Region Venetien / Provinz Treviso

Der Ort
Treviso, Piazza del Quartiere LatinoTreviso ist der Hauptort der gleichnamigen Provinz in der Region Venetien und hat 83.950 Einwohner/innen (Stand 31. Dezember 2016). Der Ort ist über die Autobahn A27 Mestre (30 km) - Belluno (80 km), ab Ausfahrt Treviso Süd weiter über die SR53 zu erreichen.

Die Ereignisse
Nachdem sich das faschistische Italien - mit Deutschland durch die „Achse Berlin-Rom“ und den sogenannten „Stahlpakt" verbunden - am deutschen Überfall auf Jugoslawien (6. - 17. April 1941) beteiligt hatte, besetzte die italienische Armee Teile des in diverse Einflusssphären zerstückelten Landes entlang der Küste: Das italienische Besatzungsgebiet umfasste den Süden und Westen Sloweniens bis einschließlich Ljubljana und Teile von Dalmatien, einige Inseln sowie Teile von Montenegro und des Kosovo.

Deportation von Slowenen und Kroaten aus von Italien okkupierten Gebieten
Gedenktafel am früheren HospitalZwar fehlte der italienischen Besatzung die genozidale Komponente im Konzept der deutschen Okkupanten, die u.a. alle in ihrem Herrschaftbereich lebenden Slowenen „grundsätzlich als Staatsfeinde" stigmatisierten und entsprechend behandelten (Bundesarchiv, S. 45), sie war allerdings von Zwangsmaßnahmen, Geiselerschießungen sowie massenhaften Deportationen und Internierung von Zivilisten gekennzeichnet.
So erließ General Mario Roatta, ab Januar 1942 Oberbefehlshaber der 2. italienischen Armee, die 1941 von Istrien aus am Überfall auf Jugoslawien teilnahm und danach die italienischen Besatzungstruppen in den besetzten Gebieten stellte, am 1. März 1942 das berüchtigte Rundschreiben 3C („Circolare 3C"): In offenem Bruch mit dem Kriegsvölkerrecht wurden Offiziere und Kommandanten darin angewiesen, mit allergrößter Härte gegen den Widerstand der Bevölkerung vorzugehen (Prinzip des „Zahn um Kopf" statt „Zahn um Zahn").
Bereits einige Tage zuvor hatte Roatta in der Nacht vom 22. auf den 23. Februar 1942 das Stadtgebiet von Ljubljana mit einem Stacheldrahtzaun hermetisch abriegeln lassen und danach Durchkämmungsaktionen angeordnet. Mehrere hundert gefangengenommene slowenische Zivilisten (Schüler, Studenten, Intellektuelle, die im Verdacht standen, mit der slowenischen Befreiungsbewegung zu sympathisieren) wurden Mitte März 1942 - die Gefängnisse in Ljubljana waren längst überfüllt - in das gerade errichtete erste Konzentrationslager für Slowenen und Kroaten in Gonars deportiert.

Das Konzentrationslager Monigo in Treviso
Die Aufnahmekapazität des KZ Gonars war bereits nach kurzer Zeit erreicht, was zum Bau weiterer Konzentrationslager in Visco bei Palmanova, bei Padua, auf der italienisch besetzten dalmatinischen Insel Rab - und auch in Treviso führte.
Hier wurde die Caserma Luigi Cadorin im Vorort Monigo zum Konzentrationslager umfunktioniert. Die ersten slowenischen Gefangenen erreichten das Lager am 2. Juli 1942: 315 Männer, Frauen und Kinder, die während der großen Durchkämmungsaktion in Ljubljana und weitere 255 Zivilisten, die im Raum Logatec (ca. 30 km südwestlich der slowenischen Hauptstadt) verhaftet worden waren. Mit einem zweiten Transport wurden am 6. August 432 Menschen aus Novo Mesto und Kočevje nach Treviso deportiert. Weitere Transporte folgten, auch aus dem Konzentrationslager Kampor auf der dalmatinischen Insel Rab (wo die Sterberate der Insassen mit 19 % über der des deutschen KZ Dachau lag). Im Oktober 1942 waren über 3.400 Menschen im KZ Monigo inhaftiert.
Gedenkrelief am früheren HospitalDer Überfüllung des Lagers begegneten die Behörden mit der teilweisen Verlegung in andere Konzentrations- und Arbeitslager. Mangelernährung, Kälte und schlechte hygiensiche Bedingungen blieben jedoch an der Tagesordnung und führten dazu, dass zeitweise die Hälfte der 600 Betten des städtischen Krankenhauses in Treviso von Insassen des KZ Monigo belegt waren. Meist viel zu spät eingeliefert, konnte vielen der Patienten, die an katastrophaler Unternährung oder Tuberkulose litten, nicht mehr geholfen werden (Capogreco, S. 143).
In den 14 Monaten bis zur Schließung des Lagers starben über 230 Menschen, davon über 50 Kinder. Die meisten von ihnen wurden in Massengräbern verscharrt.
In den Wirren nach der Kapitulation der italienischen Truppen am 8. September 1943 konnten sich die damals noch im Lager verbliebenen Häftlinge - 1.623 Menschen nach der Zählung vom 1. September 1943 - in kleinen Gruppen in Richtung slowenischer Grenze absetzen, wo sich viele von ihnen der Widerstandsbewegung anschlossen (Capogreco, S. 258f.).

