Bezirk Tauragė
Der Ort
Die Stadt liegt ungefähr 30 km nördlich von Tauragė und zählt heute (2011) etwa 5.500 Einwohner. Man erreicht Šilalė von Klaipėda aus nach ca. 130 km über die A 1 /E 85, Abfahrt über Kvėdarna auf der Straße Nr. 164; in umgekehrter Richtung von Kaunas aus nach ca. 100 km, Abfahrt über die Straße Nr. 162 bis Šilalė .
Die Ereignisse
Šilalė wurde am ersten Tag nach dem Überfall auf Litauen (22. Juni 1941) von der deutschen Wehrmacht besetzt. Der Anführer der nationalistischen „Weißarmbinder“ wurde zum Chef der Polizei ernannt, die sofort mit der Verfolgung und Verhaftung der jüdischen Männer der Stadt und des Umlands begann. 135 Verhaftete wurden in die Synagoge gesperrt, von wo sie am 7. oder 8. Juli 1941 von Gestapo-Angehörigen (vermutlich) des „Einsatzkommandos Tilsit“, das im Grenzgebiet zu Deutschland mit der Verfolgung und Ermordung von Juden und Kommunisten beauftragt war, von Tauragė aus gemeinsam mit lokalen „Weißarmbindern“ zum Jüdischen Friedhof gebracht und sie dort erschossen. Die zurückgebliebenen jüdischen Frauen und Kinder wurden im September aufgefordert, Geld, Wertgegenstände und gute Kleidung an sich zu nehmen; danach wurden sie unter dem Vorwand, in der Kartoffelernte eingesetzt zu werden, in den Wald nahe dem Dörfchen Tūbinės gebracht. Dort wurden sie von litauischen Polizisten unter dem Kommando des Polizeidistriktchefs von Kvėdarna sowie deutschen Gestapo-Angehörigen (vermutlich wiederum vom „Einsatzkommando Tilsit“) erschossen und danach in vorbereiteten Gruben verscharrt. Das Massaker dauerte einen ganzen Tag. Die Kleider der Ermordeten und deren zurückgelassenen Wertgegenstände wurden später unter der litauischen Bevölkerung Šilalės vor Ort verteilt. Die genaue Zahl der Getöteten ist nicht bekannt. Eine sowjetische Kommission schätzte 1945 die Zahl der ermordeten Juden im Distrikt Šilalė auf 1.300 Menschen. Auch Juden aus Kvėdarna und anderen Nachbarorten wurden im Wald von Tūbinės ermordet. Wenige Juden haben überlebt, sie wurden von litauischen Bauern gerettet.
Gedenken
Für die Opfer von Šilalė gibt es drei Gedenkorte:
Gedenkort I für die am 7./8. Juli 1941 Ermordeten
Zum ehemaligen jüdischen Friedhof Šilalės gelangt man vom Zentrum der Stadt: am Ende der S. Dariaus- und S. Girėno Straße. (Nr. 165), direkt vor der Kreuzung Kvėdarna - Šilutė Straße, steht rechts ein blaue Hinweisschild (Zydu Genocido Auku Kapai). Auf ehemalige jüdische Friedhof ist heute eine Parkanlage. Im linken vordern Bereich liegt die Gedenkstätte Die Inschrift auf der alten Tafel lautet in Jiddisch, Hebräisch und Litauisch: „Ein Ort des Massenmords; an diesem Ort töteten 1941 Hitlers Mörder und ihre lokalen Helfer 112 Männer, Frauen und Kinder.“
GPS 55.48596139 22.17245472 / 55°29.1577'N 22°10.3473'E
Die beiden Gedenkorte bei Tūbinės