Region Provence-Alpes-Côte-d'Azur, Departement Alpes-Maritimes
Der Ort
Stadt von 50396 Einwohner*innen (2017), „Stadt der Düfte und des Parfums“ an der Route Napoléon. Bahnhof (Züge ↔ Cannes-La Bocca). Mit dem Auto von Cannes 19 km (D 6185 + Route Napoléon), von Nice/Nizza 37 km (M 6098, M 6007, D 2085, D 7).
Die Ereignisse
In Grasse und in den umliegenden Dörfern und Wäldern wurden Résistants besonders nach der alliierten Landung in der Normandie (6. Juni 1944) aktiv: STO-Verweigerer, die der Zwangsarbeit in deutschen Rüstungsfabriken entfliehen wollten, hatten die Reihen der Maquis gestärkt. In Erwartung der alliierten Landung in der Provence (sie sollte am 15. August 1944 erfolgen) nahmen Sabotagen an Bahnmaterial und Telefonleitungen, Attacken auf Wehrmachts-Konvois zu, ebenso die Repression der Besatzer und ihrer frz. Helfer, z.B.der Milice.
Jean Autran, 43 Jahre, aktiv im Spionage-Netzwerks Alliance, wurde nach 1 ½-jähriger Haft am 1./2 September 1944 - zusammen mit hundert anderen Alliance-Mitgliedern - im KZ Natzweiler-Struthof erschossen; näheres siehe dort.
Marcel Baille, Bauer, 17 Jahre, wurde bei einem Zusammenstoß zwischen einer FTP-Kompanie und deutschen Soldaten im nahen Gourdon verwundet und anschließend zu Tode gefoltert; zwei weitere FTP wurden getötet;
Yves Baudoin konnte entkommen, er kämpfte nach der Befreiung von Grasse in den italienischen Alpen weiter gegen die Deutschen, wo er im September 1944 gefangen genommen und erschossen wurde.
Joseph Lajoux, 75 Jahre, Hotelier, tätig für die Widerstandsgruppe Jean Bart, wurde im Gefängnis von Grasse verhört und gefoltert. Er wurde in seiner Zelle erhängt, seine Folterer waren erbost darüber, dass er nicht reden wollte.
Jean Vera, 21 Jahre, FTP-Mitglied, wurde im August 1944 in das KZ Neuengamme deportiert, in Wilhelmshaven bei dem Bau eines U-Boot-Bunkers eingesetzt, Ende April 1945 vom Roten Kreuz in Sandbostel („Kranken- und Sterbelager“) befreit und starb kurz danach (alle Angaben aus http://maitron-en-ligne.univ-paris1.fr /Jean Louis Panicacci)
Jordan Ovtcharov
Der aus Bulgarien stammende ehemalige Spanienkämpfer kam 1939 nach der Niederlage der spanischen Republik nach Frankreich (vgl. Retirada), schloss sich der Résistance und war ab 1942 aktives Mitglied der FTP-MOI im Raum Marseille. Ab Ende 1943 war er an Aktionen in den Alpes-Maritimes beteiligt, rekrutierte polnische Deserteure, sowjetische Kriegsgefangene der Wehrmacht und ehemalige italienische Soldaten für verschiedene Maquis in den angrenzenden Alpes de Haute-Provence. Auf dem Weg zu einem Treffpunkt wurde er von deutschen Soldaten gestoppt. Er flüchtete sich in den teils unterirdischen Siagne-Kanal, wurde aber an einem Ausgang gefasst und erschossen. Am Ort des Geschehens wurde eine Gedenktafel für ihn angebracht (Canal de la Siagne, Quartier Saint-Jacques La Folie, Grasse)
Grasse wurde am 24. August 1944 von US- und frz. Truppen befreit.
Gedenken
Das 'Monument Résistance et Déportation' ehrt die Helden und Märtyrer von Resistance und Deportation: „Den Patrioten der Résistance, gestorben für Frankreich… (es folgen die Namen). Die dankbare Stadt Grasse.“ Auf der Linken Seite des Denkmals schaut ein Gefangener durch das vergitterte Fenster. Rechts ist ein 'Totentanz' abgebildet, ein Deportierter steht aufrecht, um ihn herum und zu seinen Füßen befinden sich Kadaver. Der Appell de Gaulles vom 18. Juni 1940 soll die Résistance symbolisieren. 36 Personen werden namentlich genannt (am Cours Honoré Cresp, am Ende des Place du Jeu de Ballon).
Literatur/Medien
Panicacci, Jean-Louis: Les Alpes-Maritimes dans la guerre 1939-1945, Clermont-Ferrand 2013
http://www.fotos-reiseberichte.de/cotedazur/grasse.htm
https://fr.wikipedia.org/wiki/Histoire_de_Grasse (zu 2. WK nichts)
http://fr.wikipedia.org/wiki/Grasse (zu 2. WK nichts)
http://maitron-fusilles-40-44.univ-paris1.fr/spip.php?article185562&id_mot=38 (Ovtcharov)