Bezirk Taurage
Der Ort
Die Stadt liegt am Nordufer des Flusses Nemunas (Memel), gleichzeitig an der Grenze zur russischen Region Kaliningrad; auf der anderen Seite des Flusses liegt die Stadt Sowjetsk, das frühere deutsche Tilsit. Von beiden Städten aus führt die Straßenverbindung A 12 über Tauragė, Šiauliai nach Riga , ebenso Bahnlinien nach Riga und nach Klaipėda. Pagėgiai (früherer deutsche Name: Pogegen) gehörte zu dem 1923 von Litauen annektierten, zuvor ostpreußischen Memel-Klaipeda-Gebiet, die Stadt hat (2005) ca. 2.500 Einwohner und ist von Klaipeda aus (ca. 90 km) auf der Straße Nr. 142 oder von Tauragė aus (ca. 40 km) auf der A 12 erreichbar.
Die Ereignisse
Nach dem deutschen Einmarsch in Litauen im Juni 1941 unterhielt die deutsche Wehrmacht am Rand von Pagėgiai – wie in Šilutė (früherer deutscher Name: Heydekrug) – ein Kriegsgefangenenlager (Oflag 53). Die Aussagen in mehreren Strafverfahren vor litauischen und deutschen Gerichten nach 1945 ergeben folgendes Bild:
Auf offenem Feld, von Stacheldraht eingezäunt, mussten zunächst 4.500 Gefangene unterkommen, ab Oktober 1941 kamen tausende Kriegsgefangene in Transporten hinzu, die alle in Erdhöhlen, später zu Erdbunkern ausgebaut, hausen mussten. Insgesamt sollen bis Mitte 1942 ca. 24.000 Kriegsgefangene das Lager in Pagėgiai „durchlaufen“ haben. Die Nahrungs- und medizinische Versorgung war so miserabel, dass Tausende der Gefangenen an Hunger und Krankheiten zu Grunde gingen. Im Sommer 1942 erschossen die deutschen Wachen bei einem Massenprotest dutzende Gefangene. Im Lager selbst wurde mit Hilfe von Spitzeln und mit brutalen Verhörmethoden nach sowjetischen Funktionsträgern („Kommissaren“), nach Juden und nach weiblichen Rotarmisten gesucht; die Festgenommenen wurden regelmäßig der Staatspolizei Tilsit übergeben, die die Opfer ermordete, nachdem die SS-Zentrale in Berlin die Exekution in jedem Einzelfall genehmigt hatte. Das Lager wurde im Juli 1942 geschlossen, etwa 800 Gefangene wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert. Dokumente, Berichte und nach der Befreiung 1944 entdeckten Massengräber machen die Schätzung von 8.000 bis 10.000 Opfern allein in diesem Lager plausibel. (Kommissarbefehl)
Hier Fotos der Gedenkstätte für die ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen: