Die deutsche Wehrmacht war auf den Fall „Achse“, den Kriegsaustritt Italiens, vorbereitet und konnte nach dem 8. September 1943 innerhalb weniger Tage und Wochen überfallartig und häufig mit brutalen Methoden eine Million Angehörige der italienischen Armee entwaffnen. Nach einem Befehl Hitlers vom 20. September 1943 galten diese Soldalten nicht als Kriegsgefangene im Sinne der Genfer Konvention von 1929, sondern erhielten den Sonderstatus von so genannten „Italienischen Militärinternierten“ (IMI), in Deutschland umgangssprachlich auch „Badoglios“ genannt (vgl. Badoglio). Wer sich von ihnen nicht der deutschen Wehrmacht anschloss und nicht untertauchen (vgl. Frauenwiderstand) bzw. dem bewaffneten Widerstand anschließen konnte, wurde nach Deutschland deportiert und zur Zwangsarbeit für die Kriegswirtschaft eingesetzt. Dieses Schicksal erlitten ungefähr 600.000 am Tag der Besetzung Italiens vor allem in Norditalien, auf dem Balkan (Jugoslawien, Kroatien, Albanien und Griechenland) stationierte Soldaten, die als „Militärinternierte“ dem Schutz de Völkerrechts, damit auch der Betreuung durch das Rote Kreuz entzogen und erbarmungsloser Ausbeutung unterworfen wurden. Sie wurden innerhalb weniger Wochen nach Deutschland und in Lager im besetzten Polen deportiert. Nach Schätzungen fielen ca. 45.000 von ihnen den Folgen der unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen in Lagern und Betrieben, aber auch Mordaktionen und dem Untergang ganzer Transportschiffe zum Opfer. Nach 1945 erhielten ehemalige Militärinternierte keinerlei Entschädigung vom deutschen Staat. Auch das deutsche Gesetz zur Entschädigung für Zwangsarbeit aus dem Jahr 2000 schloss sie von Leistungen aus. Die aus den Lagern zurückgekehrten Militärinternierten haben sich 1946 in der Associatione Nazionale Ex Internati (A.N.E.I.) zusammengeschlossen.
Literatur / Medien:
Schreiber, Gerhard: Deutsche Kriegsverbrechen. Täter, Opfer, Strafverfolgung. München 1996, S. 39 ff; Derselbe: Die italienischen Militärinternierten im deutschen Machtbereich. 1943–1945. Verraten – verachtet – vergessen, München u. a. 1990; Andrae, Friedrich: Auch gegen Frauen und Kinder. Der Krieg der deutschen Wehrmacht gegen die Zivilbevölkerung in Italien 1943–1945. München- Zürich 1995, S. 48 ff.; Cajani, Luigi: Die italienischen Militärinternierten im nationalsozialistischen Deutschland. In: Ulrich Herbert, Europa und der „Reichseinsatz“. Ausländische Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge in Deutschland 1938–1945. Essen 1991, S. 294 ff.; Hammermann, Gabriele: Zwangsarbeit für den „Verbündeten“. Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Militärinternierten in Deutschland 1943–1945. Tübingen 2002; Calossi, Leonardo: Anmerkungen zu einer Internierung in Deutschland 1943–45. Zwangsarbeit am Beispiel eines Italienischen Militärinternierten. Ebertshausen 2003; www.deportati.it/lager/default.html ; de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rinternierte; www.berliner-geschichtswerkstatt.de/zwangsarbeit/imi-infos.htm