Region Abruzzen / Provinz Teramo
Der Ort
Der Bosco Martese (auch: Bosco Martesa) ist ein zum Gemeindebezirk Rocca Santa Maria gehörendes Waldstück im abruzzischen Apennin auf ca. 1.400 Metern Höhe. Das Gebiet liegt im Nationalpark Gran Sasso und Monti della Laga.
Die Gedenkstätte oberhalb von Ceppo, wo es in der ehemaligen Casa Cantoniera heute ein Besucherzentrum des Nationalparks gibt, ist von Teramo auf der SS 80 / SP 48 zu erreichen (ca. 40 km).
Das Ereignis
„La prima Battaglia in campo aperto della Resistenza Italiana"
Unmittelbar nach dem Kriegsaustritt Italiens am 8. September 1943 und der anschließenden Besetzung durch Truppen der deutschen Wehrmacht gingen viele Männer - viele versprengte italienische Soldaten, die sich der Verhaftung und anschließender Deportation (siehe auch: italienische Militärinternierte) entziehen wollten und Antifaschisten - aus Teramo und Umgebung in die Berge um die Monti della Lega. Zu ihnen stießen viele aus Lagern wie Sforzacosta und Servigliano geflohene britische, kanadische, australische und jugoslawische Kriegsgefangene. „Sie hatten sich mit Waffen versorgt und waren durch ständigen Zuzug von Freiwilligen aus der Umgebung binnen einer Woche auf 1.600 Mann angewachsen" (Gentile, S. 89).
Das Kommando der Gruppe hatte sich in der Casa Cantoniera in Ceppo im Bosco Martese eingerichtet, als sie am Morgen des 25. September 1943 die Nachricht erreichte, dass eine große motorisierte und mit schwerer Artillerie bewaffnete deutsche Einheit auf dem Weg zu einer Durchkämmungsaktion des Gebietes auf dem Weg sei. (Um welche Einheit(en) es sich exakt handelte, ist nicht bekannt. Zu diesem Zeitpunkt sollen sich nach „Atlante delle Stragi Naziste e Fasciste in Italia" zwei Battaglione der 2. Fallschirmjäger-Division in Teramo aufgehalten haben.)
Die Partisanen zogen sich daraufhin in schwer zugängliches Gebiet zurück und erwiderten von dort aus den Angriff der Deutschen. Nach ca. dreistündigem Kampf, bei dem es auf beiden Seiten Verluste erlitten, zogen sich die deutschen Truppen zurück. Von den sieben Gefangenen, die sie an einem Vorposten der Partisanen gemacht hatten, erschossen die deutschen Soldaten auf dem Rückzug nach Torricella fünf Männer am Straßenrand, zwei konnten fliehen.
In den folgenden Tagen wurden im Bosco Martese noch weitere Menschen umgebracht, unter ihnen auch der Arzt Dr. Mario Capuani, Mitbegründer des antifaschistischen Partito d'Azione von Teramo.
Ferruccio Parri, Ministerpräsident der ersten Regierung des befreiten Italien, bezeichnete die Ereignisse im Bosco Martese als „la prima Battaglia in campo aperto della Resistenza Italiana" („in campo aperto" - im freien Gelände - als Unterscheidung zu den Kämpfen an der Porta San Paolo am 10. September 1943 in Rom).
Gedenken
Gedenkstätte für die Opfer der Battaglia di Bosco Martese
Im Jahr 1982 wurde oberhalb von Ceppo eine monumentale Gedenkstätte in Erinnerung an die Opfer des Kampfes im Bosco Martese errichtet.
Gedenkstätte am Ort der Erschießung
Eine weitere Gedenkstätte befindet sich an der Straße hinauf nach Ceppo, an jenem Platz, an dem die Deutschen am 25. September 1943 die fünf Männer erschossen. Sie wurde 1999 errichtet.
Sentieri della Resistenza
Im Jahr 2017 wurde beschlossen, dass im Nationalpark Gran Sasso und Monti della Laga zwei Wanderwege über die Wege der Partisanen ausgewiesen werden sollen.
Literatur / Medien:
Bocca, Giorgio: Storia dell'Italia partigiana. Settembre 1943 - Maggio 1945, Mailand 2010, S. 75-77; Gentile, Carlo: Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943–1945, Paderborn 2012, S. 89; Auszug aus der deutsch-italienischen Datenbank „Atlante delle Stragi Naziste e Fasciste in Italia" für Bosco Martese; it.wikipedia.org/wiki/Battaglia_di_Bosco_Martese; www.anpi.it/donne-e-uomini/2033/mario-capuani