Region Piemont / Provinz Turin
Das Tal
Das piemontesische Val Thuras ist ein Seitental des oberen Susatals. Das Tal gehört zur Gemeinde Cesana Torinese; der Talschluß grenzt am Colle di Thuras an das französische Queyras (französisches Département Hautes-Alpes der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur).
Zu erreichen ist das Tal ab Turin auf der A 32 in Richtung Bardonecchia ("Trafori"), von der bei Oulx auf die SS 24 abgezweigt wird. Bei Cesana Torinese weiter auf SP 215 in das Valle Argentera. Bei Bousson zweigt auf der Höhe einer Kasernenanlage rechts eine schmale Straße in das Val Thuras ab (95 km ab Turin). Die Straße ist bis Thures asphaltiert, dahinter geschottert und bis zur ersten Gedenkstätte für getötete Partisanen (Lapide Partigiani) befahrbar. Zum Colle di Thuras führt ein Wanderweg.
Die Ereignisse
Die 22-jährige Maria Teresa Gorlier aus Thures arbeitete während der deutschen Besatzung als Staffette für die Divisione Autonoma Val Chisone. Am 27. Juni 1944 wurde sie in Cesana Torinese von italienischen ‚Repubblichini‘, Mussolinis Soldaten der Republik von Salò, verhaftet. Als die Faschisten am 4. Juli 1944 versuchten, sie zu verwaltigen, sprang sie aus dem Fenster im 2. Stock der Kaserne, in der sie gefangengehalten wurde. Bei dem Sturz hatte sie sich lediglich ein Bein gebrochen, wurde aber anschließend im Kasernenhof erschossen.
Als im Rahmen der Durchkämmungsaktion ‚Unternehmen Nachtigall‘ das Val Chisone von deutschen Truppen ab Ende Juli 1944 sukzessive zurückerobert wurde - vorher bestand dort für einige Wochen eine befreite Zone (Partisanenrepublik) -, setzten sich die Partisanen der Divisione Autonoma Val Chisone u.a. über das Val Troncea in das Valle Argentera und in andere Nebentäler ab. Am Abend des 27. August 1944 versuchte eine Fluchtgruppe über den Colle di Thuras zu gelangen und geriet dabei in einen Hinterhalt. Acht (nach anderen Quellen 11) Männer wurden dabei erschossen.
Gedenken
Thures
In Thures, dem Heimatort von Maria Teresa Gorlier, erinnert neben der Kirche eine Gedenktafel an sie: „Un Futuro di Giustizia ha bisogno di memoria“ – eine gerechte Zukunft braucht die Erinnerung.
Colle di Thuras
Im Jahr 1946 wurde unterhalb des Passes für die am 27. August 1944 getöteten Partisanen eine Gedenkstätte errichtet. Davon ist heute nur noch das Eisenkreuz erhalten.
Eine weitere Gedenkstätte für getötete Partisanen befindet sich am Ende der Piste in das Val Thuras ca. 4 km hinter Thures.
Literatur:
Bade, Sabine und Mikuteit, Wolfram: Partisanenpfade im Piemont. Wege und Orte des Widerstands zwischen Gran Paradiso und Monviso. Ein Wanderlesebuch. Konstanz 2018; Boccalatte, Luciano / D’Arrigo, Andrea / Maida, Bruno: 38–45 – Una guida per la memoria. Luoghi della guerra e della resistenza nella provincia di Torino, Istituto piemontese per la storia della resistenza e della società contemporanea ‚Giorgio Agosti‘, Turin 2007; Bertolo, Bruna: Donne nella Resistenza in Piemonte, Sant'Ambrogio di Torino 2014; Commissione Femminile dell’A.N.P.I.; 99 partigiane cadute in Piemonte, 1974; Marcellin, Maggiorino: Alpini... finché le gambe vi portano, Pinerolo 1986