Schriftgröße A A A

Oullins

Region Rhône-Alpes, Departement Rhône

Der Ort
Stadt von fast 26000 Einwohner/innen rechts der Rhône, gehört zur Metropolregion Lyon, Standort einer großen Eisenbahnwerkstatt, Bahnhof und U-Bahn. Von Lyon mit der Metro B bis Gare d'Oullins (Endstation).  

Die Ereignisse
Claude Jordery, Eisenbahner und sozialistischer Bürgermeister von Oullins, hatte 1940 als Abgeordneter der Nationalversammlung gegen den Blankoscheck für Pétain gestimmt und war aktiv im Regionalkomitee der Front National (Résistance); er wurde 1944 von französischer Milice und Gestapo verhaftet undin das KZ Dachau deportiert; von dort wurde er im November 1944 in das KZ Bergen-Belsen „überführt“, wo er am 9. Februar 1945 ums Leben kam.

Bahnwerkstatt 'Technicentre d 'Oullins'; Eric Dessert, ©  Région Rhône-Alpes, inventaire du patrimoine culturel, 2008 Résistance-Denkmal, Jordery

Die Eisenbahnwerkstatt Dépot d'Oullins (heute: Technicentre SNCF d'Oullins)war ein Zentrum des regionalen Arbeiterwiderstands, u.a. der Gewerkschaft CGT und der Kommunistischen Partei und (beide ab 1939/40 illegal). Einen ersten Proteststreik gab es im Oktober 1941, der nächste war das Signal für breite Arbeitsniederlegungen in der Region. Am 13. Oktober 1942 protestierten 3000 Arbeiter gegen die zwangsweise Einziehung von über 30 Beschäftigen des Depots zur Arbeit für die deutsche Reichsbahn und Rüstungswirtschaft (im Rahmen der Relève, Vorläufer der STO-Zwangsarbeit; vgl. auch die Anti-STO-Proteste an den Bahnhöfen von Montluçon und Romans).
Trotz der Repression – noch in der folgenden Nacht wurden 27 Arbeiter verhaftet - breitete sich die Streikbewegung auf weitere Bahn- und Metallbetriebe in der Region Lyon/Vénissieux aus und umfasste bis zu 12000 Streikende. Zum ersten Mal brachten alle Widerstandsorganisationen ein gemeinsames Flugblatt heraus. Das war auch der Beginn einer Politisierung der Résistance. Der Streik wurde zwar nach einigen Tagen beendet, aber in der Folge bliebe die Zahl der ausgehobenen STO-Zwangsarbeiter weit hinter den von Fritz Sauckel geforderten Zahlen zurück.
Auch nach der Besetzung der Südzone durch die Wehrmacht ab 10. November 1942 gab es 1943 und 1944 weitere Proteste und Aktionen. Am 8./9. August 1944 drang ein Trupp von Gestapo- und PPF-Männern in die Werkstatt ein und erschossen den Gewerkschafter und FTP-Aktivisten Marius Chardon vor den Augen seiner Kollegen.

Totendenkmal Straßenschild für erschossene Résistants

Gedenken
Das Totendenkmal erinnert auf gesonderten Tafeln an die Opfer des Vichy-Regimes und der deutschen Besatzer (2 Boulevard Emile Zola = Square Léon Blum); darunter sind der ehemalige Bürgermeister Claude Jordery, und am 1944 von den Deutschen erschossenen Résistants Maurice Engel, René Gimet, Marius Bourrat. Eine breite Initiative macht sich für den Umbau des alten Bahnhofs zu einem 'Eisenbahn und Eisenbahner-Museum' stark (Musée du rail et de la vie cheminote d'Oullins); dabei soll auch der Widerstand der Eisenbahner gewürdigt werden.

(alter) Bahnhof Namen von Résistants Gedenktafel an Eisenbahner (Bahnhof)

In der Mitte des Denkmals für 33 ums Leben gekommene Résistants findet sich eine Büste des Widerstandskämpfers Claude Jordery „1876-1945, Abgeordneter, Bürgermeister von Oullins, Generalrat, gestorben in der Deportation“.

An die toten Eisenbahner wird an verschiedenen Orten erinnert:  Eine Stele wurde 2015 am Vorplatz des neuen (Regional-)Bahnhofs aufgestellt. Auf der Tafel werden die Namen der während der Kriege ums Lebens gekommen Eisenbahner genannt, u.a. André Péligri, bei der Befreiung von Oullins getötet, und Maurice Engel, erschossen von den Deutschen.  (Die Gedenktafel war früher Bestandteil der Stele für Maurice Chardon in der Bahnwerkstatt, siehe unten; vgl.
http://www.cheminots.net/forum/topic/35440-ateliers-doullins-des-protos-des-machines-des-hommes/ )

Gedenken an Eisenbahner in der Bahnwerkstatt Stele Marius Chardon in Bahn-Werkstatt (Ausschnitt) Gedenken an M. Chardon in der Metrostation

Im Hof des Technicentre d'Oullins werden auf zwei Tafeln die während der beiden Weltkriege gestorbenen Eisenbahner der Werkstatt geehrt. Der von Gestapo und kollaborierenden PPF-Männern erschossene Maurice Chardon wird durch eine Stele nahe der Kesselwerkstatt geehrt, wo der Mord geschah. Auf den Tafeln ist zu lesen: „Hier wurde am 9. August 1944 der Patriot Maurice Chardon ermordet“ und „Für Dich und für alle, die sich geopfert haben. Vergessen hieße verraten – (die Gewerkschaften) CGT, CFDT, CGT/FO, FAC.“ Belegschaft und Direktion kommen auf dem Gelände des SNCF-Technicentre jeweils am 8. Mai und am oder um den 8. August zu einer Gedenkzeremonie zusammen (25ter, Quai Pierre Semard, im Nachbarort La Mulatière). Auch im U-Bahnhof (Gleis 1) wird an Maurice Chardon erinnert, nach dem auch ein kleiner Platz in der Nähe des alten Bahnhofs benannt ist (gegenüber 53 Rue Pierre Semard in Oullins).

Literatur/Medien
Dictionnaire historique de la Résistance, Paris 2006, S. 617

http://museedelaresistanceenligne.org/media6527-Ateliers-de-chaudronnerie-des-ateliers-SNCF-da

http://www.fondationresistance.org/documents/cnrd/Doc00207.pdf

http://www.cheminots.net/forum/topic/30832-gr%C3%A8ve-des-cheminots-doullins-sous-occupation-allemande/

https://fr.wikipedia.org/wiki/Claude_Jordery

https://fr.wikipedia.org/wiki/Oullins