Gedenkstätte für die griechischen Gerechten unter den VölkernDie 1935 errichtete Beth-Shalom-Synagoge ist die Hauptsynagoge von Athen. Sie befindet sich in der Nähe der Kerameikos-Ausgrabungsstätte in der Melidoni Straße.
Anfahrt: U-Bahn Linie 1 „Thissio“

Die Ereignisse
In Athen, das von April 1941 bis September 1943 zur italienischen Besatzungszone gehörte, suchten viele Juden aus den deutsch besetzten Gebieten Griechenlands, vor allem nach den ersten Deportationen der großen Jüdischen Gemeinde in Thessaloniki ab 15. März 1943, Zuflucht vor der Verfolgung (siehe dazu: Judenverfolgung in Griechenland und Athen Holocaust Memorial). Mit dem Kriegsaustritt des deutschen „Achsen-Partners“ Italien am 8. September 1943 verlor auch die italienische Zone - und damit auch die Hauptstadt Athen - für die dorthin geflüchteten Juden ihren Asylcharakter.
Das in Thessaloniki erprobte Verfahren, die führenden Mitglieder der Jüdischen Gemeinde zu instrumentalisieren und mit deren verordneter Hilfe die Erfassung, Ghettoisierung und anschließende Deportation reibungslos abzuwickeln, schlug in Athen fehl: Oberrabbiner Elias Barzilai und führende Mitglieder der jüdischen Gemeinde vernichteten die Mitgliederlisten der Gemeinde und setzten sich in die von den Partisanen gehaltenen Gebiete oder ins Ausland ab. „Keiner will ein Werkzeug in der Hand der Deutschen werden, keiner will Agent einer Kampagne werden, durch die eine Herde von Opfern zusammengetrieben werden soll“ (Molho, S. 227).
Der vom Höheren SS- und Polizeiführer Jürgen Stroop am 3. Oktober 1943 verordneten Meldepflicht aller jüdischen Bewohner kamen trotz Androhung von Erschießung bei Zuwiderhandlung bis Dezember 1943 nur knapp 1.200 Menschen in Athen nach. Viele Athener christlichen Glaubens halfen den Juden, indem sie sie versteckten, sie bei der Flucht unterstützten oder, wie manche Angehörige der Polizei, gefälschte Pässe ausstellten. Bei einem der regelmäßigen Appelle, denen sich die registrierten Juden zu unterziehen hatten, erfolgte am 24. März 1944 ihre Verhaftung in der Beth-Shalom-Synagoge. In Athen wurden circa 1.300 Juden verhaftet, die anschließend in das Konzentrationslager Chaidari gebracht wurden. Sie wurden am 2. April 1944 zusammen mit bereits vorher inhaftierten Juden in den ersten Deportationszug gepfercht, der Athen von der Bahnstation Rouf verließ. Der Transport erreichte das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau am 11. April 1944. Zwei weitere Deportationszüge folgten Ende Juni und Mitte August 1944.

... 328 Frauen und MännerGedenken
Gedenkstätte für die griechischen Gerechten unter den Völkern
Am 27. Januar 2016 wurde vor der Beth-Shalom-Synagoge die Gedenkstätte für die von Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern bezeichneten Griechinnen und Griechen enthüllt. Auf Metallplatten sind - wie in einem aufzuschlagenen Buch - die Namen von 328 Frauen und Männern aufgeführt, u.a. der des orthodoxen Erzbischofs von Athen, Damaskinos Papandreou, der viele Juden unter seinen Schutz nahm und den gesamten Klerus aufforderte, dasselbe zu tun und der von Ioanna Tsatsou, die eng mit Damaskinos zusammenarbeitete.
In den Sockel der Gedenkstätte ist die Talmudzeile "Wer auch nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt" eingelassen.

Literatur / Medien:
Fleischer, Hagen: Griechenland, in: Benz, Wolfgang (Hg.): Dimension des Völkermords - die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, München 1996, S. 241-274; Nessou, Anestis: Griechenland 1941-1944, Deutsche Besatzungspolitik und Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung - eine Beurteilung nach dem Völkerrecht, Göttingen 2009, S. 290-300; Molho, Michael (Hg.): Israelitische Gemeinde Thessalonikis in Memoriam, gewidmet dem Andenken an die jüdischen Opfer der Naziherrschaft in Griechenland, Essen 1981, S. 196-261; Tsatsou, Ioanna: The Sword's Fierce Edge. A journal of the occupation of Greece, 1941-1944, Nashville 1969; athjcom.gr/english; de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Gerechten_unter_den_Völkern_aus_Griechenland; www.raoulwallenberg.net/news/unveiling-of-greek-righteous-among-the-nations-monument