Die Ardeatinischen Höhlen (italienisch: Fosse Ardeatine) sind zwei kurze, miteinander verbundene Höhlengänge im Süden Roms an der Via Ardeatina unweit der Calixtus-Katakombe. Hier wurde das bekannteste deutsche Kriegsverbrechen in Italien verübt, „ein Ereignis, dem im Bewußtsein der italienischen Öffentlichkeit noch immer der Stellenwert eines zentralen Symbols für den deutschen Terror während der Besatzungszeit zukommt“ (Klinkhammer 1993, S. 443).
Anfahrt: Von der Porta San Giovanni (etwas nördlich der U-Bahn-Station „San Giovanni in Laterano“, Linie A) mit Bus-Linie 218 bis zur Haltestelle Fosse Ardeatine.
Das Ereignis
Noch am Tag des von Mitgliedern der römischen GAP (Patriotische Aktionsgruppe) um Rosario Bentivegna und Carla Capponi verübten Attentats in der Via Rasella, bei dem 33 Männer der 11. Kompanie des III. Bataillons des Polizei-Regiments „Bozen“ am 23. März 1944 starben, wurde als sogenannte „Sühnemaßnahme“ die Erschießung von 330 am Attentat vollkommen unbeteiligten Männern aus römischen Gefängnissen angeordnet. Die Entscheidung darüber fällten Generaloberst Eberhard von Mackensen, Oberbefehlshaber der 14. Armee, Generalleutnant der Luftwaffe Kurt Mälzer, Stadtkommandant von Rom, und SS-Obersturmbannführer Herbert Kappler. Generalfeldmarschall Albert Kesselring, der Gesamtbefehlshaber für Italien, stimmte dem Vorgehen zu; Herbert Kappler wurde mit der Durchführung des Massakers betraut.
Am 24. März wurden unter der Leitung von Herbert Kappler (an den Exekutionen nahm auch Erich Priebke teil) 335 Männer in den Ardeatinischen Höhlen durch Genickschuss ermordet: „154 Personen aus dem Gestapo-Gefängnis und 43 Personen aus Wehrmachtsgefängnissen. Von diesen 43 waren 3 zum Tode verurteilt worden, 16 hatten Freiheitsstrafen zwischen einem und 15 Jahren abzusitzen, 23 warteten auf ihr Urteil, und einer war sogar freigesprochen worden. Weitere 10 Opfer wurden unter den in der Via Rasella verhafteten Zivilpersonen ausgewählt, denen man Sympathien für die kommunistische Partei nachweisen zu können glaubte. 50 Personen stellte die italienische Quästur zur Verfügung, von denen 40 aus politischen Gründen und 10 wegen Verstößen gegen die öffentliche Sicherheit im Gefängnis saßen. Unter den aus dem Gestapo-Gefängnis stammenden 154 Gefangenen befanden sich 5 Generäle und 11 hohe Offiziere. [...] Um die Repressalquote bis zum letzten Mann zu erfüllen, wurden schließlich noch 75 Juden in die Todesliste aufgenommen“ (Prauser, S. 288).
Die Hinrichtungen dauerten von etwa 14 Uhr bis gegen 19 Uhr. Da mehr Gefangene zu den Ardeatinischen Höhlen gefahren wurden als auf den Todeslisten standen, wurden statt 330 Männern 335 erschossen. 322 Opfer konnten später identifiziert werden, das jüngste Opfer war 15 Jahre alt, das älteste 74 Jahre alt.
Nach dem Massaker wurden die Eingänge zu den Höhlen gesprengt.
Gedenken
Die Gedenkstätte an den Ardeatinschen Höhlen wurde 1949 anlässlich des 5. Jahrestages des Massakers vom 24. März 1944 eröffnet. Es umfasst die Grotten, in denen die Erschießungen stattfanden, das Mausoleum, in dem die Opfer in 7 parallelen Doppelreihen ruhen, und ein Museum.
Gedenkstätte Fosse Ardeatine, Via Ardeatina 174, 00186 Rom, Tel: +39 06 678 31 14; Öffnungszeiten: Werkstags: 8.15 bis 15.15 Uhr, Samstag/ Sonntag: 8.15 bis 16.30 Uhr.
Die Anfim (Associazione nazionale famiglie italiane martiri caduti per la libertà della patria), die Vereinigung der Angehörigen der Opfer des Massakers in den Fosse Ardeatine, veranstaltet regelmäßig Führungen durch die Gedenkstätte.
Literatur / Medien:
Steffen Prauser: Mord in Rom - Der Anschlag in der Via Rasella und die deutsche Vergeltung in den Fosse Ardeatine im März 1944, In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 50, 2002; de.wikipedia.org/wiki/Ardeatinische_Höhlen; www.anfim-nazionale.it/home.htm; magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/83588346;