Gedenkstätte an der Ponte dell'IndustriaDie Ponte dell'Industria (auch: Ponte di Ferro) überspannt den Tiber und verbindet die römischen Stadtteile Ostiense/Testaccio (linkes Tiberufer) und Trastevere/Portuense (rechtes Tiberufer).
Anfahrt: Die Brücke liegt etwa in der Mitte zwischen den Bahnstationen „Roma Ostiense“ und „Roma Trastevere“ und ist von beiden Stationen aus in wenigen Minuten zu erreichen. Mit der U-Bahn fährt man bis Station „Piramide“ (Linie B), geht weiter über Viale del Campo Boario (Cimitero Acatolico, Protestantischer Friedhof), Viale delle Conce und Via del Porto Fluviale (ca. 1 km).

Die Ereignisse
Brotaufstände
Die Bevölkerung Roms hungerte im Frühjahr 1944:
In den letzten Monaten der deutschen Besatzung sah Rom allmählich wie gewisse indische Städte aus, wo nur die Geier sich sattfressen können und keine Bestandsaufnahme der Lebenden und der Toten mehr stattfindet“ (Elsa Morante, S. 356).
Die drastische Reduzierung der täglichen Brotration (kaum Mehl enthaltendes „Pane nero“) von 150 auf 100 Gramm pro Person am 25. März 1944 - zwei Tage nach dem Attentat in der Via Rasella - führte ab Anfang April zu spontanen Demonstrationen und Plünderungen von Bäckereien.
Gedenkstätte (Ausschnitt)Am 7. April 1944 eskalierten die Zusammenstöße zwischen den um Brot und Mehl kämpfenden Frauen auf der einen und faschistischer Polizei und deutschen Besatzungstruppen auf der anderen Seite. Frauen stürmten eine Bäckerei im Viertel Ostiense, die die Besatzungstruppen mit Brot belieferte. Ein herbeigerufenes deutsches Kommando sperrte die Ponte dell'Industria und hinderte die Frauen damit an der Flucht. Zehn Frauen wurden aufgegriffen, mit dem Gesicht zum Wasser auf der Brücke aufgestellt und sofort erschossen, „so wie die Tiere im Schlachthaus getötet werden“ (Carla Capponi, S. 246). Zur Abschreckung mussten die Leichen von Clorinda Falsetti, Italia Ferracci, Esperia Pellegrini, Elvira Ferrante, Eulalia Fiorentino, Elettra Maria Giardini, Concetta Piazza, Assunta Maria Izzi, Arialda Pistolesi und Silvia Loggreolo den ganzen Tag auf der Brücke liegen bleiben.

Gedenken
Veranlasst durch eine Initiative, an der auch Carla Capponi beteiligt war, wurde im September 1997 an der Ponte dell'Industria eine Gedenkstele für die 10 ermordeten Frauen errichtet.

Literatur / Medien:
Capponi, Carla: Con cuore di donna, Mailand 2009; Morante, Elsa: La Storia, 2. deutsche Taschenbuch-Auflage, München 2011; Osti Guerrazzi, Amedeo / Majanlahti, Anthony: Roma occupata 1943 – 1944, Milano 2012, S. 162f.; Auszug aus der deutsch-italienischen Datenbank "Atlante delle Stragi Naziste e Fasciste in Italia" für das Massaker an der Ponte dell'Industria: www.straginazifasciste.it/wp-content/uploads/schede/Ponte_dell_industria_7_aprile_1944.pdf; it.wikipedia.org/wiki/Eccidio_del_Ponte_dell'Industria