Die Ereignisse
Judenverfolgung
Nach der deutschen Besetzung der Nordzone hatten sich zahlreiche Juden in die Provence geflüchtet, auch nach Aix. Die vom Vichy-Regime durchgeführten Razzien im August 1942 festgenommenen Familien wurden meist im nahen Lager Les Milles (heute Stadtteil von Aix) interniert und 1942 deportiert. Nach der deutschen Besetzung gab es 1943 und 1944 erneut etwa 80 Verhaftungen, Internierungen und Deportationen, 1944 meist durch Gestapo und Milice.
An der Mauer des jüdischen Teil des Friedhofs, carré 12, nennt eine Marmortafel die Namen von 20 jüdischen Helden der Résistance und Märtyrern der Deportation, im unteren Teil ist hinzugefügt: „und dem Gedenken aller anderen, die unbekannt geblieben sind“.
Nach neueren Recherchen sind über 100 jüdische Menschen von Aix oder Les-Milles aus in die deutschen Todeslager deportiert und umgebracht worden; dazu kommen noch weitere, die die Strapazen der Internierung in Les Milles nicht überlebt oder in Krankenhäusern gestorben sind. Ihre Namen sind jetzt bekannt (Eingang 18 Traverse Saint-Pierre [= GPS 43.5227125, 5.4572047]). Die (alte) Synagoge wurde bis 1952 von der jüdischen Gemeinde genutzt; sie wurde 1957 an die reformierte Kirche abgetreten -aus Dankbarkeit für die Rettung vieler internierter Juden im Lager Les Milles; daran erinnert eine Gedenktafel (2 Rue Mazarine; der Eingang zum reformierten Tempel ist um die Ecke in der Rue Villars 4). Dieneue Synagoge befindet sich in 3 Rue de Jérusalem.
Widerstand
Nach der Besetzung der Südzone (November 1942 durch die Italiener, September 1943 durch die Deutschen) nahmen Widerstandsaktivitäten zu. Ebenso verstärkte sich die Repression durch die italienische Geheimpolizei OVRA, die Gestapo und Feldgendarmerie (deutsche Militärpolizei) sowie die französische Milice. Von der Vichy-Regierung eingesetzte Sondergerichte urteilten im Schnellverfahren „kommunistische und anarchistische Aktivitäten, die darauf zielten, soziale oder nationale Unruhe zu stiften“. Der Cour d'Appel in Aix hatte eine Sonderkammer als Berufungsinstanz (20 Place de Verdun).
In Aix und Umgebung gab es 1944 etwa 1800 aktive Résistance-Anhänger. Eine der spektakulärsten Aktionen war die Befreiung von 24 politischen Gefangenen, aus dem (alten) Gefängnis von Aix am 24. April 1944 und damit ihre Rettung durch eine Gruppe FTP-Widerstandskämpfer vor der für diesen Tag angesetzten Deportation.