Die Akropolis (Oberstadt) ist der große, der Stadtgöttin Athene geweihte Burgberg im Herzen Athens. Auf dem 156 Meter hohen Felsen stehen die zwischen 467 v. Chr. und 406 v. Chr. erbauten Propyläen, das Erechtheion, der Nike- und der Parthenon-Tempel. Seit 1986 ist die Akropolis Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.
Auf dem Dach eines Bunkers der Ehrenwache, das als Aussichtsplattform dient, steht der Fahnenmast. Die griechische Flagge wird jeden Tag um 6.30 Uhr gehisst und bei Sonnenuntergang von einer Wacheinheit eingeholt.
Die Ereignisse
Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Athen am 27. April 1941 wurde auf der Akropolis die Hakenkreuzfahne (Reichskriegsflagge) gehisst.
Nicht belegbar ist die erstmals am 9. Juni 1941 in der Daily Mail veröffentlichte und seither kontrovers diskutierte Geschichte um den jungen Wachsoldaten Konstantinos Koukidis, der eingehüllt in die griechische Flagge kurz zuvor von der Felsenklippe der Akropolis gesprungen sein soll, um zu verhindern, dass die Fahne in die Hände der Deutschen fällt.
Raub der Hakenkreuzfahne von der Akropolis
In der Nacht vom 30. auf den 31. Mai 1941 bestiegen die jungen Antifaschisten Manolis Glezos und Apostolos Santas die Akropolis und raubten die dort seit der deutschen Einnahme von Athen am 27. April 1941 gehisste Hakenkreuzfahne vom Fahnenmast.
Apostolos Sandas sagte später in einem Interview:
„Wir gingen. Der Entschluß war gefaßt. Entweder holten wir das Symbol der Nazis vom "Heiligen Felsen" unserer Vorfahren, der Akropolis, herunter, oder wir würden sterben. So zogen wir los“ (zit. nach Weber, S. 53).
Diese spektakuläre Widerstandshandlung war ein Fanal, das viele Griechen zum Widerstand anregte.
Am 31. Mai 1941 gab Generalfeldmarschall List, Kommandeur der Wehrmachtsverbände in Griechenland und späterer Wehrmachtsbefehlshaber Südost, folgenden Befehl:
„Da in der Nacht vom 30. zum 31. Mai die deutsche Kriegsflagge, die über der Akropolis wehte, von unbekannten Personen heruntergerissen wurde, werden die Schuldigen sowie ihre Helfershelfer mit dem Tode bestraft“ (zit. nach Nessou, S. 198).
Glezos und Santas wurden nie als Täter identifiziert, obwohl sie ihre Fingerabdrücke hinterlassen hatten, um zu verhindern, dass irrtümlich Andere für den Fahnenraub getötet würden.
Gedenken
Gedenktafel für Manolis Glezos und Apostolos Santas
Neben dem Aufgang zum Belvedere der Akropolis, auf dem der Fahnemast steht, erinnert seit 1982 eine Bronzetafel an die Tat von Glezos und Sandas im Jahre 1941.
Die Übersetzung des griechischen Textes lautet:
„In der Nacht des 30. Mai 1941 rissen die Patrioten Manolis Glezos und Apostolos Sandas die Fahne der Nazi-Besatzer vom heiligen Felsen der Akropolis.
Angebracht vom Vereinten nationalen Widerstand 1941–1944 im Jahre 1982.“
Gedenken im Werk von Jannis Ritsos
Der griechische Dichter Jannis Ritsos schrieb in seinem Poem Brief an Joliot-Curie folgende Zeilen zum Fahnenraub:
„ [...] Du hast bestimmt, Joliot, von Manolis Glezos gehört, / ach, wie kann ich die passenden Worte dazu finden, Joliot / als Manolis, die Hände in den Hosentaschen, durch die Gassen der Plaka / ging, ein gutaussehender Junge, lächelnd im Traum der Welt über den Bergketten des Elends; / als er auf die Felsen der Akropolis kletterte / in den Fäusten den Zorn und die Hoffnung der Völker, / als er unter den geblähten Nüstern der hungrigen Maschinengewehre / mit seinen beiden Fäusten das Hakenkreuz brach, / zerbrach er mit seien beiden Fäusten alle Zähne des Todes / [...]“ (zit. nach Biza, deutsche Erstübersetzung, S. 455).
Gedenktafel für Konstantinos Koukidis
In Anafiotika am Rande der historischen Plaka steht am Treppenaufgang zur Akropolis seit dem Jahr 2000 eine Gedenkstele für Konstantinos Koukidis.
Die Übersetzung des griechischen Textes lautet:
„Am 27. April 1941, dem Tag des Einmarschs der deutschen Truppen in Athen, verweigerte Konstantin Koukidis, Wächter der griechischen Flagge auf der Akropolis, die Übergabe, stürzte sich eingehüllt vom heiligen Fels, Vorkämpfer des Widerstandskampfs - Säule errichtet durch die Gemeinde Athen in der Amtszeit des Bürgermeisters Dim. L. Avramopoulos, in Zusammenarbeit mit der Vereinten nationalen Widerstandsbewegung im Jahre 2000“
Literatur / Medien:
Nessou, Anestis: Griechenland 1941-1944, Deutsche Besatzungspolitik und Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung - eine Beurteilung nach dem Völkerrecht, Göttingen 2009, S. 198; Weber, Johanna: Gesichter aus dem griechischen Widerstand (mit Kurzbiografien von Tassoula Vervenioti), Athen 1996, S. 25 und 53; Biza, Maria: Übersetzte Zyklen von Jannis Ritsos, In: Kambas, Chryssoula/ Mitsou, Marilisa (Hg.): Die Okkupation Griechenlands im Zweiten Weltkrieg. Griechische und deutsche Erinnerungskultur, Köln 2015, S. 453-466; de.wikipedia.org/wiki/Manolis_Glezos; de.wikipedia.org/wiki/Apostolos_Santas; de.wikipedia.org/wiki/Konstantinos_Koukidis