Schriftgröße A A A

Belzec - Zwangsarbeitslager

Woiwodschaft Lublin/Wojew. Lubelski

Hist. Foto: Gräben ausheben ehemalige Unterkunft Familie Weiss aus Hamburg; Quelle: deathcamps.org

Die Ereignisse
Bełżec lag nahe der – im September 1939 zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion vereinbarten – Demarkationslinie entlang der Flüsse Bug und San. Diese sollte nach dem Willen der deutschen Besatzer befestigt werden („Otto-Linie“). Dazu wurden zwischen Mai und August 1940 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter*innen deportiert und in primitiven Lagern am Dorfrand untergebracht: zunächst Polen; später meist Juden sowie Sinti und Roma, darunter waren auch etwa 1000 „Zigeuner“ aus Hamburg und Umgebung sowie Bremen, z.B. Angehörige der Fam. Weiß aus Hamburg. Sie mussten schwere Arbeit leisten, z.B. Panzergräben ausheben und Befestigungen bauen, später auch Entwässerungsgräben, Flussregulierung und Straßenbau. 

35 Arbeitslager wurden errichtet, oft in Synagogen, Lagerhäusern oder Scheunen. Die Lebensbedingungen waren katastrophal, es gab kein fließendes Wasser, keinen Brunnen, keine Toiletten. Die Ernährung war unzureichend: morgens schwarzer ‚Kaffee‘ ohne Zucker, und 300g Brot; mittags eine „Suppe“ aus Wasser, in dem altes Gemüse und altes Fleisch schwamm.  Dazu kamen Misshandlungen und Tötungen durch die deutschen Bewacher sowie Krankheiten und Seuchen. Es gab viele Tote. Die Zahl der Opfer ist nicht bekannt.

Die Arbeitslager wurden im Oktober 1940 aufgegeben. Panzergräben und Befestigungen waren aufgrund der deutschen Kriegsplanungen gegen die Sowjetunion nicht mehr aktuell.

Gruppe jüdischer Zwangsarbeiter; Quelle: USHMM Zwangsarbeiter und Kinder; Quelle: USHMM catalog/pa6223 Sinti und Roma-Mahnmal im Wald; Quelle: Museum Belzec

 

Gedenken
Reste von Lagerbaracken sind noch sichtbar: Von der Ortsmitte die DW 865 nehmen, z.B. schräg gegenüber des Abzweigs der ul. Partizantów sieht man auf einer ungemähten Wiese Baracken.
Auf eine private Initiative hin wurde im Oktober 2012 in einem Wäldchen in der Nähe ehemaliger Gräber ein Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma eingeweiht: Memorial for Sinti and Roma = GPS 50.381786, 23.419037; vgl. dazu Koper/Caban, a.a.O.).
In Hamburg gibt es zwei Gedenkorte: Lohseplatz am ehem. Hannoverschen (Güter-)Bahnhof und Nöldekestraße 13 an der ehem. Polizeiwache; http://gedenkorte.sintiundroma.de/index.php   .

Literatur/Medien
Koper, Ewa/Caban, Agnieszka: Die Geschichte der Rom*nja und Sint*izze in den Arbeits- und Vernichtungslagern in Belzec, Belzec 2020
http://www.deathcamps.org/belzec/labourcamps_de.html   
http://gymnasium-bethel.de/geschehen_gedenken/projinfo_07.pdf   
http://hannoverscher-bahnhof.hamburg.de/deportation-nach-belzec