Jüdische Bevölkerung
Jüdische Familien wohnten seit dem 13. Jhd. in der Stadt, die zu den päpstlichen Besitzungen in der Provence gehörte (Comtat vénaissin; siehe Carpentras). Seit dem 17. Jahrhundert mussten sie im “carriero”, einem ummauerten Judenviertel wohnen, dessen Tore abends verschlossen wurden (Lage: um den heutigen Place de la Juiverie). Sie durften nur bestimmte Berufe ausüben, z.B. Schneidern. Da der Platz beengt war, hatten die Häuser oft fünf oder sechs Stockwerke. Die Synagoge wurde bei Unruhen nach der frz. Revolution beschädigt und 1856 abgerissen.
Überreste des Friedhofs liegen außerhalb der Stadt, 469-377 Chemin du Cimetière Israélite.
Deportationen
Mehrere jüdische Einwohner*innen, darunter die 1940 aus Dortmund geflüchtete Lotte Blank-Neuhäuser, wurden unter dem Vichy-Regime zunächst in GTE-Arbeitslager, dann nach den Razzien in der unbesetzten Zone über die Internierungslager Les Milles und Drancy bei Paris im Herbst 1942 den deutschen Besatzern übergeben und von ihnen in die Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert; bis auf einzelne überlebte keiner.
1943 wurde der bei der Fa. Moulin Premier tätige Chemieingenieur Abram-Jacques Weiss von der SS verhaftet und nach Auschwitz deportiert, wo er am 25. Januar 1945 ums Leben kam.
Widerstand und Repression
Anfang 1944 verstärkte die Résistance (u.a. FTP-maquis Jean Robert und Freie Gruppen ‚Kléber‘) ihre Aktionen. Abel Sarnette, Landwirt, KP-Mitglied, hatte beim Aufbau der ersten FTP-Maquis in seiner Region geholfen. Er führte junge STO-Verweigerer und besorgte ihnen Nahrung und Unterkunft. Sein Hof in L‘Isle-sur-la-Sorgue diente als Treffpunkt für Maquisards. Die in Cavaillon stationierte, auf Infiltration und Bekämpfung des Widerstands spezialisierte Wehrmachts-‘Division Brandenburg‘ stürmte nach einem ‚Tipp‘ am frühen 27. März 1944 den Hof von Abel Sarnette. Er wurde brutal geschlagen und gefoltert, sein Hof und der eines Nachbarn wurden in Brand gesteckt. Dann wurde er am Straßenrand erschossen. Dort wurde eine kleine Stele aufgestellt (am Kreisel Route de Caumont/Chemin du Petit Hôpital).
Am 16. März 1944 nahmen Männer der Division Brandenburg an einer Straßensperre den Landarbeiter Louis Lopez fest, Sohn spanischer Einwanderer, der mit Waffen für die FTP unterwegs war. Er wurde sofort auf der Straße erschossen. Am Grundstückstor erinnert eine kleine Gedenktafel (442 Cours Émile Zola; 2019 offenbar entfernt); eine Straße in L‘Isle wurde nach ihm benannt.
Am 22. August 1944, eine Woche nach der alliierten Landung in der Provence, die Alliierten waren schon im Nachbarort Pertuis, wurden im Viertel Malakoff zwei deutsche Soldaten erschossen. Die Besatzungstruppen machten sofort eine Razzia unter der Bevölkerung. Der Bürgermeister verhandelte mit den Deutschen um ihre Freilassung. Obwohl er, wie gefordert, Schmuck, Geld, wertvolle Objekte und Lebensmittel lieferte, ließen die Deutschen nur fünf Menschen frei; vier wurden auf dem Schulhof des Lycée Abel Benoît erschossen. Dort wurde eine Stele errichtet (Cours Victor Hugo; GPS 43.9210416, 5.0442333; z.Zt. kein Foto verfügbar); eine Straße wurde nach dem Drama benannt: Avenue des Quatre Otages, 22 aout 1944.