Gedenken an die KZ-Opfer
Caserma Luigi Cadorin
Die Cadorin-Kaserne wird nachwievor militärisch genutzt; Hinweise auf die frühere Nutzung gibt es nicht. Der Gemeinderat von Treviso plant jedoch, an der Außenmauer der Kaserne eine Gedenktafel anzubringen (Stand: Sommer 2018)
Treviso, Strada Feltrina 99 (SR 348)

Gedenktafel am ehemaligen Krankenhaus
Seit Januar 2013 hängt am ehemaligen Krankenhaus eine Gedenktafel mit Relief für „die Tausenden von Zivilisten, die in das Konzentrationslager Treviso (1942-1943) deportiert wurden. Viele der circa 200 Todesopfer, darunter 53 Kinder, starben an diesem Ort, damals das städtische Krankenhaus".
Das Gedenk-Relief von Debora Possamai ist das Ergebnis eines auch vom Geschichtsinstitut ISTRESCO unterstützten Wettbewerbs der Studenten des Liceo Artistico di Treviso.
Treviso, Piazza del Quartiere Latino

Gedenken an die Opfer der deutschen Besatzung
Rathaus
Im Atrium des Palazzo Trecento, dem Sitz des Gemeinderats von Treviso, befinden sich Gedenktafeln für während der deutschen Besatzung getötete Partisanen und in Lager deportierte Menschen aus Treviso.
Treviso, Piazza dei Seignori

Friedhof San Lazzaro
Gedenkstätte auf dem Friedhof San LazzaroEine erste Gedenkstätte für die Widerstandskämpfer aus Treviso, die im Kampf gegen die deutsche Besatzung ihr Leben verloren, wurde im Jahr 1946 auf dem Cimitero San Lazzaro erichtet. Seit 1994 steht dort das neue Mausoleum. Dort ist - außer den Namen der zum Teil auch dort begrabenen Opfer - zudem eine Tafel mit den berühmten Sätzen „Se voi volete..." von Piero Calamandrei, Professor für Zivilprozessrecht, angebracht:
Se voi volete andare in pellegrinaggio nel luogo dove è nata la nostra costituzione,
andate nelle montagne dove caddero i partigiani, nelle carceri dove
furono imprigionati, nei campi dove furono impiccati. Dovunque è morto un
italiano per riscattare la libertà e la dignità, andate lì, o giovani, col pensiero
perché lì è nata la nostra costituzione.
(Wenn Ihr dorthin pilgern wollt, wo unsere Verfassung geschaffen wurde, geht
in die Berge, wo die Partisanen fielen, in die Gefängnisse, wo sie eingekerkert
waren, in die Lager, in denen sie hingerichtet wurden. Geht überall dorthin, wo
ein Italiener starb, um die Freiheit und die Würde zurückzuerlangen, geht dorthin,
oh Jugend, mit dem Gedanken, dass dort unsere Verfassung geschaffen wurde.)
Treviso, Strada Cimitero San Lazzaro

Einrichtungen:
Istituto per la storia della Resistenza e della società contemporanea della Marca trevigiana (ISTRESCO) Via S. Ambrogio di Fiera 60, 31100 Treviso; Tel.: 0422-410928, E-Mail: [email protected]; www.istresco.org

Literatur / Medien:
Bundesarchiv (Hg.): Europa unterm Hakenkreuz - Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941 - 1945), Dokumentenauswahl und Einleitung von Martin Seckendorf unter Mitarbeit von Günter Keber, Jutta Komorowski, Horst Muder, Herbert Stöcking und Karl Übel, Berlin 1992; Capogreco, Carlo Spartaco: I campi del duce - L'internamento civile nell'Italia fascista (1940-1943), Turin 2004; Meneghetti, Francesca: Di là del muro - Il campo di concentramento di Treviso (1942-43), Treviso 2012; anpimirano.it/2013/il-lager-di-monigo-treviso; campifascisti.it/scheda_campo.php?id_campo=83; de.wikipedia.org/wiki/KZ_Monigo