Der Ort
Am 1. Dezember 1942 wurde nach einem Erlass des Reichsführers SS und Chefs der deutschen Polizei Heinrich Himmler das „Polen-Jugendverwahrlager Litzmannstadt“ errichtet, ein Konzentrationslager für Kinder und Jugendliche. Die notwendige Fläche wurde vom Ghetto-Gelände abgetrennt. Mit zwei Seiten grenzte es direkt an das Ghetto Litzmannstadt, mit der dritten an den jüdischen Friedhof. Das Haupttor lag an der ul. Przemysłowa 34 (1940-45: Gewerbestraße) und bildete die Verbindung zur Stadt.
Einführung
„Alle kriminellen und sonst verwahrlosten minderjährigen Polen im Alter von 8-16 Jahren“ sollten in das „Polen-Jugendverwahrlager der Sicherheitspolizei“ eingewiesen werden. Der Begriff war verharmlosend und irreführend. Reinhard Heydrich, der Chef des Reichssicherheitshauptamtes, meinte wohl eher ein Zwangs-Arbeitslager: „Erziehungsmaßnahmen außer Gewöhnung an Ordnung, Sauberkeit und Arbeit kommen nicht in Frage. An Wissen soll ihnen nur so viel beigebracht werden, dass sie eine einfache Arbeitsanweisung lesen und verstehen können.“ Walter Zirpins, der Chef der Kriminalpolizei in „Litzmannstadt“, „machte keinen Hehl daraus, dass die Ursachen der Verwahrlosung der Kinder in der Schließung der polnischen Schulen und der Zwangsarbeit ihrer Eltern lagen“ (Kosmala., a.a.O., S. 115f.).
Eingeliefert wurden zunächst Kinder und Jugendliche aus dem annektierten Warthegau, ab 1943 auch aus dem Generalgouvernement, dem Deutschen Reich sowie aus Frankreich und den polnischen Ostprovinzen (Kresy). Oft waren die Eltern erschossen worden, in Gefängnissen oder KZ inhaftiert (als vermeintliche oder wirkliche Angehörige von Widerstandsorganisationen, von den NS-Behörden „Terroristen“ genannt) oder zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt worden. Zahlreiche traumatisierte Kinder hatten zuvor schon andere Lager und Gefängnisse durchlaufen. Ein Drittel der Kinder war zwischen zwei und acht Jahren alt; http://www.lodz-ghetto.com/the_camp_for_polish_children.html,37
Lagerkommandant war von Dezember 1942 bis zur Befreiung am 19. Januar 1945 der neue Chef der Kripo von Lodz, SS-Sturmbannführer Karl Ehrlich. Lagerleiter wurde Polizeisekretär Heinrich Fuge, der im März 1943 auch das Außenlager für Mädchen in Dzierżązna bei Lodz übernahm (ca. 22 km nördlich).
Von Anfang 1943 bis Ende 1944 führten Vertreter des Rasse- und Siedlungshauptamtes im Lager nach der Ankunft eines jeden größeren Transports Selektionen nach rassistischen Kriterien zum Zweck der „Germanisierung“ durch. Die ausgewählten Kinder wurden in einem ehemaligen Klostergebäude in der Nähe des Lagers untergebracht, manche zur Adoption durch Deutsche freigegeben.