Lublin - Ghetto Majdan Tatarski
Nach den Deportationen nach Belzec Mitte April 1942 hielten sich noch mehrere tausend jüdische Menschen in den Kellern und Gewölben unterhalb des Ghettos versteckt. Die SS beschloss, die verbliebenen Juden nach Majdan Tatarski zu bringen, einen südlichen Vorort, 2 km vom KZ Majdanek entfernt. Das Ghetto war begrenzt von den Gromadzka-, Majdanek- und Majdan Tatarski-Straßen, in der Mitte verlief die ul. Rolna; an einer Seite grenzte es an das Zwangsarbeitslager Lublin-Flugplatz. Viele mussten die Nächte auf Straßen und Hinterhöfen verbringen. Im Lauf von drei Selektionen im April, September und Oktober 1942 wurden Juden, die keinen offiziellen J(uden)-Ausweis hatten, ins Ghetto Piaski, ins KZ Majdanek geschickt oder im Wald von Krępiec umgebracht, etwa 13 km südöstlich (TeatrNN).
Am 20. April wurden 2500 bis 3000 Menschen, meist Frauen mit Kindern in das KZ Majdanek verschleppt. 200 bis 300 junge Menschen blieben dort inhaftiert, über 2000 wurden kurz darauf im Wald von Krępie cerschossen; die Zahl der im Wald Ermordeten ist nicht bekannt. Nach dieser ‚Selektion‘ wurde Majdan Tatarski als ‚geschlossenes Ghetto‘ geführt und mit Stacheldraht eingezäunt. Am 2. September und 24. Oktober wurden bei weiteren Selektionen ein Teil der Juden in das Ghetto Piaski bzw. das KZ Majdanek deportiert.
Auflösung des Ghettos
Am 9. November 1942 holten SS-Kommandos unter Hermann Worthoff die restlichen Bewohner*innen aus den Häusern und trieben sie in das KZ Majdanek, wo die meisten – nach einer Selektion – mit Gas getötet wurde. Gefangene aus anderen Lagern bzw. dem Schloss-Gefängnis Lublin mussten die zurückgebliebene Habe und Wertsachen einsammeln und in das Lager Lipowastraße bringen.
Nach der Auflösung aller Arbeitslager in Lublin wurden die noch im Distrikt Lublin lebenden Juden im Rahmen der zynisch sog. „Aktion Erntefest“ ermordet, die meisten im KZ Majdanek; sie wurden in Gruben geworfen und notdürftig mit Erde bedeckt, s. Foto.
Zerstörung des Ghettos Lublin
1943 sprengten die deutschen Besatzer Teile des Ghettos, insbesondere um den Schloss- und Bahnhofsplatz. Die Gebäude wurden nach dem Krieg nicht wiederaufgebaut, deshalb wirkten Schloss- und Bahnhofsplatz lange Zeit leer.
Gedenken
Die Grenzen des Ghettos sind mit kleinen Tafeln im Straßenpflaster markiert. Im ehemaligen Ghettogebiet sind zahlreiche Häuser und Wege mit Tafeln markiert. An die ermordeten und gequälten Menschen des Ghettos erinnern das eindrucksvolle Denkmal an der ul. Radziwillowa 4 und das Mausoleum am Eingang zum neuen Friedhof an der ul. Walenzych (vgl. Lublin-Gedenken).
Literatur/Medien
Gutman, Israel (Hg.): Enzyklopädie des Holocaust, Berlin 1993, Bd. II, S. 904-908
Harvey, Elisabeth: in: Nützenadel (Hg.): Das Reichsarbeitsministerium im Nationalsozialismus. Göttingen 2017, S. 348ff. und 423ff.
Yad Vashem Enzyklopädie der Ghettos während des Holocaust, Bd. I, Göttingen/Jerusalem 2014, S. 424-429
http://teatrnn.pl/lexicon/articles/the-displacement-of-the-jewish-inhabitants-of-german-occupied-lublin-before-the-creation-of-the-ghetto-1/#the-liquidation-of-the-jewish-quarter-in-wieniawa
http://teatrnn.pl/lexicon/articles/maharshal-synagogue-in-lublin-defunct/
The Majdan Tatarski Ghetto - Lublin. Memory of the Holocaust - NN Theatre (teatrnn.pl)
The Ghetto in Majdan Tatarski - Lexicon - NN Theatre (teatrnn.pl)
The establishment of the ghetto at Majdan Tatarski and the first selection among the Jews in KL Lublin (majdanek.eu )