Region Hauts-de-France/Picardie, Departement Somme

Der Ort
Gemeinde von 3138 Einwohner*innen (2016), 9 km südlich von Amiens (D 935). Das Memorial an die Erschießungen im Bois de Gentelles liegt an der D 934 Boves →Gentelles.

Entdeckung der Leichen nach der Befreiung

Die Ereignisse
Am 8. September 1944, kurz nach der Befreiung der Gegend um Amiens, machten Angehörige der freifranzösischen Kräfte/FFI im Wald von Gentelles eine grausige Entdeckung: in zwei Gruben verscharrt fanden sie 27 Leichen von Erschossenen. Weil die Menschen vor ihrem Tod offenbar durch Gewehrkolben im Gesicht schwer verletzt worden waren, war die Identifizierung schwierig. Eine Leiche ist bis heute nicht identifiziert.

Nachträglich konnte rekonstruiert werden: Deutsche Sicherheitskräfte hatten die Menschen kurz vor und nach der alliierten Landung in der Normandie (6. Juni 1944), als die Aktionen der Résistance, z.B. der Maquis von Boves, Gentelles und Villers-Bretonneux, gegen die deutschen Besatzer zunahmen und die Deutschen die Repression verschärften, malträtiert, erschossen und in die Gruben geworfen.

Grube 1: Acht Erschossene

Am 8. Mai 1944 holten die deutschen Besatzer (wahrscheinlich Gestapo-Männer) acht Gefangene aus ihren Zellen in der Zitadelle von Amiens und fuhren sie an den Bois de Gentelles. Dort erschossen sie sie und warfen sie in eine alte Grube aus dem 1. Weltkrieg. Darunter waren Charles Dupuich, Morand und Raymond Vaquez; sie hatten bei dem Fluchthilfe-Netzwerk 'comète' mitgearbeitet, das alliierte Piloten und Verfolgte von Belgien bzw. Nordfrankreich bis über die Pyrenäen nach Spanien schleuste und das nach seiner Auflösung vom britischen Geheimdienst MI9 betreut wurde.

Grube 2: Achtzehn Erschossene

Am 28./29. August 1944 brachten deutsche Gestapo(?)-Beamte am selben Ort 18 Widerstandskämpfer um. Sie waren an verschiedenen Orten verhaftet und aus verschiedenen Gefängnissen geholt worden. Die Gestapo, voller Unruhe über die näher kommenden alliierten Truppen, wollte sich auf ihrer Flucht nach Saint-Quentin (Aisne) der Gefangenen "entledigen" und erschoss sie im Wald von Gentelles, nachdem sie einige Opfer, darunter eine Frau, mit Gewehrkolben geschlagen und die Gesichter z.T. unkenntlich gemacht hatten. Danach warfen sie sie in eine zweite Grube.
In dieser Gruppe waren fünf Männer aus dem nahen Dorf Bonnay: Robert Vanweydeveldt, sein Schwiegervater Adolphe Vincent (52 Jahre), Jean und Jacques Noiret (17 bzw. 23 Jahre) Marcel Vyncke (20 Jahre). Sie gehörten zur 1. Kompanie der FTP; A. Vincent war der örtliche Chef. Nach der Sabotage einer Dreschmaschine waren sie verhaftet, in der Zitadelle von Amiens eingesperrt, in der Gestapo-Zentrale (Rue Jeanne d'Arc) gefoltert und dann auf ihre Flucht nach Saint-Quentin mitgenommen worden.

 

 

 

Märtyrer-Denkmal

Gedenken
Das "Memorial du bois Gentelles" wurde 1947 am Ort der makabren Entdeckungen errichtet. Das Denkmal hat die Form eines Altars mit einem Lothringer-Kreuz. Auf den Seitenflügeln sind die Namen der Erschossenen eingraviert. Zwei Tafeln enthalten Widmungen: "Den 27 Märtyrern des Widerstands, erschossen von den Deutschen im Mai bzw. August 1944" und "Den Résistance-Märtyrern aus der Picardie 1940-1945". Im Hintergrund ist eine Grube zu sehen.
Jedes Jahr findet eine Gedenkfeier statt, an einem Wochenende um den 31. August (Befreiung von Amiens) herum.
Das Memorial liegt am Waldrand an der Schnellstraße D 934 zwischen Boves und Gentelles (GPS 49.846111, 2.391667); Schilder machen auf das Denkmal aufmerksam.







Literatur/Medien
Pillon, Daniel/Roussel, Catherine: Les Fusillés de Gentelles, Villers-Bretonneux
http://www.picardie-1939-1945.org/phpBB2new/viewtopic.php?f=75&t=2090
http://www.picardie-1939-1945.org/phpBB2new/viewtopic.php?t=2090
http://lecourrierplus.fr/non-classe/une-histoire-de-resistance-dans-la-somme/
http://www.persee.fr/doc/rnord_0035-2624_1996_num_78_315_5119
https://fr.wikipedia.org/wiki/M%C3%A9morial_du_bois_de_Gentelles
https://fr.wikipedia.org/wiki/Boves