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Avignon

Region Provence-Alpes-Côte-d'Azur, Departement Vaucluse

Der Ort
Hauptstadt des Departements Vaucluse am Zusammenfluss von Rhone und Durance, 91.920 Einwohner*innen, im Ballungsraum über 500.000 (Zahlen von 2017). Antike Gründung, von 1309 bis 1423 Papstsitz. Der Papst regierte Avignon und die umgebende Grafschaft 'Comtat Venaissin' durch einen Legaten; die Gebiete kamen erst während der französischen Revolution wieder zu Frankreich. Bahnhof und TGV-Bahnhof; Avignon liegt an den Nord-Südstraßen N 7 und A 7; vom Marseille 105 km (A 55/A 7), von Paris 700 km (A 5/A 6/A 7).

Papstpalast; Quelle:Jean-Marc Rosier, Wikipedia, CC BY-SA 3.0 Pont d'Avignon; Quelle: Jean-Marc Rosier, Wikipedia, CC BY-SA 3.0

Die Ereignisse
Avignon lag zunächst in der nicht besetzten (Süd-)Zone. Die Stadt wurde im November 1942 von der deutschen Wehrmacht besetzt. Ab 1943 befand sich hier das Oberkommando der 19. Armee. Die Wehrmacht war – neben der SS - beteiligt an der Shoah, der Aushebung von STO-Zwangsarbeitern und dem Kampf gegen die Résistance. Avignon wurde kampflos am 25. August 1944 von US- und frz. Truppen befreit.

Tafel deportierte jüdische Schüler, Lycée Aubanel Tafel Léon und Barki Synagoge

Judenverfolgung und -deportationen
In Avignon gab es jüdische Einwohner*innen seit dem 1. Jahrhundert. Nach der Invasion der Deutschen (Mai 1940) flüchteten zahlreiche Juden in das nicht besetzte Avignon. Im August 1942 machte die Vichy-Regierung in Avignon – wie in der gesamten Südzone – in Razzien Jagd auf Juden – insbesondere ausländische und staatenlose. Viele wurden im September über das Lager Drancy bei Paris in die Vernichtungslager deportiert.
Weitere Verhaftungen und Deportationen durch die deutschen Besatzer erfassten die Juden Avignons zwischen Februar 1943 und Juli 1944, darunter 54 Kinder, das jüngste war 29 Tage alt. Im gesamten Departement Vaucluse wurden 422 Juden in die Lager deportiert – nur ganz wenige überlebten. Heute gibt es wieder eine Synagoge (2 Place Jérusalem).

Mémorial Déportation Juifs, Rocher des Doms

Gedenken
An die Judenverfolgung und -deportationen erinnert eine Tafel am Lycée Aubanel, auf der insbesondere der Kinder gedacht wird - 11000 jüdische Kinder wurden in Frankreich, 49 im Departement Vaucluse deportiert (14 Rue Palapharnerie). Das Mémorial von 2010 ist den Juden des Departement Vaucluse gewidmet, „die zwischen 1942 und 1944 in die Nazi-Vernichtungslager deportiert worden sind.” Es erinnert auch an die jüdischen Menschen, die die Lager überlebt haben oder aus den Zügen springen und sich retten konnten. Eine große Tafel ist an einer Mauer des Rocher des Doms befestigt (2 Montée des Moulins, oberhalb des Papstpalastes und der Kathedrale).

Rathaus-Halle: Tafel getötete Deportierte und Résistants; Foto: H. Oberhofer Tafel Kriegs- u. Bombenopfer, Mairie Eingangshalle

An die Toten des Kriegs, insbesondere auch die Widerstandskämpfer und Deportierten sowie die fast 300 Opfer der (alliierten) Bombardierung des Bahnhofs und weiterer Anlagen erinnern zwei große Tafeln in der Eingangshalle des Rathauses (Place de l'Horloge).

Widerstand und Repression
1940-1942 machten Gruppen der Widerstandsbewegungen mit Flugblättern Stimmung gegen das Vichy-Regime und die deutsche Besatzung und kamen Flüchtigen zu Hilfe kamen. Bei den Eisenbahnern des wichtigen Eisenbahnknotenpunktes waren Résistance-Fer, Franc Tireurs et Partisans Français (FTP) und die Kommunisten aktiv. Eine spektakuläre Aktion gelang ihnen am 19./20. Februar 1944. Im Bahnbetriebswerk 'Dépot de la Rotonde' wurden 20 Lokomotiven und die Drehscheibe durch Sprengstoff stark beschädigt und für mehrere Wochen außer Betrieb gesetzt.

Gedenken
An zwei Stellen wird an die Aktionen und die Toten der Eisenbahner erinnert. Am Stadtbahnhof werden die 57 während des Kriegs gestorbenen Eisenbahner geehrt. Eine weitere Tafel hebt hervor: „1943 wurden von diesem Bahnhof 1782 junge Männer aus dem Vaucluse unter Zwang und Drohung zur (STO-) Zwangsarbeit nach Nazi-Deutschland geschickt. Im Gedenken an diejenigen, die nicht zurückgekehrt sind und an diejenigen, die später an den Folgen gestorben sind” (vor einem Personalgebäude am Stadtbahnhof).

Gedenktafel am Stadtbahnhof Denkmal Dépot de la Rotonde/SNCF

An die Sprengung der Lokomotiven erinnert ein Denkmal am Ort des Geschehens, dem Betriebswerk der SNCF. Das Denkmal widmen die FTP-Kämpfer ihren 14 Kameraden, die im Widerstand gefallen sind. Ein Mensch hält in einer Hand einen Schraubenschlüssel und in der anderen eine (Basken-) Mütze. Auf einer weiteren Tafel wird der 18 „Eisenbahner des Depots gedacht, die während der deutschen Besatzung für Frankreich gefallen sind” (Dépot de la Rotonde, 57 Avenue Pierre Semard).

 

Literatur/Medien
Petit futé. Guide des lieux de mémoire, Paris 2005, S. 332
http://www.museedelaresistanceenligne.org/media.php?media=1472&popin=true
(LokSabo.)
http://www.digger-journal.net/wp-content/uploads/2014/02/Der-Midi-im-Sommer-1944.-R%C3%A9sistance-und-deutsche-Besatzungstruppen-im-Rekurs-auf-die-Tagesmeldungen-der-19.-Armee-deutsch.pdf

http://mvr.asso.fr/front_office/fiche.php?idFiche=226&TypeFiche=4
(ORA)
http://www.ajpn.org/commune-Avignon-en-1939-1945-84007.html

http://www.ajpn.org/departement-vaucluse-84.html

https://fr.wikipedia.org/wiki/Synagogue_d'Avignon

https://de.wikipedia.org/wiki/Avignon