Region Kampanien / Provinz Caserta
Die Stadt
Caserta ist mit 76.126 Einwohner/innen (Stand 2016) der Hauptort der gleichnamigen kampanischen Provinz. Der nach dem Vorbild des Schlosses von Versailles erbaute königliche Palast von Caserta (Palazzo Reale) gehört zu den größten Barockbauwerken Europas, wurde 1997 - zusammen mit dem in der zweiten Hälfte des 18. Jh. erbauten Aquädukt von Vanvitelli, über den Caserta und vor allem die ausgedehnten Palastgärten mit Wasser versorgt wurden - zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt und ist eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Italiens. Das Schloss diente ab Herbst 1943 als alliiertes Hauptquartier im Mittelmeerraum.
Caserta wurde im Jahr 2000 die Medaglia d’Oro al Merito Civile verliehen.
Die Stadt liegt ca. 30 km nördlich von Neapel und ist von dort über die Autobahn A1 zu erreichen.
Ereignisse
Deutscher Rückzug nach dem Prinzip der „Verbrannten Erde"
Als die deutschen Truppen nach der Landung der Alliierten südlich von Neapel zum übereilten Rückzug gezwungen waren, praktizierten sie dabei eine erbarmungslose Strategie der „verbrannten Erde", die u.a. die Zerstörung von Straßen, Schienen, Brücken, Fabriken, Energie- und Wasserversorgungsanlagen umfasste.
Als am 28. September 1943 beim Versuch der Bevölkerung, die Zerstörung von Anlagen bei Garzano im Hügelland östlich von Caserta zu verhindern, ein deutscher Soldat getötet wurde, drangen seine Kameraden in das Haus einer Salesianer-Gemeinschaft ein und erschossen zur „Vergeltung" sieben vollkommen unbeteiligte Zivilisten, darunter auch drei ältere Priester.
Wenige Tage später starben in San Clemente, einem Vorort von Caserta, am 4. Oktober 1943 25 Männer, Frauen und Kinder, als ihre Häuser gesprengt wurden.
Alliiertes Generalhauptquartier für den Mittelmeerraum
Das Königsschloss von Caserta mit seinen über 1.000 Räumen war ab Herbst 1943 der Sitz des Generalhauptquartiers der Alliierten Truppen für den Mittelmeerraum.
Abkommen von Caserta
Hier unterzeichneten u.a. am 27. September 1944 Mitglieder der griechischen Regierung der Nationalen Einheit unter Führung von Georgios Papandreou und der Oberkommandierende der Alliierten Streitkräfte im Mittelmeerraum, General Wilson, das Abkommen von Caserta, das die Landung und den Einsatz britischer Truppen bei dem bereits eingeleiteten Abzug der Deutschen aus Griechenland spezifizierte.
Kapitulation aller deutschen Truppen in Italien
Nach Geheimverhandlungen, die unter dem Namen „Operation Sunrise" seit März 1945 in der Schweiz und Norditalien verlaufen waren, unterzeichneten im Schloss von Caserta am 29. April 1945 Oberstleutnant von Schweinitz (im Namen des Oberbefehlshabers der Heeresgruppe C, Generaloberst Heinrich von Vietinghoff) als Bevollmächtigter der Wehrmacht und SS-Sturmbannführer Major Wenner (im Namen des HöSSPF Italien SS-General Karl Wolff) die Kapitulationserklärung der deutschen Truppen in Italien, die am 2. Mai 1945 in Kraft trat.
US-Militärtribunal
Das Schloss von Caserta war auch Sitz des ersten US-Militärtribunals, das am 12. Oktober 1945 den deutschen General Anton Dostler zum Tode verurteilte. Dostler hatte am 26. März 1944 bei Ameglia nahe La Spezia (Ligurien) die Erschießung von 15 Männern eines amerikanischen Kommandotrupps („Ginny Mission") angeordnet, obwohl sich die Uniform tragenden Amerikaner bereits kampflos ergeben hatten. Das Urteil wurde am 1. Dezember 1945 im nahen Aversa vollstreckt.
Gedenken
Gedenkstätte in San Clemente di Caserta
An die Opfer „des teutonischen Furors" (so die Übersetzung der Inschrift) vom 4. Oktober 1943 - darunter auch viele Kinder - erinnert in San Clemente eine Gedenktafel.
San Clemente di Caserta, Via Galatina
Gedenkstätte in Garzano
An der Via Giulia, die Caserta mit der SP235 am Aquädukt von Vanvitelli verbindet, befindet sich ca. 7 km außerhalb von Caserta gegenüber der Abzweigung zum Santuario di S. Michele eine Gedenkstätte für die Opfer vom 28. September 1943.
Caserta War Cemetery
Auf dem Soldatenfriedhof in Caserta befinden sich die Gräber von 768 Toten der Commonwealth-Truppen.
Caserta, Via Generale Luigi Talamonti 5
Literatur / Medien:
Gentile, Carlo: Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943–1945. Paderborn 2012; Lingen, Kerstin von: Kesselrings letzte Schlacht. Kriegsverbrecherprozesse, Vergangenheitspolitik und Wiederbewaffnung: der Fall Kesselring, Paderborn 2004 (zur „Ginny Mission" S. 83ff.); Schreiber, Gerhard: Deutsche Kriegsverbrechen. Täter, Opfer, Strafverfolgung, München 1996; Auszug aus der deutsch-italienischen Datenbank „Atlante delle Stragi Naziste e Fasciste in Italia" für das Massaker in San Clemente di Caserta; Auszug aus der deutsch-italienischen Datenbank „Atlante delle Stragi Naziste e Fasciste in Italia" für das Massaker in Garzano; de.wikipedia.org/wiki/Anton_Dostler; www.veterans.gc.ca/eng/remembrance/memorials/overseas/second-world-war/italy/caserta