Region Marken / Provinz Macerata

Der Ort
Eingang zum ehemaligen LagerSforzacosta ist eine ca. 8 Kilometer südwestlich des Hauptortes gelegene Teilgemeinde (ca. 2.000 Einwohner/innen) der Provinzhauptstadt Macerata in den Marken.
Der Ort ist von Macerata aus auf der SP77 in Richtung Urbisaglia zu erreichen.

Die Ereignisse
Kriegsgefangenenlager PG 53
Nach dem italienischen Kriegseintritt wurde in Sforzacosta eine Fabrik zum Kriegsgefangenenlager vorwiegend für Briten, Australier und Neuseeländer umfunktioniert („Campo prigionieri di guerra 53"). In den Wirren nach der italienischen Kapitulation im September 1943 gelang den dort Gefangenen die Flucht.

Internierungslager auch für Jüdinnen und Juden
Mit dem Beginn der deutschen Besatzung wurde das ehemalige Kriegsgefangenenlager - wie das in Servigliano - auf Befehl der deutschen Militärorgane zur Internierung von Gefangenen unterschiedlicher Herkunft verwendet. Das von Italienern geleitete und von Carabinieri bewachte Lager, in das Ende September 1943 die ersten jüdischen Internierten aus anderen Orten (Urbisaglia, Gedenktafel am ehemaligen LagerPollenza und Petriolo) verlegt wurden, stand ab 23. Oktober 1943 unter dem Kommando der deutschen Ortskommandatur (Voigt, S. 358). Trotz anderslautender deutscher Befehle wurde ein Teil der jüdischen Insassen in andere Orte der Provinz, u.a. 50 Frauen und Männer „jüdischer Rasse" nach Pollenza in das frühere Frauenlager in der Villa Lauri, verlegt. Die verbliebenen Jüdinnen und Juden wurden im März 1944 von der SS in das Konzentrationslager Fossoli gebracht, von wo aus die Deportation in deutsche Vernichtungslager erfolgte.
Danach wurde das Lager noch bis Zerstörung durch einen alliierten Bombenangriff im Mai 1944 als Gefängnis für Mitglieder des Widerstands und junge Männer, die sich durch Flucht dem Wehrdienst entzogen hatten, verwendet.

Gedenken
Mit einer schlichten Tafel an der Außenmauer des ehemaligen Lagers wird seit dem Jahr 2003 unterschiedslos aller zwischen 1940 und 1944 Internierten des „Campo di Concentramento" Sforzacosta gedacht.

Literatur / Medien:
Capogreco, Carlo Spartaco: I campi del duce - L'internamento civile nell'Italia fascista (1940-1943), Turin 2004; Voigt, Klaus: Zuflucht auf Widerruf – Juden und andere Verfolgte des Hitlerregimes in Italien 1933–45, Band 2, Stuttgart 1993; www.storiamarche900.it/main?p=storia_territorio_sforzacosta; www.campifascisti.it/scheda_campo.php?id_campo=348; en.wikipedia.org/wiki/List_of_World_War_II_prisoner-of-war_camps_in_Italy