Die Ereignisse
Grenoble hat unter den Besatzungen schwer gelitten: 840 Bewohner/innen wurden erschossen, 1150 in die KZ deportiert, mehr als die Hälfte kehrte nicht zurück. Während der italienischen Besatzungunter General Di Castiglione gab es zunächst wenig Zwischenfälle. Nach den Anschlägen auf das Armee-Hauptquartier im Frühjahr 1943 intensivierten die Italiener die Verfolgung des Widerstands. Der ehem. Bürgermeister Léon Martin wurde als Notabler im Lager Esseillon bei Modane interniert. Der Schütze eines tödlichen Attentats im Vorort Crolles durch vom italienischen Militärgericht in Breil-sur-Roya zum Tode verurteilt und am 29. Mai hingerichtet. Die Verantwortlichen des ersten Vercors-Maquis wurden im Frühjahr im nahen Villard-de-Lans festgenommen; Aimé Pupin, wurde in Fossano (I) interniert und war nach der Befreiung aus der Haft bei den Partisanen im Piemont aktiv.
Unter der deutschen Besatzung ab 9. September 1943 nahmen die Konflikte zu. Die Garnison der 157. Gebirgsjägerdivision unterstand General Karl Pflaum. Von Grenoble aus war sie 1944 an mörderischen Aktionen der sog. „Partisanenbekämpfung“, beteiligt, u.a. im Ain, Savoyen, Glières, Vercors, denen viele Zivilisten zum Opfer fielen. Die Gestapo ging brutal gegen den Widerstand vor und nahm die – unter den Italienern eingestellte - Judenverfolgung wieder auf (Sitz, Folterkeller im Haus 28 Cours Berriat; dort Gedenktafel).
Der erste Tote war André Abry; er wurde am 6. Oktober 1943 von einem deutschen Wachsoldaten erschossen, als er seine Garage öffnen wollte (Gedenktafel am Haus Rue Palanka Nr. 5). Am 11. November umzingelten deutsche Truppen die Demonstranten am Denkmal der Diables Bleus und nahmen 600 fest. 400 junge Männer wurden in die KZ deportiert, nur 102 überlebten.
Als Reaktion auf die Demonstration vom 11. November und die Sprengung des deutschen Waffendepots im November (s.o. Widerstand) wurde die Repression weiter verschärft. In einer groß angelegten Aktion unter Führung von August Moritz (SD Lyon) und Francis André, PPF, für die Milice wurden vom 25. bis 29. November gezielt die Führer der grenobler Résistance gesucht, elf erschossen, acht kamen in den KZ um, u.a. Gaston Valois, Jean Perrot, Jean Bistési, wenig später Doyen René Gosse. Die Blutwoche ist als „Sankt-Bartholomäus von Grenoble“ in die Annalen eingegangen (Video: http://www.youtube.com/watch?v=pjwLIJvUAu0; Denkmal am Place de la Résistance). Am 23. Dezember 1943 kreisten deutsche Polizeibataillone den Place Vaucasson, auf dem sich viele Menschen aufhielten, ein und nahmen mehrere Hundert Personen fest; etwa 100 wurden in die KZ deportiert, darunter 40 Juden. Am selben Tag wurde die Synagoge (Rue de Dominique Villars) durch Explosion zerstört. Die Gestapo verstärkte die Jagd auf Juden (vgl. Absatz 'Judenverfolgung'). Verhaftungen und summarische Erschießungen von Resistants oder Geiseln in der Stadt wurden fast alltäglich: Der Radrennfahrer Charles Berty wurde 1. Februar 1944 von der Gestapo verhaftet, ins KZ Mauthausen deportiert, wo er am 18. April 1945 starb. Am 14. August 1944 wurden 20 Vercors-Maquisards aus dem Gefängnis geholt und als Repressalie für die Erschießung von zwei deutschen Soldaten exekutiert. Im August 1944 wurden am Polygone zwei Massengräber entdeckt, schrecklich zugerichtete Leichen, nur die Hälfte konnte identifiziert werden.