Gaskammer und Krematorium
Ab September 1942 war Majdanek Vernichtungslager: als Ort von Massenerschießungen und Ermordung in den Gaskammern. Das Lager wurde in das Tötungsprogramm der 'Aktion Reinhardt' einbezogen. Die 'Selektionen' fanden auf dem Lagergelände statt, auf einer für die Häftlinge und auch für Außenstehende einsehbaren Wiese, dem sog. 'Rosengarten', am Lagerrand und vor der Baracke mit der Aufschrift „Bad/Desinfektion“. Den Häftlingen wurde vorgespiegelt, dass sie sich in einer Dusche waschen und dann die abgelegte Kleidung wieder anziehen könnten. Stattdessen wurden sie in den neu errichteten Gaskammern ermordet: vor allem jüdische Kinder, Alte und Arbeitsunfähige; die meisten im Sommer 1943 umgebracht: es waren Juden der Ghettos von Warschau und Białystok. Nach Schätzungen wurden bis zu 50.000 Männer, Frauen und Kinder ermordet. Viele Opfer der Vergasungen und Erschießungen wurden im Krematorium verbrannt.
„Aktion Erntefest“
Am 3. November 1943 erschossen SS- und Polizeieinheiten (Polizei-Reservebataillon 101) im Lager oder im nahen Krępiecki-Wald ca. 18.000 Häftlinge des KZ Majdanek und anderer Zwangarbeitsager des Distrikts Lublin. m Lager Trawniki wurden weitere etwa 10.000 Personen erschossen, am Tag darauf die Häftlinge des Lagers Poniatowa sowie weiterer kleiner Lager. Dieser sorgfältig geplante Massenmord an etwa 43.000 jüdischen Menschen lief unter dem zynischen Stichwort 'Aktion Erntefest'. Nach den Widerstandsaktionen in Ghettos, z.B. Wilna/Vilnius (Litauen), Białystok und Warschau und den Aufständen in Treblinka und Sobibor – befahl Himmler dem Höheren SS- und Polizeiführer im Generalgouvernement, Friedrich-Wilhelm Krüger, alle Ghettos und Lager aufzulösen sowie alle verbliebenen Juden im Distrikt Lublin zu töten (vgl. Sachstichwort „Aktion Erntefest“).
Unter dem Kommando des neuen SS- und Polizeiführers in Lublin, Jakob Sporrenberg, führten Angehörige des Reserve-Polizeibataillons 101 und SS-Einheiten Gefangene aus allen Lubliner Lagern in das KZ Majdanek, ließen Gruben ausheben und erschossen sie; zu den makabren Begleitumständen, u.a. Walzermusik aus den Lautsprechern; vgl. den Bericht des polnischen Häftlings Kazimierz Wdzieczny, zitiert bei Th. Kranz (1). Die Umrisse der länglichen Gruben in der Nähe des 'Mausoleums' sind heute noch zu sehen; siehe obiges Foto.
Text auf der Gedenktafel: „Am 3. November 1943 wurden 18400 Gefangen in Majdanek und Lubliner Zwangsarbeitslagern an dieser Stelle erschossen. Ungefähr 42.000 Juden wurden im Distrikt Lublin am 3. und 4 . November 143 bei der „Aktion Erntefest“ von deutschen Polizeieinheiten in Majdanek, Trawniki und Poniatowa erschossen.“
Befreiung des Lagers
Danach war Majdanek vor allem Durchgangslager für Häftlinge, die auf andere deutsche KZ verteilt wurden, und Mordstätte für kranke Häftlinge anderer Lager.
Kurz vor dem Eintreffen der Roten Armee räumte die SS überhastet das Lager: Wichtige Dokumente wurden verbrannt und Gebäude wie das Krematorium angezündet, die Gaskammernund viele Häftlingsbaracken blieben aber erhalten. Am 24. Juli 1944 erreichten sowjetische Soldaten das Lager und entdeckten noch etwa 1.000 sowjetische Kriegsgefangene.
Opferzahlen
Nach Angaben des Museums waren rund 300.000 Menschen zeitweise im Lager gefangen. Angesichts lückenhafter Dokumentation ist es nicht möglich, die genaue Zahl der Opfer zu benennen
Majdanek war berüchtigt für die mangelhaften hygienischen Verhältnisse und hatte eine der höchstens Todesraten der Konzentrationslager. Nach neuesten Erkenntnissen sind mindestens 78.000 Menschen in Majdanek umgekommen. Etwa die Hälfte wurde ermordet, die anderen starben an Unterernährung, Zwangsarbeit, Epidemien, brutaler Behandlung. Etwa 59.000 von ihnen waren Juden und 19.000 nichtjüdische Häftlinge, vor allem Polen und Weißrussen.
Literatur/Medien
Browning, Christopher R.: Ganz normale Männer. Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die „Endlösung“ in Polen, Reinbek 1996, S. 179ff.
Gutman, Israel u.a..: Enzyklopädie des Holocaust, Berlin 1993, Band II, S. 918 ff.
Kranz, Thomas (1): Die Vernichtung der Juden im Konzentrationslager Majdanek, Lublin 2007
Kranz, Thomas (2): Das KL Lublin – zwischen Planung und Realisierung, in: Herbert /Orth/ Dieckmann (Hg.): Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Entwicklung und Struktur. Band I, Göttingen 1998, S. 363 ff.
Marszałek, Józef: Majdanek. Geschichte und Wirklichkeit des Vernichtungslagers, Reinbek 1982
Strigler, Mordechai: Majdanek. Verloschene Lichter. Ein früher Zeitzeugenbericht vom Todeslager [1947]. Hg: Frank Beer, Springe 2016.
http://www.memorialmuseums.org/denkmaeler/view/60/Staatliches-Museum-in-Majdanek
https://www.erinnerungsorte.org/lager/mpc/Memorial/mpa/show/mp-place/majdanek-panstwowe-muzeum-na-majdanku /
https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Majdanek
https://de.wikipedia.org/wiki/Lublin
http://teatrnn.pl/lexicon/articles/the-flugplatz-labour-camp /