eingang zum reformierten Tempel ist um die Ecke in der Rue Villars 4). Dieneue Synagoge befindet sich in 3 Rue de Jérusalem.

altesGefängnis, heute Annex des Cour d‘Appel ; Quelle: Malost, wikimediaWiderstand

Nach der Besetzung der Südzone (November 1942 durch die Italiener, September 1943 durch die Deutschen) nahmen Widerstandsaktivitäten zu. Ebenso verstärkte sich die Repression durch die italienische Geheimpolizei OVRA, die Gestapo und Feldgendarmerie (deutsche Militärpolizei) sowie die französische Milice. Von der Vichy-Regierung eingesetzte Sondergerichte urteilten im Schnellverfahren „kommunistische und anarchistische Aktivitäten, die darauf zielten, soziale oder nationale Unruhe zu stiften“. Der Cour d'Appel in Aix hatte eine Sonderkammer als Berufungsinstanz (20 Place de Verdun).
In Aix und Umgebung gab es 1944 etwa 1800 aktive Résistance-Anhänger. Eine der spektakulärsten Aktionen war die Befreiung von 24 politischen Gefangenen, aus dem (alten) Gefängnis von Aix am 24. April 1944 und damit ihre Rettung durch eine Gruppe FTP-Widerstandskämpfer vor der für diesen Tag angesetzten Deportation.

Denkmal Deportierte und Erschossene der Résistance Gedenktafel an CGT-Gewerkschafter Résistance-Denkmal

Gedenken
Auf einer großen Gedenktafel ehrt die Stadt Aix 79 tote Deportierte, Erschossene und Widerstandskämpfer (an einer Mauer des Place des Martyrs de la Résistance, in der Altstadt). Auf dem Friedhof Saint-Pierre steht das Widerstands-Denkmal, gewidmet den Helden der Résistance und den Märtyrern der Befreiung; Gedenktafeln halten 74 Namen fest (Cimetière Saint-Pierre, 10 Avenue des Déportés de la Résistance Aixoise –rechts vom Eingang an der Mauer; der genaue Standort ist auf dem Friedhofsplan am Eingang zufinden).

Eine Gedenktafel erinnert an die zwei CGT-Gewerkschafter aus Aix, die während der Befreiungskämpfe in Marseille bzw. im Vercors (Saint-Nizier-du-Moucherotte) erschossen wurden. Zu den jüdischen Opfer vgl. oben Abschnitt 'Judenverfolgung'. Zum Durchgangs-, Internierungs-und Deportationslager im Aixer Stadtteil Les Milles vgl. den gesonderten Artikel Les Milles.

Gedenktafel Befreiung; Quelle: Jimmy Tual, genwebRathaus mit Uhrturm; Quelle: jmax, wikipedia, CC BY_SA 3.0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

An die Befreiung der Stadt am 21. August 1944 durch US-Truppen, unterstützt von freifranzösischen Verbänden (FFI) und begleitet von Résistants aus Aix erinnert eine Gedenktafel am Rathaus unter dem Bogen des Uhrturms (Place de l'Hôtel de Ville).

Literatur/Medien
Christiane Derobert-Ratel: Der alte jüdische Friedhof von Aix-en-Provence, L‘Echo des Carrières N° 79-2013 = https://acjp.fr/uploads/articles/786e66f853f97a393a5b504e2667b308.pdf
https://nanopdf.com/download/le-vieux-cimetiere-juif-daix-en-provence-un-pre_pdf
http://mvr.asso.fr/front_office/fiche.php?idFiche=1507&TypeFiche=4 (Ausbruch aus Gefängnis)
https://de.wikipedia.org/wiki/Aix-en-Provence